Tauberbischofsheim. Die Tauberwiesenwässerungsgenossenschaft, abgekürzt TWG, wurde am 7. September 1893, von Wiesenbesitzern neben der Tauber von Dittigheim bis Impfingen, gegründet.
Grund war die damalige Begradigung der Tauber in diesem Abschnitt, wodurch der Grundwasserspiegel sank und die Wiesen dementsprechend weniger Grünfutter für die Nutztiere erzeugten. Die Wiesenabschnitte links und rechts der Tauber mussten daher durch Gräben künstlich bewässert werden, denn die Bauern waren in dieser Zeit dringend auf reichliches Futter für Pferde und anderes Vieh, angewiesen.
Ausgeklügeltes System
Auch die Bäume in diesen Streuobstwiesen benötigten eine zusätzliche Bewässerung. Daher wurde ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem hergestellt, das Haupt-und Nebengräben, Schleusen und Aquädukte sowie verschiedene Stellwerke, auch "Fallen" genannt, beinhaltete.
Für die Aufsicht wurde ein sogenannter Wiesenwärter beauftragt, der von weiteren Gehilfen unterstützt wurde. Dieser Wärterposten war noch bis in die 60 er Jahre des 20. Jahrhunderts besetzt.
In den 60er Jahren wurde die Anlage immer mehr vernachlässigt und nur noch die wichtigsten Reparaturen zur Instandhaltung durchgeführt.
Was die Nutzung und Zutritt der Tauberwiesen in diesem Abschnitt anging, gab es von Beginn an strenge Regeln. So durften Personen, die keine Wiesen besaßen, oder minderjährige Angehörige, das Gelände nicht befahren oder betreten. Auch die Beweidung durch Nutztiere war verboten.
Für das Bewässern musste am Ende jedes Jahres ein Beitrag für die Bewässerung bezahlt werden. Dadurch wurden die Unkosten für Instandhaltung und Personalaufwand wie den Wiesenwärter gedeckt.
Auch das Dittigheimer Wehr , das damals noch in Besitz der TWG war, wurde von diesen Beiträgen unterhalten und repariert.
Nun hat sich der jetzige Vorstand zum Ziel gesetzt, den linken Hauptgraben an der Tauber wieder zu betreiben. Grund ist in diesem Jahr vor allem die anhaltende Trockenheit. Da die Umwelterwärmung nach Aussagen von Experten weiter zunehmen wird, ist es zweckmäßig, diese Anlage weiter zu pflegen, in Betrieb zu halten und Bewässerungen vorzunehmen.
Auch bei Hochwasser ist der Hauptgraben auf der linken Tauberseite von Vorteil, da das Wasser schneller abfließen kann. Leider wurden in der Vergangenheit die Anlagen auf der rechten Tauberseite unbrauchbar gemacht, teils durch Straßenbau, teils durch Bebauung in Tauberbischofsheim. Diese Gräben können nicht mehr genutzt werden. Außerdem wurden fast alle Nebengräben mit Erde aufgefüllt.
Neben der Pflege der Wassergräben und Grundstücke hat sich die TWG auch der Pflege der über 150 Obstbäume verschrieben, die gehegt und gepflegt werden müssen und die einen Beitrag zum wunderbaren Aussehen der Kulturregion liebliches Taubertal leisten.
Kleines Kulturdenkmal
Die Bewässerungsanlage, wenn auch nicht mehr vollständig erhalten, ist daher als kleines Kulturdenkmal in diesem Tauberabschnitt zu sehen und damit besonders schützenswert - und erfüllt darüber hinaus noch wichtige Aufgaben wie die Bewässerung von Wiesen und Obstbäumen und dem Hochwasserschutz. Aus Sicht der TWG darf diese nicht weiter zurückgebaut oder aufgegeben werden. U. Bader
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