Dittwar. Heinrich Hafner und Dittwar - das gehörte über viele Jahrzehnte einfach zusammen. Auch wenn er es in den letzten Jahren, auch krankheitsbedingt, deutlich ruhiger angehen ließ: Die Geschichte der letzten Jahrzehnte des Tauberbischofsheimer Stadtteils ist eng mit dem früheren Ortsvorsteher verbunden. Heinrich Hafner feiert heute seinen 75. Geburtstag.
Dass er einmal die Geschicke des Ortes mit lenken würde, war dem gebürtigen Eubigheimer sicher nicht in die Wiege gelegt. Volksschule an seinem Heimatort, Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim und Studien in Heidelberg waren die Stationen, ehe der junge Lehrer Heinrich Hafner seine erste Anstellung erhielt. Bald regte sich Heimweh und als in Dittwar eine Stelle frei wurde und auch noch die zugehörige Lehrerwohnung, musste eigentlich nur noch eine Hürde überwunden werden: Die Heirat mit seiner Frau Gertrud. Als auch das über die Bühne gebracht worden war, wirkte der Jubilar dort bis zur Auflösung der Schule im Jahr 1975.
Heinrich Hafner wechselte dann an die Hauptschule nach Tauberbischofsheim unter Rektor Edwin Bischof. Als in Gissigheim die Schulleiterstelle frei wurde gab er schließlich 1981 dem Bitten des Schulamts nach und übernahm die Führung schließlich bis ins Jahr 2000, als er in Ruhestand ging. "Seitdem bin ich zu Hause, aber nicht untätig", so der Jubilar mit einem Schmunzeln. Zwar hat er auch als Gemeinderat und Ortsvorsteher aufgehört, dafür aber war er bis 2009 noch Vorstand der Kreisarbeitsgemeinschaft für kirchliche Erwachsenenbildung im Main-Tauber-Kreis.
Geprägt aber hat das Leben Heinrich Hafners neben der Tätigkeit als Pädagoge stets das Wirken im Ehrenamt. "Harmonie ist wichtig, im Ort wie im Verein", lautet eine der Grundaussagen des Jubilars, der fest im christlichen Glauben verwurzelt ist. Stets neutral zu sein war ihm wichtig, "ich war nie König, eher Diener".
Zur ersten Wahl ins kommunalpolitische Amt wurde er fast genötigt, der Einzug in Ortschafts- und Gemeinderat zeigten, dass die Wähler an seine Fähigkeiten glaubten. Und das bei jeder weitere Wahl. 1975 wurde Jubilar zum Ortsvorsteher gewählt.
Der Straßenbau stand Ende der 70er Jahre zunächst einmal im Mittelpunkt. Es gab in Dittwar noch viel zu tun, jeder Landwirt hatte seinen Misthof natürlich noch vor dem Haus. Gissigheimer Straße, Talstraße und Heckfelder Straße mussten saniert werden. Und auch die Umgehungsstraße wurde ein Thema. "Da standen unzählige zeitaufwendige Verhandlungen mit den vielen Grundstückseigentümern an", so Hafner.
Vor allem bei der Umgehungsstraße musste auf einmal eine Frist eingehalten werden, damit es Landeszuschüsse gab. Als sehr schwierig erwiesen sich auch die Gespräche, als auf dem Friedhof Umlegungen notwendig wurden, damit zwischen den Gräbern mit Maschinen gearbeitet werden kann. "Das hat einiges an Nerven gekostet."
Neubau am Sportgelände oder Umbau der alten Schule hieß die Fragestellung, als es um die dringend notwendige Halle für Dittwar ging. Heinrich Hafner überzeugte die Mehrheit für die zweite Lösung, 1980 wurde die Laurentiushalle eingeweiht und dient bis heute als Versammlungs- und Veranstaltungsort.
Bis in die heutige Zeit hinein zieht sich das "endlose" Thema Neubaugebiet in Dittwar. "Der Ort liegt halt leider abseits der Tauberachse, ist von steilen Hängen umgeben, dazu kommt noch ein Wasserschutzgebiet", so Hafner. Untersuchungen ergaben schließlich, das allein die Weiterführung der Sonnenhalde genutzt werden kann - und das wurde dann auch umgesetzt.
Fast hätte es den heute nicht gerade unbekannten "Dittwarer Ölkuchen" nicht mehr gegeben. In Zeiten einer Weinschwemme wurde der vorgesehene Rebenaufbauplan abgelehnt. Erst nach längerem Kampf kam doch noch die Genehmigung und der "Ölkuchen" begann seinen Siegeszug. Nach dem Tod von Rolf Stephan gab es einige Unsicherheiten, jetzt aber haben zwei Winzer aus Königheim die Bewirtschaftung übernommen.
"Das einschneidendste Ereignis war die Hochwasserkatastrophe am Fronleichnamstag 1984", blickt der Jubilar zurück. Zwar gab es viel Unterstützung, allein die Verteilung von Geräten, Material oder auch Geldspenden an die Betroffenen bedeutete eine riesige Aufgabe. Hier habe ihm Pfarrer Kleemann sehr geholfen. Und dann stand ja auch noch der Wiederaufbau des Mittelorts an. "Da war ja alles kaputt."
Sehr nervenaufreibend seien auch die Diskussionen darüber gewesen, ob der Bach wieder in seinem Bett fließen oder in einer Verdolung verschwinden sollte. "Der Ölbach trägt doch zur Identität Dittwars bei, eine Verdolung ist anonym", lautete die Überzeugung Heinrich Hafners, die sich schließlich auch durchsetzte und mit dem Blick auf den heutigen Mittelort sicher nicht ganz falsch war.
Zur Einweihung 1987 kam sogar Minister Weiser nach Dittwar. Gleichzeitig wurde - auch nach vielen Überzeugungskünsten des Ortsvorstehers - das erste gemeinsame Dorffest gefeiert. Und das gibt es heute noch. "Dittwar ist doch eigentlich ganz gut in Schuss", zieht der Jubilar mit Blick aus einem Wohnzimmer eine positive Bilanz.
Zu seinem Geburtstag werden sich auch die vier Kinder sowie die acht Enkelkinder in Dittwar einfinden. Die FN schließen sich den zahlreichen Glückwünschen an. sey
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