Main-Tauber-Kreis. Wenn am bundesweiten Warntag unter anderem die Sirenen ertönen, sollen damit die Warnsignale und -mittel erprobt werden. Am Donnerstag, 11. September, ist es wieder soweit. Dann startet um 11 Uhr der Alarm über verschiedenste Warnmittel. Die FN haben nachgefragt, wie es um den Katastrophenschutz im Kreis steht.
Eine Flut wie vor vier Jahren im Ahrtal, ein längerer Stromausfall wie im Juli in Spanien oder eine Massenkarambolage auf der Autobahn: In Sachen Katastrophenschutz gibt es viele Facetten, die die Verantwortlichen im Blick haben sollten. Im Landratsamt Main-Tauber, das auch die untere Katastrophenschutzbehörde beheimatet, fühlt man sich gut gerüstet, sollte die Region von einer Notsituation heimgesucht werden. Jürgen Segeritz, stellvertretender Leiter der Stabsstelle Brand-/Katastrophenschutz, Rettungswesen, sieht den Kreis gut aufgestellt: Von der Feuerwehr über DRK bis DLRG und THW.
Strukturen werden regelmäßig ergänzt
„Die Strukturen in den Hilfsorganisationen und den Verwaltungen sind vorhanden und werden regelmäßig, auch durch neue Ausstattung, erweitert.“ Und er ergänzt: „Die Zusammenarbeit ist auf allen Ebenen gut und zielorientiert. Das wird durch gemeinsame Übungen und Veranstaltungen verstetigt.“ Als sehr gut hebt Segeritz den Austausch und die Zusammenarbeit der verschiedenen Blaulicht-Organisationen sowohl untereinander als auch mit dem Führungsstab hervor.
Im Kreis gibt es zwei Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes, eine in Bad Mergentheim und eine in Tauberbischofsheim. „Der Fuhrpark ist relativ modern.“ In Sachen Technik habe man einen guten Zuwachs.
Übungen und Weiterbildung sind Alltag
Doch nicht nur das Material muss für einen Ernstfall vorhanden, sondern auch die ehrenamtlich Engagierten sollten darin ausgebildet sein. Auch in diesem Punkt liegt für die Verantwortlichen des Kreises nichts im Argen. „Übungen und Weiterbildungen sind Alltag in der Gefahrenabwehr, da man nie genug vorbereitet sein kann und sich stets auf immer wieder neue Gegebenheiten vorbereiten muss.“ Dies gelte auch für die Reservisten der Bundeswehr, die ebenfalls in unterschiedliche Szenarien miteingebunden werden.
Eingespielt sein, damit im Notfall alles sitzt: Dies gilt nicht nur für jede einzelne Organisation, sondern auch für das Zusammenspiel untereinander. „Und das soll auch grenzübergreifend funktionieren“, betont Segeritz. So treffen sich Feuerwehrleute mit ihren Kollegen aus Bayern zu gemeinsamen Übungen, etwa dem Löschwasserversorgungszug oder auch dem Zug für Technische Hilfeleistung. Auch DLRG oder THW schauen über die Grenzen und trainieren einen Katastropheneinsatz. „Sogenannte Vollübungen mit allen Blaulicht-Organisationen zählen auch bei uns zum Übungsprogramm, sind aber nur ein Baustein. Sie eignen sich jedoch nur bedingt als regelmäßige Einrichtung.“ In Vorbereitung ist derzeit eine Übung im Sanitätsbereich, bei der eine größere Masse an Verletzten versorgt werden soll.
Kompetente Köpfe kennen
Wichtig ist den Verantwortlichen das gegenseitige Verständnis. „Wir wollen den kurzen Draht zueinander haben und halten“, so Segeritz. Die Teams und damit die Menschen vor Ort zu kennen, ist also sinnvoll. Nicht nur das hatte der Bevölkerungsschutzkongress im vergangenen Jahr zum Ziel. In Königshofen trafen sich im Juli 2024 erstmals Vertreter aller Blaulicht-Organisationen aus dem Main-Tauber-Kreis sowie aus mehreren Nachbarkreisen zum gemeinsamen Austausch. „Im Krisenfall die kompetenten Köpfe kennen, um besser agieren zu können“, war die Intension von Kreisbrandmeister Andreas Geyer, der diesen Tag mit ins Leben gerufen hatte. Es ging also auch darum, sich mit der Arbeit der anderen Organisationen vertraut zu machen, deren Handeln zu verstehen und nachvollziehen zu können. Im Vordergrund stand ein noch besseres Miteinander bei Hilfeleistungen und somit eine optimale Vernetzung der Kräfte.
