Jubiläum - 75 Jahre Stadt und Kreisstadt Tauberbischofsheim / Erste urkundliche Erwähnung vor über 1250 Jahren

1938 wurde aus Gemeinde wieder Stadt

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Blick auf das Rathaus der Stadt Tauberbischofsheim Ende der 1930er Jahre.

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Tauberbischofsheim. Am 16. Mai vor 75 Jahren wurde aus der Gemeinde Tauberbischofsheim die Stadt Tauberbischofsheim. Im gleichen Jahr wurde die Stadt zur Kreisstadt ernannt. Der Ort selbst besteht seit über 1250 Jahren, verlor aber durch Beteiligung am Bauernkrieg im Jahr 1527 seine Selbstständigkeit und Bedeutung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Bevölkerungszahlen durch Zuwanderungen. Heute zählt die Stadt, deren Oberhaupt Bürgermeister Wolfgang Vockel ist, rund 14 000 Einwohner.

Die Anfänge der Stadt

Um 685 kam Bischof Kilian in den Raum Tauberbischofsheim. Der Ort soll damals nur aus sieben Höfen bestanden haben. Er erbaute hier den ersten Bischofshof, den sein Nachfolger Bonifatius später Lioba zur Errichtung ihres Frauenklosters übergab. Um 800 wird der Ort Biscovesheim (auch Biscoffesheim und Piscofesheim), der zu dieser Zeit zum Bistum Würzburg gehörte, in verschiedenen Urkunden erwähnt. Um 1200 hatten die Herzöge von Schwaben die Vogtei von Bischofsheim an sich gebracht. Im Jahr 1237 hob Kaiser Friedrich II. die Vogtei auf und erteilte der Gemeinde das Stadtrecht. Mit dem Stadtrecht erhielt die Gemeinde die Befugnis die Stadt zu befestigen. Im 13. Jahrhundert gehörte Bischofsheim dem Neun-Städte-Bund an. Zu dem auch die Städte Külsheim, Buchen, Düren, Aschaffenburg, Krautheim, Ballenberg, Miltenberg und Amorbach gehörten. Das älteste noch erhaltene Stadtsiegel stammt aus dem Jahr 1309.

Nach dem Bauernkrieg im Jahr 1525 hob Kurfürst Albert den Neun-Städte-Bund auf. Als Strafe für die Beteiligung am Bauernkrieg entzog Erzbischof Albrecht 1527 der Stadt Bischofsheim das Recht der Selbstverwaltung. Im Jahr 1806, nach dem Anschluss an das Großherzogtum Baden, wurde aus Bischofsheim schließlich Tauberbischofsheim. Noch heute wird die Stadt noch gerne von den Alteingesessenen "Bischeme" genannt.

1938 wieder Stadt

Da Tauberbischofsheim nicht genügend Einwohner hatte galt es nach der Badischen Landgemeindeordnung vom 5. Oktober 1921 nur als Landgemeinde (200 bis 4000 Einwohner). Mit der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 änderte sich das Gemeindeverfassungsgesetz in den deutschen Ländern. Das Gesetz sah vor, dass alle kommunalen Einheiten auf Ortsebene die Bezeichnung "Gemeinde" und nicht mehr Landgemeinde führten.

Die Gemeinden, die bisher die Bezeichnung "Stadt" führten, behielten diese Bezeichnung. Das galt auch für die sogenannten Titularstädte, das heißt für kleinere Gemeinden, die früher nach einer Landgemeindeordnung verwaltet wurden, aber die Bezeichnung Stadt trugen. Im gleichen Jahr stellte die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Hans Knab erstmals einen Antrag auf Wiederernennung zur Stadt.

Es sollten noch drei Jahre vergehen, bis die Gemeinde Tauberbischofsheim wieder die offizielle Bezeichnung "Stadt" führen durfte. Aufgrund der besonderen Bedeutung, unter anderem als Bezirksamt, entschied man der Taubergemeinde das Stadtrecht zu verleihen.

Am 16. Mai 1938, während der Amtszeit von Bürgermeister Wilhelm Vollrath, war es dann endlich so weit und der damalige Reichsstadthalter von Baden, Robert Wagner, verlieh der Gemeinde Tauberbischofsheim gemäß § 9 Absatz 2 der Deutschen Gemeindeverordnung wieder nach über 400 Jahren das "Stadtrecht".

Im gleichen Jahr wurde Tauberbischofsheim durch die badische Kreisreform auch zur Kreisstadt. Aus den beiden Bezirksämtern Tauberbischofsheim und Wertheim wurde der Landkreis Tauberbischofsheim gebildet.

Bevölkerungsentwicklung ab 1900

Die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt ging nur langsam voran. Im Jahr 1900 hatte die Stadt gerade einmal 3430 Einwohner, 1910 (3606), 1925 (3672) und 1939 (3609). Erst mit dem Zuzug von Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, der Ukraine, Schlesien, dem Wartheland, Pommern, Ost- und Westpreußen, Polen, den Baltenstaaten und "Reichsdeutschen" aus Österreich ab 1945 und Flüchtlingen aus der Sowjetischen Besatzungszone (ab 1949 DDR) stieg die Einwohnerzahl weiter an.

1950 wohnten bereits 5824 Personen in der Stadt. In den 1960er und 1970er Jahren kamen die ersten Gastarbeiter aus Italien, Jugoslawien und der Türkei nach Tauberbischofsheim, von denen viele auch hier ihre neue Heimat fanden.

Mit der Eingliederung der Gemeinden Hochhausen und Impfingen (1971), Dienstadt (1972), Distelhausen, Dittigheim und Dittwar (1973) erhöhte sich erneut die Einwohnerzahl der neu gegliederten Stadt Tauberbischofsheim. Einen weiteren starken Bevölkerungszuwachs gab es zwischen 1989 und 1994 mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Umsiedlern aus der damaligen DDR sowie deutschstämmigen Zuwanderern aus Osteuropa. Zum 30. Juni 2010 zählte die Stadt Tauberbischofsheim mit ihren Ortsteilen 14.121 Einwohner.

Innerhalb von 100 Jahren hatte sich die Bevölkerung fast vervierfacht. ubü

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