Hochwasserschutz - Vertreter des Planungsbüros "Wald & Corbe" stellten die Planungen vor / Kosten knacken die Fünf-Millionen-Euro-Marke

Ein großes Rückhaltebecken und mehrere flankierende Maßnahmen

Von 
Harald Fingerhut
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Königheim. Der Hochwasserschutz wird mehr als fünf Millionen Euro kosten. Gingen die Experten vom Ingenieur-Büro Wald & Corbe bei der ersten Vorstellung des Projekts noch von rund 3,5 Millionen Euro aus, hat sich die Summe in der Zwischenzeit kräftig erhöht. Das Konzept hingegen ist das gleiche geblieben. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen stellten Jörg Koch und Stefan Arendt am Montag in der Gemeinderatssitzung in Königheim vor. Es bleibt bei einem großen Rückhaltebecken vor Königheim an der B 27 sowie flankierenden Maßnahmen am Bachlauf in Königheim und Gissigheim. Eventuell kommen noch kleinere Eingriffe am Bachlauf in Brehmen hinzu.

Das Hochwasserrückhaltebecken

Das Konzept des Hochwasserschutzes ist nahezu identisch mit dem, das das Ingenieur-Büro bereits 2012 dem Gemeinderat vorgestellt hatte. Das zentrale und auch weithin sichtbarste Element wird das Hochwasserrückhaltebecken vor Königheim parallel zur B 27 und senkrecht zur Kreisstraße 2892 Richtung Gissigheim sein. "Die Wirtschaftlichkeitsprüfung hat ergeben, dass das den besten Kosten-Nutzen-Effekt hat", so Koch.

Der Damm wird eine Höhe von 6,70 Metern und eine Länge von 440 Metern haben. Das Einstauvolumen beträgt 110 000 Kubikmeter. Die überstaute Fläche bei einem 100-jährlichen Ereignis beläuft sich auf rund 5,2 Hektar. Der Abfluss würde maximal 9,9 Kubikmeter pro Sekunde betragen. Allerdings müsste der Abfluss mit dem Zustrom aus dem Gießtal koordiniert werden, damit wirklich nur 9,9 Kubikmeter pro Sekunde in den Bachlauf im Ort strömen.

Die Bodenverhältnisse sind extrem schlecht für die Dammschüttung. Koch rechnet mit Setzungen von 30 bis 40 Zentimetern. "Darauf müssen wir beim Bau reagieren", so Koch. "Der Damm wird aus einem Schüttsteindeckwerk bestehen, das auf Setzungen besser reagiert und bei dem mögliche Schäden kostengünstig ausgebessert werden können."

Die Böschung zur K 2893 erhält eine dichte Schüttung, so dass der Feldweg verlegt werden muss. Unter dem Weg befinden sich zahlreiche Leitungen, die ebenfalls verlegt werden müssen. Auch hier könnte der Untergrund Mehrkosten verursachen. "Eventuell muss ein Auflagebalken unter die Leitungen gelegt werden", so Koch.

Die Gemeinde müsse, so der Planer weiter, die Grundstücke im fünfjährlichen Einstaubereich erwerben sowie einen beidseitigen zehn Meter breiten Uferrandstreifen.

Maßnahmen in Königheim

Zusätzlich zum Dammbau wird es im Innerortsbereich flankierende Maßnahmen am Bacheinlauf geben. Auf einer Länge von 110 Metern wird das linksseitige Ufer zur Straße von der Brücke Seltenberg bis zur Baugasse um rund 35 Zentimeter mit Bruchsteinen erhöht. Gleichzeitig sollen auch die Brückenkappen erhöht werden. Von der Brücke Spitzsteig flussabwärts wird die Mauer linksseitig zum Gebäude hin um 25 Zentimeter erhöht. Rechts zum Wasserspielplatz sei genügend Platz, meinte Stefan Arendt.

Die drei Schwellen im Bachlauf haben keine Auswirkungen auf den Hochwasserschutz. "Ich kann mir höchstens vorstellen, dass sie auf die Ufermauer stabilisierend wirken", so Arendt. Er schlug deshalb vor, dass sie jeweils einen 20 bis 25 Zentimeter breiten Durchlass erhalten sollen.

Renaturierung in Gisisgheim

In Gissigheim laufen die Eingriffe unter dem Schlagwort Renaturierungsmaßnahmen. Sie sollen ab den Stallungen bis zum Adelsgraben auf einer Länge von 330 Metern erfolgen. Die Aufweitung von fünf Metern soll auf der rechten Seite auf einer Länge von 170 Metern gemacht werden. Linksseitig soll das Bachbett auf einer Länge von 135 Metern Länge zwischen drei und acht Meter aufgeweitet werden. Deshalb müsste auch der Wiesenweg um vier Meter verlegt werden. Der geradlinige Bachverlauf soll leicht geschwungen und zeitweilig auch zweitgeteilt werden, so dass in der Mitte eine kleine Insel entsteht. Durch Störsteine will der Planer einen vielfältigen Abfluss bewirken. Die Feldwegbrücke müsste neu gebaut werden.

