Tauberbischofsheim. CDU 30,7 Prozent, Grüne und Piraten jeweils 14,2 Prozent, SPD 13,9 Prozent und FDP 9,7 Prozent. Wenn es nach dem Votum der Schüler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums ginge, würde es im Bundestag bunter, wären spannende Koalitionsverhandlungen programmiert. Mehr als 300 Schüler nahmen an den vom Fachbereich Politik organisierten Juniorwahlen teil.
Demokratie wird zum Schulfach. Unter diesem Motto steht das Projekt Juniorwahl. "Die Schüler sollen Demokratie üben und erleben", erklärt Fachbereichsleiter Tobias Endres. In der Woche vor der Wahl durften Jugendliche ab der achten Klasse selber abstimmen.
Der Ablauf glich dabei der echten Bundestagswahl: Die Schüler bekamen eine Wahlbenachrichtigung, es gab ein Wählerverzeichnis und eine Wahlkabine und natürlich auch einen Stimmzettel, auf dem die Jugendlichen ihr Kreuzchen setzen durften. Demokratie zum Anfassen. Die Juniorwahl wird seit 1999 bundesweit in allen 16 Bundesländern durchgeführt und zählt zu den größten Schulprojekten in der Bundesrepublik Deutschland.
Über 500 000 Jugendliche haben sich seither beteiligt. In diesem Jahr haben sich über 2200 Schulen angemeldet. Träger ist der gemeinnützige und überparteiliche Verein Kumulus aus Berlin.
Das Projekt Juniorwahl leistet nach Auffassung von Studiendirektor Tobias Endres einen bedeutsamen Beitrag zur politischen Bildung, in dem Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, Demokratie aktiv mitzugestalten.
Ziel sei es, junge Menschen für Politik und politische Partizipation zu begeistern. Und das, obwohl die Anzahl der Nichtwähler wächst, gerade unter den Jungen. Nach einer aktuellen Infratest-Umfrage sind 19 Prozent der 14- bis 17-Jährigen "überhaupt nicht an Politik interessiert".
Am Matthias-Grünewald-Gymnasium herrscht jedenfalls kein Politikverdruss. 78 Prozent betrug die Wahlbeteiligung. Viktorie Haldovská findet es richtig, an den Juniorwahlen teilzunehmen. "Das zeigt, dass die Meinung der Jugendlichen wichtig ist", betont die Neuntklässlerin. Für Henry Steinhoff (9c) ist klar: "Es ist unsere Zukunft, deshalb wollen wir auch mitbestimmen." Das Ergebnis am MGG weist interessante Abweichungen zum tatsächlichen Wahlausgang auf. Zwar ist die CDU auch am "Schiff" stärkste Kraft. Sie holt aber "nur" 30,7 Prozent. Die SPD hat offensichtlich Probleme, Jugendliche anzusprechen und bekommt lediglich 13,9 Prozent. Damit liegt sie hinter den Grünen und den Piraten. Die haben es tatsächlich gar nicht in den Bundestag geschafft. Überraschenderweise kommt die FDP am MGG auf 9,7 Prozent und wäre damit im Parlament.
Es scheint, als hätten die Schüler Stimmensplitting betrieben. Direktkandidat Alois Gerig von der CDU hat nämlich mit 50,6 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis klar gewonnen. Bei den Erststimmen holt Ulrike Quoos von der FDP nur 2,6 Prozent.
Falls die Schüler mit dieser Wahltaktik die schwarz-gelbe Regierungskoalition bestätigen wollten, ist der Versuch fehlgeschlagen. Am MGG - wie im tatsächlichen Leben - macht das Wahlergebnis die Regierungsbildung spannend. feu
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