Tauberbischofsheim. Es wird oft von einer familiären Atmosphäre bei einer Veranstaltung gesprochen - bei der Ausstellungseröffnung am Montag auf der Diele des Kurmainzischen Schlosses traf dies die Stimmung ganz genau. Es war nicht eine Künstlerin, die ihre Arbeiten ausstellt, sondern eine Klassenkameradin und gute Bekannte, die nach einigen Jahren Wiedersehen mit ihrer Heimatstadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern feierte. Musikalische umrahmt wurde die Vernissage von Simone und Theresa Werner mit ihren Querflöten.
So kennt auch der Vorsitzende der Tauberfränkischen Heimatfreunde, Gernot Wamser, Hildegard Günzel seit Kindesbeinen an. Es sei ihm zugetragen worden, dass die Künstlerin schon als Schülerin in manch einer anscheinend nicht so interessanten Unterrichtsstunde unter der Bank schon Entwürfe für modische Kleidung gezeichnet habe.
Nach vielen Themen aus Kunstgeschichte oder Religion seien die Puppen nun etwas ganz Außergewöhnliches.
An das letzte Klassentreffen mit Hildegard Günzel zur Feier des 66. Geburtstags erinnerte Georg Maluck. Damals sein man auf die Idee gekommen, zum 70er-Treffen wieder eine Puppenausstellung in Tauberbischofsheim zu veranstalten, wie es vor 20 Jahren zum damaligen 50. Geburtstag schon einmal geschehen war. Dieses Klassentreffen findet nun am nächsten Wochenende statt und nach langer Vorbereitung wird nun im Vorfeld die gewünschte Puppenausstellung eröffnet.
"Diese Puppen strahlen eine einzigartige Natürlichkeit und Melancholie aus", zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Vockel in seinem Grußwort begeistert über die gezeigten Arbeiten.
Mit Hildegard Günzel habe man eine Künstlerin in ihrer Heimatstadt zu Gast, die in den vielen Jahren ihres Wirkens mit Auszeichnungen geradezu überhäuft worden ist. Er freut sich darauf, dass möglichst viele Besucher den Weg auf die Schlossdiele finden werden. "Ich bin mein ganzes Leben lang romantisch geblieben, wie meine Heimatstadt", bekannte Hildegard Günzel in ihrer kurzen Einführung. "So wie früher fühle ich mich bei jedem Besuch in Tauberbischofsheim geborgen wie in Mutters Schoß." Die Künstlerin blickte dann 45 Jahre zurück auf die Anfänge ihrer Arbeit. Sie habe die Industriepuppen in ihrer Leblosigkeit nie gemocht. "Puppen sollten in einer Bewegung innehalten", so Hildegard Günzel. Sie habe bei ihren ersten Versuchen durchaus auch Hilfe benötigt.
Heute modelliert sie ihre Figuren erst einmal in Plastilin. Ein Gipsbauer erstellt dann die Form, in die das Porzellan gegossen wird - ein "hinterhältiges Material", denn es vergesse niemals einen Fehler. Sechs bis sieben Puppen entstehen so jedes Jahr, dazu kommen noch Kinderspielpuppen.
Die "großen" Exemplare werden dann mit Wachs überzogen. Die Bemalung der Gesichter übernimmt ausschließlich sie selbst, während die Gestaltung der Hände und Füße Mitarbeitern obliegt.
Jede ihrer Puppen soll die Fantasie der Betrachter anregen, sei es das junge Schneewittchen, Elvis Presley als Zweijähriger oder auch eine schon fast junge Dame mit einem Einhorn als Kopfputz.
"Nehmen Sie doch ganz einfach einmal Blickkontakt mit den Puppen auf", rät Hildegard Günzel den künftigen Besuchern der Ausstellung. sey
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