Goldene Hochzeit - Laszlo und Eva Funkenhauser gaben sich heute vor 50 Jahren das Ja-Wort

"Die Liebe ist das Wichtigste"

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Laszlo und Eva Funkenhauser feiern heute Goldene Hochzeit.

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Tauberbischofsheim. "Wir lieben uns, das ist das Wichtigste. Und wir denken positiv". Laszlo Funkenhauser sieht sehr zufrieden aus, als er diese beiden Sätze sagt und dabei liebevoll seine Frau Eva anschaut. Sie lächelt, es ist fast noch ein Jungmädchenlächeln, und stimmt ihm zu. Heute feiert das Paar, das keinen einfachen Weg hinter sich hat, Goldene Hochzeit.

In ihre Hand "gefallen"

Beide wurden in Rumänien geboren, Eva am 30. August 1942 in Erdeed, Laszlo heute vor 76 Jahren in Gilvac. An seinem 26. Geburtstag hat er seine Frau in Sathmar geheiratet. Was ihn an ihr besonders fasziniert hat? Laszlo Funkenhauser muss nicht lange überlegen: "Sie war so hilfsbereit!" Die Erinnerung an die Begebenheit im alten Schloss in ihrer kleinen Stadt, in der sie auch das Mädchengymnasium besuchte, lässt ihn heute noch schmunzeln: "Mein Bruder und ich wollten das Schloss besuchen und sie war uns behilflich. Unten im Keller war es furchtbar dunkel. Mit seinem Fahrrad-Dynamo sorgte mein Bruder für etwas Licht. Eva warnte uns vor einem gefährlich tiefen Brunnen und nahm meine Hand. In den Brunnen bin ich nicht gefallen, dafür aber in ihre Hand!" Eva Funkenhauser lächelt.

Drei Jahre lang machte Laszlo Funkenhauser ihr den Hof, bevor sie Ja sagte. Bei ihren Eltern hielt er dann ganz offiziell um ihre Hand an. Am 30. Juli 1964 heiratete das Paar. Am 1. Juli 1966 kam Tochter Zita auf die Welt, Hedi wurde am 26. August 1969 geboren.

Doch so romantisch, wie die Geschichte begann, blieb sie nicht. Die äußeren Umstände machten der Familie schwer zu schaffen. "Im Land herrschte strenger Kommunismus.", erinnert sich Laszlo Funkenhauser. Er arbeitete als Techniker in einer großen Maschinenfabrik, Eva war Anästhesistin in einem Krankenhaus. Beide hatten also gute Arbeit. "Doch wir lebten wie im Gefängnis, wurden von der Stasi überwacht und hatten immer Angst", sagt er. "Im Urlaub am Schwarzen Meer bemerkten wir, dass die Menschen aus der DDR viel besser angezogen waren als wir und im Hotel besseres Essen bekamen. Dieses Land ist nichts für uns", beschloss die Familie eines Tages.

Nach mehreren Anläufen erhielt Laszlo Funkenhauser exakt an seinem 40. Geburtstag die offizielle Ausreisegenehmigung nach Deutschland. Er setzte sich noch am selben Tag in den Zug, ließ seine Familie fürs erste schweren Herzens zurück. Nach einer Woche im Durchgangslager in Nürnberg erhielt er seinen Flüchtlingsausweis und machte sich nach Augsburg auf, um dort die Sprachschule zu besuchen. Denn: Trotz ihrer deutschen Wurzeln durften die Sathmarer Schwaben in ihrer Heimat kein Deutsch lernen. "Das war verboten", sagt Laszlo Funkenhauser. "Die ersten 20 Jahre meines Lebens sprach ich ungarisch. Dann kamen die Rumänen, und die Landessprache war auf einmal rumänisch - auch wenn wir nur acht Kilometer von der Grenze entfernt wohnten. Wiederum nach 20 Jahren durfte ich dann in Augsburg endlich die deutsche Sprache erlernen. Somit habe ich alle 20 Jahre die Sprache gewechselt". Heute kann Laszlo Funkenhauser darüber lachen. Wie schwer die Zeit wirklich war, kann man nur erahnen.

Von Nürnberg aus zog es ihn nach Bad Neustadt, wo er nur unter Deutschen noch intensiver Deutsch lernen wollte. Dort stellte das Schicksal dann seine Weichen. "Mercedes sammelte hier Leute für sein Werk in Sindelfingen. Wir machten einen Ausflug dorthin und ich durfte sofort anfangen. Das war wie ein Lottogewinn", strahlt Laszlo Funkenhauser. Endlich konnte nun auch seine Familie über die Zwischenstationen Nürnberg, Rastatt und Bietigheim-Bissingen nachfolgen. Längst hatte das Familienoberhaupt schon eine neue Heimat ausfindig gemacht. "Ich fragte bei Mercedes: Wo kann man hier fechten? Wo ist der beste Unterricht?" Denn beide Töchter fochten, und Zita hatte es mit zwölf Jahren schon zur rumänischen Meisterin gebracht. Und so landeten die Funkenhausers als erste Familie aus Siebenbürgen in Tauberbischofsheim.

Einfach war auch diese Zeit nicht. Doch die Vier kämpften sich durch. "Wir sind nicht allein, denn wir haben uns. Wir schaffen das!", war die Devise, die sich bewahrheiten sollte. Tochter Zita ist da nur ein Beispiel: Sie wurde mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Fechten. Und Eva Funkenhauser, die "gute Seele" der Familie, machte sich einen Namen als OP-Schwester im Tauberbischofsheimer Kreiskrankenhaus. Lange war sie die rechte Hand von Chefarzt Dr. Albrecht Meinel und danach von Chefarzt Dr. Michael Schneider.

Vier Enkeltöchter, die übrigens alle ungarisch sprechen können, machen das Familienglück komplett und sind heute selbstverständlich auch bei der großen Feier dabei. Schauplatz ist dieselbe Kirche, in der Laszlo und Eva Funkenhauser geheiratet und ihre Töchter die erste heilige Kommunion empfangen haben. Auf der anderen Straßenseite liegt das Fechtzentrum. "Dort," strahlt ein stolzer Laszlo Funkenhauser, "befindet sich eine Bronzetafel mit Zitas Namen."

Die Fränkischen Nachrichten schließen sich den Glückwünschen zur Goldenen Hochzeit (und natürlich auch zum Geburtstag) gerne an. sk

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