Unterhalb der Feldwegbrücke neben dem landwirtschaftlichen Gebäude sieht die Planung eine linksseitige Aufweitung des Bachlaufs um sechs bis neun Meter vor. Auf einer Länge von 25 Meter sollen Blocksteine gesetzt werden. Der Asphaltweg muss zwischen sechs und neun Metern verschoben werden.

"Die Renaturierungsmaßnahmen stellen eine deutliche Aufwertung des FFH-Naturschutzgebietes dar", meinte Arendt. "Eine Gefährdung des Wasserschutzgebietes IIIA liegt nicht vor." Für die Maßnahmen ist ein Grunderwerb von 0,5 Hektar notwendig.

Kosten und Verfahrensverlauf

Auf die Kosten ging wieder Jörg Koch ein. Die Baukosten für den Damm belaufen sich auf 3,47 Millionen Euro brutto. Hinzu kommen Nebenkosten, unter anderem für das notwendige Betriebsgebäude von 840 000 Euro. Die Innerortsmaßnahmen kosten 310 000 Euro. Die Kosten für die Renaturierungsmaßnahmen in Gissigheim bezifferte Koch auf 860 00 Euro.

Abschließend ging Koch auf den weiteren Ablauf ein. Als Nächstes werde das Planungsbüro eine Leitungserkundung durchführen und eine Abstimmung mit den Leitungsbetreibern vornehmen. Danach gehe es an die Fertigstellung der Genehmigungsunterlagen und die Ausarbeitung des Antrags. Für die wasserrechtliche Genehmigung. Danach erfolge das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren und parallel dazu das Flurneuordnungsverfahren. Die Anträge auf Fachförderung wären der nächste Schritt, ehe die Ausführungsplanung erfolgt. Zu guter Letzt kämen die Ausschreibung der Arbeiten sowie die Bauausführung. Koch rechnet mit mindestens zwei bis drei Jahren bis zur Fertigstellung des Hochwasserrückhaltebeckens.

Optional, so Bürgermeister Ewald Wolpert, könnten noch Maßnahmen am Bacheinlauf in Brehmen hinzukommen.

Das alte Sportheim des SV Königheim muss abgerissen werden, wie auf Nachfrage von Udo Müller festgestellt wurde. "Aber das ist ja bekannt", meinte Ewald Wolpert. Zudem gab Müller zu bedenken, dass der zehn Meter breite Uferstreifen auch den Betrieb auf dem alten Sportplatz betreffen würde.

Thomas Berthold hatte Bedenken, dass durch die mit Schotter abgestützte Uferböschung eine größere Lärmbelästigung auf das Wohngebiet in Königheim zukommen würde. Weiter war er der Meinung, dass der Damm an der Straße zum alten Sportplatz besser platziert sei.

Beide Einwände verneinte Koch. Die Schotterböschung schlucke eher den Schall, als dass sie ihn verstärke. Bei einem Becken oberhalb des alten Sportplatzes gebe es Kapazitätsprobleme bei der Einstauung, weshalb dieser Standort verworfen wurde.

Thomas Berthold überzeugten die Argumente des Planers nicht. Er enthielt sich, während seine Ratskollegen zustimmten.

Gemeinderat in Kürze

  • Bürgermeister Ewald Wolpert teilte auf Anfrage mit, dass der Verfahrensstand bei den Windkraftanlagen in Brehmen der gleiche sei wie nach der Sitzung in Pülfringen. Der Gemeinderatsbeschluss, die Vorranggebiete aus dem Flächennutzungsplan herauszunehmen, stehe und sei für ihn bindend. Als Nächstes müsse die Verwaltungsgemeinschaft darüber entscheiden.
  • Bürgermeister Ewald Wolpert informierte, dass er in einer Eilentscheidung die Anschaffung eines Spreizers für die Feuerwehr genehmigt habe. Die Kosten von 16 000 Euro sind im Haushalt enthalten.
  • In der Kapellenstraße in Königheim erfolgt die Umnutzung einer Scheune zur Metallverarbeitung.
  • In der Faktoreigasse in Königheim wird eine Probierstube eingerichtet.
  • Der Gemeinderat stimmte dem Abschluss eines Konzessionsvertrages für Erdgas mit dem Stadtwerk Tauberfranken zu. Das Energieunternehmen war der einzige Bewerber. Die Laufzeit des Vertrages beträgt 20 Jahre. hut

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