Tauberbischofsheim. Der Bahnhof Tauberbischofsheim ist eine der ältesten Bahnstationen der Tauberbahn und wurde von der Großherzoglich Badischen Eisenbahnbaugesellschaft zwischen 1866 und 1868 errichtet. 2007 wurde das Empfangsgebäude nach kurzer Umbauzeit als Schule für Sozialpädagogik wiedereröffnet. Ab Oktober erhält die Station neue moderne Bahnsteige. Der Bahnbetrieb wird in Zukunft vom Zentralstellwerk Miltenberg aus gesteuert.
Die Grundsteinlegung des Empfangsgebäudes fand 1866 statt - jedoch verschoben sich durch den 1866er Krieg mit den Gefechten bei Tauberbischofsheim die Bauarbeiten vor Ort. Da bei der Eröffnung der Bahnstrecke am 10. Oktober 1867 die Bauarbeiten am Empfangsgebäude noch nicht vollendet waren, musste ein provisorisches Gebäude aus Neckarelz per Bahn nach hier transportiert und aufgestellt werden.
Ab 1868 konnte das erste Bahnpersonal seinen Dienst im neu errichteten Gebäude antreten. Aus den Holzgebäuden von hier und Hochhausen entstanden die ersten acht Bahnbedienstetenunterkünfte vor Ort. Der Personen- und Güterverkehr gestaltete sich von Anfang an lebhaft.
Aus der Statistik der Taubertalbahn vom November 1868 für die Bahnstation Tauberbischofsheim geht hervor, dass in diesem Jahr bereits 3237 Personen von hier aus befördert wurden. Die Güterstation beförderte 2187 Zentner und empfing 3073 Zentner Waren und Güter aller Art.
3323 Einwohner
1887, 20 Jahre nach der Eröffnung des Bahnhofes, wurden bereits 24 865 Fahrkarten verkauft, damals hatte Tauberbischofsheim 3323 Einwohner. Von der Güterstation wurden 76 530 Kilo Gepäck, Expressgut und Milch abtransportiert, ein Großteil hiervon waren landwirtschaftliche Erzeugnisse. Bis in die 50er Jahre herrschte Hochbetrieb auf dem ehemaligen Güterbahnhof.
Ab 1902 baute die Großherzoglich Badische Bahnbauinspektion Lauda den neuen Güterschuppen mit Wendekranen und Verladeplatz, dieser war noch bis in die 1980er Jahre als Güterbahnhof Tauberbischofsheim besetzt.
1906 wurden die drei Signalstellwerke in Betrieb genommen. Heute sind nur noch das Stellwerk 1 am Bahnübergang km 7,484 und Stellwerk 3 in Höhe der VS in Betrieb. Stellwerk 2 befand sich unterhalb des Friedhofes und wurde um 1969 abgebrochen.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 war der Bahnhof Tauberbischofsheim ebenfalls Großherzoglich Badisches Eisenbahnamt. Im Empfangsgebäude gab es einen Warthesaal für die erste und zweite Klasse und einen weiteren Warthesaal für die dritte Klasse (spätere Bahnhofsgaststätte). Im Erdgeschoss waren auch das Gepäckbüro, das Fahrdienstbüro und das Büro des Stationsverwalters untergebracht.
Im Stationsverzeichnis der Eisenbahnen Europas aus dem Jahr 1926 hat die Station Tauberbischofsheim eine Laderampe für Kopf- und Seitenverladung, eine Gleiswaage mit einer Tragfähigkeit von 60 Tonnen, eine Bestatterei, einen Lastkran mit vier Tonnen Tragfähigkeit und ein Eisenbahntelegrafenamt für den öffentlichen Verkehr. Im amtlichen Bahnhofsverzeichnis der Deutschen Reichsbahn von 1938 ist die Bahnstation Tauberbischofsheim als Bahnhof 3. Klasse mit Bahnamt, Personen und Güterverkehr (hauptsächlich landwirtschaftlich) verzeichnet. Mit dem Einmarsch der US-Truppen Ende März 1945 ruhte der Bahnbetrieb bis Juni 1945.
In den Folgejahren - zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn - gab es regen Betrieb im Bahnhof. Bis heute wird die Station von vielen Schülern und Berufspendlern genutzt. In den 1950er Jahren entstand im ehemaligen Warthesaal 3. Klasse die Bahnhofsgaststätte mit einem angegliederten Kiosk, die viele Jahre bestand.
1977 wurde der Bahnhof Tauberbischofsheim eine Außenstelle des Bahnhofs Lauda - damit endete die Selbstständigkeit der Station nach 110 Jahren. 1987 renovierte die Bundesbahn das Empfangsgebäude und den Bahnsteig für rund 100 000 Mark. Am 31. August 1998 wurde der Fahrkartenschalter im Empfangsgebäude geschlossen, danach wurde es nicht mehr für den Kundenverkehr genutzt und blieb viele Jahre verwaist. Später wurde das Gebäude von der Deutschen Bahn AG verkauft. Zwischen 1999 und 2010 fanden umfangreiche Um- und Rückbauten der alten Gleisanlagen im Bahnhof Tauberbischofsheim statt.
2007 wurde im Empfangsgebäude nach kurzer Umbauzeit die Fachschule für Sozialpädagogik der Euroschulen eingerichtet. Am 17. Mai 2007, beim Tag der offenen Tür, konnten die Tauberbischofsheimer Bürger das umgebaute und renovierte Gebäude besichtigen.
Umbau ab Herbst 2013
Über die Bauarbeiten am Bahnhof Tauberbischofsheim informierte Volker Schaub, Leiter Projekt bei der Westfrankenbahn. Ab Herbst 2013 wird der Bahnhof Tauberbischofsheim zu einer barrierefreien Station umgebaut. Zunächst wird die Bahnsteigkante Gleis 2 abgebrochen, danach wird der Bahnsteig verschmälert und neu aufgebaut. Der Bahnbetrieb läuft während der Umbauzeit über die Gleise 1 und 3. Anfang Oktober werden dann die Weichen auf Gleis 2 umgestellt.
Bis April 2014 wird der Hausbahnsteig umgebaut. Beide Bahnsteige haben dann eine Höhe von 55 Zentimetern, um einen stufenfreien Ein- und Ausstieg in die Züge zu ermöglichen.
Die Bahnsteige erhalten eine neue Ausstattung und ein modernes Wegleitsystem. Die Beleuchtungsanlage wird erneuert und der Mittelbahnsteig zurückgebaut.
Aufgrund der Bahnsteigarbeiten müssen auch die Bahnhofsgleise neu beziehungsweise umgebaut werden. Am Bahnübergang Wellenbergstraße wird die Vollschrankenanlage automatisiert und die Signaltechnik erneuert.
Neuer Fußweg
Der Bahnübergang erhält einen neuen Fußweg für Fußgänger und einen Anschluss zum neuen Außenbahnsteig. Der Bahnübergang am Höhberg wird parallel zu den Arbeiten im Bahnhof Tauberbischofsheim erneuert. Diese Anlage läuft dann autark und wird über den Zugwagen angesteuert.
Ab 2014 wird der Zugverkehr in der Station Tauberbischofsheim vom elektronischen Zentralstellwerk von Miltenberg aus gesteuert. Die beiden zurzeit noch bestehenden Stellwerke werden nach Abschluss der Arbeiten abgebrochen.
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