„Der Bevölkerungsschutzkongress 2024 war der erste seiner Art im Landkreis und den Nachbarlandkreisen und fand großen Zuspruch und Lob im Nachgang. Andere Landkreise wollen dies ebenfalls etablieren. Gerne haben wir hier die Vorreiterrolle übernommen“, fügt Segeritz an. Dieser Austausch solle etabliert werden und auch die Nachbarkreise wollten dieses Format aufgreifen.
Notfall-Lager, um autark zu sein
Können Verwaltung und Hilfsorganisationen überhaupt für jede Art von Katastrophe Vorkehrungen treffen und dafür gewappnet sein? „Da man in der Gefahrenabwehr niemals weiß, was konkret auf einen zukommt, kann man sich nur strukturell anhand verschiedener Szenarien vorbereiten“, sagt Segeritz. Und auch mit der Bevorratung von Lebensmitteln, Zelten oder Wasser ist es nicht so einfach. „Man weiß ja nie, was letztlich gebraucht wird.“ Dennoch werde man nicht „ganz blank“ dastehen.
Bund und Land etwa haben ein Notfall-Lager mit Lager mit Nahrungsmitteln, Treibstoff oder auch Gas, um im Katastrophenfall für einige Zeit autark zu sein. Das könne ein Kreis nicht leisten. Deshalb raten alle Verantwortlichen sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) den Bürgerinnen und Bürgern, selbst einen entsprechenden Vorrat anzulegen.
Was gehört in den persönlichen Vorrat im Katastrophenfall?
- Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das auch für den bundesweiten Warntag am 11. September zuständig ist, rät auf seiner Internetseite allen Bürgerinnen und Bürgern, zu Hause einen persönlichen Vorrat für eine mögliche Notsituation anzulegen. „Bei großflächigen Schadenslagen können die Rettungskräfte nicht überall gleichzeitig sein. Wer vorbereitet ist, kann sich selbst, Angehörigen und Nachbarn helfen, bis die staatliche Hilfe eintrifft und Schäden mit Schutzmaßnahmen reduzieren“, heißt es auf der Internetseite des BBK.
- Der Vorrat an Lebensmitteln sollte für möglichst zehn Tage reichen. Aber auch ein Vorrat für zumindest drei Tage hilft schon sehr, rät das BBK zum schrittweisen Aufbauen eines eigenen Vorrats. Dabei sollte man auf Haltbarkeit und kurze oder gar keine Kochzeiten achten, weil im Katastrophenfall der Strom fehlen könnte. Das Notfallkochbuch „Kochen ohne Strom“ gibt ebenfalls Tipps.
- Gut für eine Bevorratung eignen sich Trockenfrüchte, Obst/ Gemüse/ Fleisch/ Fisch in Konserven, Trockenfleisch oder –wurst, Nüsse, Zwieback, Müsliriegel. Infos gibt es unter https://www.ernaehrungsvorsorge.de
- Ein Getränkevorrat ist zudem sehr wichtig, auch für den Fall, dass das Leitungswasser ausfällt. Ein erwachsener Mensch braucht mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag. Wenn man Kochen möchte, sollte man 0,5 Liter Wasser zusätzlich einplanen. Ein gewisser Anteil des Vorrats sollte daher auch aus (Mineral-)Wasser bestehen. Aber auch Fruchtsäfte oder andere Getränke können dazugerechnet werden.
- Das BBK empfiehlt auch eine stromunabhängige Lichtquelle . „Kurbeltaschenlampen sind besser als Kerzen wegen der Feuergefahr.“ Hilfreich ist auch ein Gerät, mit dem man auch bei Stromausfall wichtige Informationen empfangen und auf dem Laufenden bleiben kann wie Kurbelradio oder batteriebetriebenes Radio.
- Zudem sollte man an persönliche Medikamente und Dokumente denken und sie so aufbewahren, dass sie schnell eingepackt werden können.
- Beim BBK ist eine Broschüre „Katastrophenalarm! - Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ als Download oder in Papierform erhältlich. Weitere Informationen gibt es unter https://www.bbk.bund.de/DE/Home/home_node.html im Internet. dib
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