Tauberbischofsheim. Bürgerwehren haben am Samstagmorgen das Rathaus in Tauberbischofsheim erobert. Was sich zunächst wie eine Schreckensmeldung anhört, war tatsächlich ein freudiges Ereignis: Die Stadtgarde Tauberbischofsheim feierte im Rathaussaal ihr zehnjähriges Bestehen.
Der Verein zur Förderung des Brauchtums und der Heimatpflege sieht sich in der Tradition der sogenannten Freiwilligen Bürgerwehren, die im 18. Jahrhundert für Ordnung und Sicherheit sorgten. In Tauberbischofsheim ist das Bürgerliche Schützenkorps von 1820 als eine solche Freiwillige Bürgerwehr belegt.
Prächtige Uniformen
Bürgermeister Wolfgang Vockel überbrachte die Glückwünsche der Stadt Tauberbischofsheim und würdigte den Verein zunächst für die Widerbelebung der Stadtgarde. Das zehnjährige Jubiläum bezeichnete das Stadtoberhaupt als einen wichtigen Mosaikstein. Mit seinen gerade mal zehn Jahren sei der Verein zwar einer der jüngsten der über 130 Vereine in der Stadt, aber dennoch bereits einer der spürbarsten. Anerkennung bekam die Stadtgarde von Vockel auf für ihre "prächtigen badischen Uniformen".
Diese griff auch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Reinhart auf. Er lobte die Auswahl der Uniformen des ersten Badischen Leibgrenadierregiments. Denn diese habe im 19. Jahrhundert unter der Befehlsgewalt von Großherzog von Baden zum Hochadel gehört, erklärte Reinhart. Er freue sich mit dem Verein über das zehnjährige Bestehen und dankte der Stadtgarde insbesondere für ihr bürgerschaftliches Engagement: "Darin liegt ein Stück Heimat."
Der Vorsitzende und Landeskommandant des Landesverbandes der Bürgerwehren und Milizen Baden Südhessen, Hans Joachim Böhm, unterstrich: "Wir als Landesverband sind froh Euch als jüngste Wehr zu habe." Statt weiter viele Worte zu verlieren, hob er einen prunkvoll verzierten Steinkrug in die Höhe und sagte: "Jeder Kamerad der Stadtgarde bekommt einen davon." Obendrauf gab's noch eine Flasche Whiskey und er meinte scherzhaft: "Am besten Sie trinken es mit der Pipette, dann hält es vielleicht zehn Jahre."
Heinz Siepert, Oberstleutnant a. D., warf einen Blick in die Vergangenheit und erklärte, dass Bürgerwehren früher nicht freiwillig zur Waffe griffen. "In vielen Gemeinden entschied das Los, wer einberufen wurde. Bei Ihnen ist das natürlich ganz anders", fand er würdigende Worte für das freiwillige Engagement des Vereins und gratulierte ebenfalls zum Jubiläum.
Von der Idee zum Verein
In seinem Festvortrag ließ der Vorsitzende der Stadtgarde Tauberbischofsheim, Ernst Eisenhauer, die noch junge Historie des Vereins Revue passieren.
Er zeigte auf, wie sich aus der Idee einiger "Mittagsstammtischler" für eine "kernige Männerrunde" die Stadtgarde Tauberbischofsheim entwickelte: Bei einem "streng geheimen" Treffen im November 2013 beschlossen elf potenzielle Gardisten die "Bildung einer schlagkräftigen Truppe, der unsere Heimat am Herzen liegt." Angedachte waren da schon "festliche und würdevolle Auftritte, um unsere Heimatstadt nach innen und außen würdevoll zu vertreten."
Dieses Ziel wurde nach der Gründungsversammlung am 11. Januar 2004 auch zügig in die Tat umgesetzt. Seit dem ersten öffentlichen Auftritt auf der Martini-Messe im Jahr 2004 gehöre diese heute genauso zum Pflichtprogramm wie die Salutschüsse auf dem Altstadtfest und der Marsch zum Kriegerdenkmal am Volkstrauertag.
Als besondere Höhepunkte des bisherigen Vereinslebens hob Eisenhauer die 1250-Jahr-Feier von Tauberbischofsheim mit dem damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger und die Stallwächter-Party in der Landesvertretung in Berlin hervor.
"Wir, die Stadtgarde Tauberbischofsheim, durften als Ehrenformation im Empfangsbereich der Stallwächter-Party mit Kanzlerin Merkel Spalier stehen. Das war für uns alle der Hammer!", dankte er Wolfgang Reinhart, dem damaligen Hausherrn der Landesvertretung in Berlin, für die große Ehre, die Heimat repräsentieren zu dürfen.
Abschließend überreichten Klaus Laifer von der Bürgerwehr Oberharmersbach und Reinhard Spinner von der Bürgermiliz Bad Peterstal dem Vorsitzenden der Stadtgarde Tauberbischofsheim zum zehnjährigen Jubiläum jeweils einen Ehrenteller.
Bereits vor dem offiziellen Festakt zeichnete die Stadtgarde Tauberbischofsheim elf Gründungsmitglieder mit einem Orden für zehnjährige Mitgliedschaft aus. Diesen dürfen ab sofort tragen: Ernst Eisenhauer, Wolfgang Mika, Michael Grethe, Claus Baumann, Gerhard Baumann, Christoph Faulhaber, Wolfgang Schreck, Jürgen Imhof, Waldemar Schott, Norbert Rückert und Joachim Fels.
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