Tauberbischofsheim. Er ist einer der renommiertesten Preise für Kurzfilme in Deutschland: der Shocking-Shorts-Award. "13th Street" verleiht den Preis auf einem außergewöhnlichen Event im Rahmen des Filmfests München. Eine kompetente Jury aus Film und Fernsehen kürt mit dieser Auszeichnung den besten Kurzfilm aus Einreichungen der Genres Action, Krimi, Thriller, Mystery und Horror. Mittlerweile sind noch zehn Beiträge im Rennen. Zu den Nominierten gehört auch der Tauberbischofsheimer Claudio Franke. Sein Kurzfilm heißt "Die Prüfung" und basiert auf der Kurzgeschichte "Examination Day" des amerikanischen Autors Henry Slesar. Es ist eine Kritik an totalitären Staaten. Sollte Claudio Franke gewinnen, darf er am Universal Studios Filmmasters Program in Hollywood teilnehmen. Den Sprung ins deutsche Fernsehen hat er schon geschafft. Am 28. Juni feiert sein Werk im Pay-TV Sender "Sky" Premiere.
Die Begeisterung für das Filmen wurde bei dem in Coburg geborenen und in Tauberbischofsheim aufgewachsenen Claudio Franke durch die Digital-Kamera des Vaters geweckt. Allerdings wollte er nicht vor der Kamera stehen, sondern dahinter und Regie führen. "Ich habe begonnen mit meinen Geschwistern als Darstellern kleine Filmchen zu drehen", erinnert sich der 22-Jährige im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten an die Anfänge. "Ich habe alles selbst gemacht und es hat mir riesigen Spaß bereitet." Zwar baute er noch sein Abitur am Tauberbischofsheimer Wirtschaftsgymnasium und begann ein Jura-Studium. Doch er war vom Virus "Film" infiziert, merkte bald, dass das trockene Paragraphen-Pauken nichts für ihn war. Er entschloss sich, den Weg Richtung Filmgeschäft einzuschlagen. Er wollte Regie studieren. "Zum Glück hatte meine Mutter Verständnis für meine Entscheidung und unterstützte mich", so Franke. Doch der neue Weg sollte ein steiniger sein.
Das Auswahlverfahren für ein Regie-Studium ist breit und hart. Für mehrere 1000 Bewerber jährlich gibt es gerade mal 40 Studienplätze in ganz Deutschland. Für einen Nobody nahezu unmöglich da reinzukommen.
Also entschloss sich Claudio Franke auf anderem Weg ins Filmgeschäft einzusteigen. An der Akademie in Ludwigsburg, wo er mittlerweile auch zeitweise lebt, knüpfte er Kontakte zu Leuten aus dem Geschäft. Gleichzeitig absolvierte er mehrere Praktika, unter anderem bei Constantin Film und teamWorx. "So habe ich in die Szene reingeschnuppert und mich hochgearbeitet", erinnert er sich. "Später durfte ich auch wichtige Assistenzen übernehmen."
Vor etwa einem Jahr begann Franke Image- und Werbefilme zu produzieren. "Nicht nur, dass ich damit Geld verdienen kann, es ist auch eine gute Übung für mich." Und er lernt noch mehr Leute kennen. "Im Filmgeschäft muss man auch ein guter Netzwerker sein, hervorragende Beziehungen zu wichtigen Leuten haben, sonst geht nichts."
Nachdem im letzten Jahr der Bewerbungsfilm für die Filmakademie nicht die Gnade der Aufnahme-Jury gefunden hatte, wollte er in diesem Jahr einfach einen Film für sich drehen. "Mit der Kurzgeschichte von Slesar hatte ich schnell eine gute Grundlage fürs Drehbuch gefunden", so Franke. "Die Filmmusik schrieb mein Bruder und aufgrund meiner mittlerweile weitreichenden Kontakte, konnte ich auch gute und namhafte Schauspieler für mein Projekt gewinnen."
Das bekannteste Gesicht dürfte Markus Knüfken sein, der in "Notruf Hafenkante" und "Pfarrer Braun" mitspielte.
Mit von der Partie ist auch Charles Rettinghaus. Er ist die deutsche Synchron-Stimme von Robert Downey Jr. und Jamie Fox.
Das Ensemble vervollständigen Melanie Herbe, die ebenfalls in zahlreichen Fernsehserien mitgewirkt hat, und Nachwuchstalent Valentin Teufel, der derzeit an der Alten Oper in Frankfurt aktiv ist und als großes Nachwuchstalent gilt.
Der Kurzfilm wurde innerhalb von vier Tagen abgedreht. Drei Drehtage fanden in Tauberbischofsheim statt. Das Sujet ist absolut professionell, hat nichts mit einem Amateurfilm zu tun. Der Film erzeugt eine beklemmende und kalte Atmosphäre, der jede zwischenmenschliche Wärme fehlt. Die Tränen der Mutter des zwölfjährigen Jungen, der zur staatlichen Prüfung muss, sind die einzigen Gefühlsregungen. Kein Wunder, dass der "Shortie" den Weg ins Fernsehen gefunden hat.
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