Main-Tauber-Kreis. Die Eindrücke aus dem bisherigen Jahresverlauf bestätigen sich auch im dritten Quartal 2025: Die nach wie vor durchwachsene gesamtwirtschaftliche Stimmung wirkt sich spürbar auf das Handwerk aus. So zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Heilbronn-Franken rückläufige Entwicklungen bei den Auftragseingängen, den Umsätzen und der Betriebsauslastung.
Ernüchterung statt Aufbruch
Derzeit schätzen 54 Prozent der Betriebe im Kammergebiet ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ ein. Zwar ist die Zunahme von fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresquartal (Q3/2024) auf den ersten Blick positiv zu bewerten, doch steht der Wert knapp über der 50-Prozent-Marke eher für Ernüchterung als für Aufbruch. Gleichzeitig bezeichnen 13 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als „schlecht“ (Q3/2024: 16 Prozent).
Die Erwartungen für das kommende Quartal deuten darauf hin, dass der Status quo beibehalten wird. So prognostizieren 71 Prozent der Betriebe eine unveränderte Geschäftslage (Q3/2024: 58 Prozent). Der Anteil derer, die im nächsten Quartal eine Verbesserung erwarten, sinkt im Vergleich zum Vorjahr von 18 auf 16 Prozent. Zugleich sinkt auch der Anteil derer, die von einer Verschlechterung ausgehen, um zehn Prozentpunkte von 23 auf 13 Prozent.
Negativer Saldo bei Auftragseingängen und Umsätzen
Die Entwicklung der Auftragseingänge ist als Alarmsignal zu werten: Während lediglich 8 Prozent der regionalen Handwerksbetriebe von einer Steigerung berichten (Q3/2024: 18 Prozent), verzeichneten 32 Prozent einen Rückgang (Q3/2024: 39 Prozent). Bei 60 Prozent der Betriebe blieben die Auftragseingänge unverändert (Q3/2024: 43 Prozent). Für das kommende Quartal erwarten 59 Prozent der Betriebe gleichbleibende Auftragseingänge. 21 Prozent rechnen mit steigenden und ebenso viele mit sinkenden Auftragseingängen.
Wie bereits im Vorjahresquartal hatten 26 Prozent der Handwerksbetriebe Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Nur 13 Prozent konnten im abgelaufenen Quartal ihre Umsätze steigern (Q3/2024: 15 Prozent). Bei 62 Prozent blieben die Umsätze konstant (Q3/2024: 59 Prozent). Die Umsatzprognosen für das kommende Quartal fallen etwas positiver aus: 22 Prozent der Betriebe erwarten eine Umsatzsteigerung, während 16 Prozent einen Umsatzrückgang erwarten. Mit 63 Prozent rechnet die Mehrheit der Betriebe mit einer stabilen Umsatzentwicklung.
Das Handwerk hält seine Beschäftigten
46 Prozent der Handwerksbetriebe berichten, dass ihre Betriebsauslastung im dritten Quartal 2025 bei über 80 Prozent lag. Im Vorjahresquartal war dies noch bei 49 Prozent der Betriebe der Fall. Eine Auslastung zwischen 61 und 80 Prozent melden 27 Prozent der Betriebe, was einem Rückgang von vier Prozentpunkten entspricht. Mit 27 Prozent ist mehr als jeder vierte Handwerksbetrieb in der Region lediglich bis zu 60 Prozent ausgelastet. Im Vorjahresquartal waren es noch 19 Prozent.
Die Zahl der Beschäftigten blieb im abgelaufenen Quartal bei 73 Prozent der Betriebe konstant. Bei 15 Prozent ist sie gestiegen und bei zwölf Prozent gesunken. Das bedeutet: Trotz der fordernden konjunkturellen Lage gibt es hinsichtlich der Beschäftigung einen leicht positiven Saldo von drei Prozentpunkten. Für das vierte Quartal 2025 rechnen 85 Prozent der Betriebe mit einer stabilen, neun Prozent mit einer steigenden und fünf Prozent mit einer sinkenden Beschäftigtenzahl.
Im dritten Quartal 2025 haben zehn Prozent der Handwerksbetriebe im Kammergebiet ihre Investitionen erhöht, bei 14 Prozent sind sie gesunken und bei 76 Prozent sind sie auf dem gleichen Niveau geblieben. Für das kommende Quartal planen 12 Prozent höhere und 14 Prozent niedrigere Investitionen, während 74 Prozent mit gleichbleibenden Investitionen rechnen.
Kammerpräsident warnt vor „Herbst der Ernüchterung“
„Es war zu erwarten, dass sich die weiterhin angespannte Lage der Gesamtwirtschaft auch in unseren Umfrageergebnissen niederschlägt“, sagt Ralf Rothenburger, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Mit Blick auf das kommende Quartal befürchtet er eine Fortsetzung der konjunkturellen Stagnation: „Bundeskanzler Friedrich Merz hat kürzlich den ‚Herbst der Reformen‘ angekündigt – den es jetzt auch dringend braucht. Jedoch deuten die Zeichen aktuell eher auf einen ‚Herbst der Ernüchterung‘ hin.“
Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, hebt das starke Durchhaltevermögen der Betriebe positiv hervor: „Das Handwerk zeichnet sich dadurch aus, dass es auch in herausfordernden Zeiten zusammenhält. Es zeigt sich einmal mehr, dass unsere Handwerksbetriebe Verantwortung übernehmen und an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern festhalten.“
Kammerpräsident Rothenburger appelliert an die schwarz-rote Koalition: „Das Handwerk hat der Bundesregierung unter der Führung von Bundeskanzler Merz einen fairen Vertrauensvorschuss eingeräumt. Die Schonfrist ist nun allerdings genauso vorbei wie die parlamentarische Sommerpause. Jetzt ist die Zeit zu liefern!“
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