Regionaltafel der Bürgerinitiative „pro Region“

Neckarsulm: Leben und Arbeitswelt verändern sich massiv

Nachhaltige Innovation der Schlüssel zum Erhalt des Wohlstands der Menschen.

Von 
Werner Palmert
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Das Schwarz-Restaurant am Stiftsberg in Neckarsulm war in diesem Jahr Treffpunkt für die Teilnehmer der 23. Regionaltafel der Bürgerinitiative „pro Region“. Unser Bild zeigt die Offiziellen. © Werner Palmert

Main-Tauber-Kreis/Neckarsulm. „Das Thema Nachhaltigkeit wird auch für die künftige Entwicklung der Region und die Menschen eine zentrale Rolle spielen und mit der Erweiterung auf nachhaltige Innovationen der Schlüssel zum Erhalt unseres Wohlstandes sein“. Mit dieser Anmerkung umschrieb Friedlinde Gurr-Hirsch, Vorsitzende der Bürgerinitiative „pro Region“, in ihrem Grußwort die Problematik und den Kern der 23. Regionaltafel, zu der sich rund 120 Vertreter aus Wirtschaft; Politik, Kunst, Kultur und Verwaltung im Schwarz-Restaurant am Stiftsberg in Neckarsulm trafen.

Es sei nicht leicht in der aktuellen Zeit voller Krisen, Umbrüche und großer Disharmonie zwischen den großen Wirtschaftsmächten. Besonders für junge Menschen bereite diese Situation große Sorgen um ihre Zukunft. Gerade deshalb schenke „pro Region“ dem Fragenkomplex „Nachhaltige Innovation - innovative Nachhaltigkeit“ größte Aufmerksamkeit. Der Ukraine-Krieg, der Gaza-Konflikt, Klimawandel, Transformation und Digitalisierung, der demografische Wandel oder der Fachkräftemangel und die noch immer bestehenden Nachwehen der Coronapandemie, all das beunruhige die Menschen und mache die aktuelle Situation einzigartig und besonders schwierig. Einen Hoffnungsschimmer sieht die Vorsitzende in den sich jetzt abzeichnenden Friedensgesprächen im Nahen Osten.

Der wohl alles überragende Aspekt dieser Krisen ist für Gurr-Hirsche der Klimawandel und die Frage, „wie wir unser Leben und unsere Wirtschaft so gestalten können, dass unsere Erde und ihre Ressourcen zu unser aller Wohl erhalten bleiben“. Deshalb sei das Thema des Abends so eminent wichtig. Innovationen in der Automobilbranche, aber auch in der Medizintechnik oder im Maschinenbau, seien dringend erforderlich, und hier sei die Region Heilbronn-Franken auf gutem Wege, diese Transformation erfolgreich umzusetzen. Einen wichtigen Bestandteil der Innovation sieht die Vorsitzende in der Künstlichen Intelligenz. KI bezeichne laut Definition die Fähigkeit von Computersystemen, Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliche

Intelligenz erfordern, wie Lernen, Problemlösungen und Sprachverständnis. KI-Systeme nutzen Algorithmen und maschinelles Lernen, um aus Daten zu lernen und Entscheidungen zu treffen. „Diese sehr simple Definition wird unser Leben und unsere Arbeitswelt massiv verändern“, so Gurr-Hirsch.

Dr. Malte Busch vom Fraunhoferinstitut für System- und Innovationsforschung am Innovations-Hub Heilbronn ist überzeugt davon, dass das Thema Nachhaltigkeit nur dann erfolgreich angegangen werden kann, wenn sich alle Teilnehmer ernsthaft darum bemühen und Innovationen gebündelt werden. „Die Mitarbeiter müssen die Innovationen annehmen, aber auch erkennen, dass nicht alle Innovationen automatisch nachhaltig sind.“ Busch sieht die Region auf dem richtigen Weg zur Nachhaltigkeit, dazu gehöre auch das Zusammendenken wichtiger ökologischer Dimensionen. Als Beispiel nannte er die in der Region Crailsheim ansässige Verpackungsindustrie, die bereits „recht gut unterwegs ist“. Auch andere große Firmen wie Würth oder Audi hätten erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht allein der schonende Umgang mit Ressourcen bedeute.

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Idee, die Region in den kommenden 25 bis 30 Jahren zur Nachhaltigkeits-Region umzubauen, ist für den Festredner, dass bereits jetzt Geschäftsmodelle und Prozesse kreislauffähiger gemacht werden. „Dazu müssen aber mutige Entscheidungen getroffen werden.“ Das bereits verabschiedete Klimaanpassungskonzept oder die Idee, Heilbronn zur „grünen Stadt“ Europas zu machen, seien erste Schritte in die richtige Richtung. Immerhin liege die Region Heilbronn-Franken im Innovationsindex für Baden-Württemberg bereits auf Platz fünf und bei den Schlüsseltechnologien rangiere Deutschland auf Platz sieben von insgesamt 35 Volkswirtschaften: Länder wie Singapur, die Schweiz, Japan und China lägen vor Deutschland. Bei der Fähigkeit zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen belege Deutschland allerdings nur Platz zwölf.

Für Malte Busch bedeutet das: „Wissen in marktfähige Innovationen umsetzen. Innovationen in Umsatz verwandeln“. Vielversprechende Entwicklungen sah der Redner in folgenden Bereichen: Umweltinnovationen, Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbare Energien und Patente. Um Nachhaltigkeit und Innovation zusammenzubringen, müsse man mutig sein, Alternativen suchen, gemeinsam gestalten, die Menschen mitnehmen und eine nachhaltige Innovationskultur fördern. Laut dem Kölner Institut für Wirtschaftsforschung (IW Köln) ist Baden-Württemberg eine der innovativsten Regionen der Welt und belegt im globalen Ranking hinter Massachusetts und Kalifornien Platz drei.

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