Die ehemalige Jugendherberge soll als Mehrfamilienhaus mit 16 Wohneinheiten genutzt werden. Während der Technische Ausschuss dies positiv sieht, sind einige Nachbarn nicht begeistert.
Tauberbischofsheim. Der Druck in der Stadt ist groß. Viele suchen eine Wohnung, finden aber keine. Deshalb begrüßten sowohl die Mitglieder des Technischen Ausschusses als auch Bürgermeister Wolfgang Vockel in der Sitzung am Donnerstag im Klosterhof das Vorhaben, aus der ehemaligen Jugendherberge ein Mietshaus mit 16 Wohneinheiten zu machen.
Doch das Projekt stößt nicht überall auf ungeteilte Gegenliebe. Fünf Nachbarn haben bei der Stadt Bedenken angemeldet und Einwände vorgebracht.
Verschiedene Pläne
Nachdem der Betrieb der Jugendherberge aufgegeben worden war, gab es verschiedene Pläne für eine Nachfolgenutzung des Gebäudes. So war beispielsweise in Erwägung gezogen worden, dort eine Unterkunft für Asylbewerber einzurichten. Daraus wurde jedoch nichts. Zwischenzeitlich brachte eine Firma ihre Arbeiter, die hier auf Montage waren, in dem Haus unter. Aber auch das war keine Dauerlösung.
Dann trat ein Investor auf den Plan, der das dortige Areal für den Bau von Wohngebäuden nutzen wollte. Auch die Jugendherberge sollte zu Wohnzwecken umgebaut werden. Dafür erstellte die Stadt Tauberbischofsheim den vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Schirrmannweg“. Doch der Investor zog sich zurück und verkaufte das Areal.
Der neue Bauherr will zunächst das bestehende Gebäude, die ehemalige Jugendherberge, in ein Mehrfamilienwohnhaus mit insgesamt 16 Wohneinheiten umbauen. Das übrige Areal ist zunächst außen vor, soll eventuell zu einem späteren Zeitpunkt bebaut werden.
„Deutliche Aufwertung“
Die Planung sieht zudem den Rückbau des flach geneigten Satteldachs, den Aufbau eines dreiseitig eingerückten Staffelgeschosses, einen Anbau im Bereich der westlichen Fassade sowie die Errichtung eines Balkons an der Ostfassade vor. Zudem beinhaltet der Bauantrag das Anlegen von 19 Parkplätzen, so dass mit der Garage 20 Parkplätze zur Verfügung stehen würden. Die Wohnungen haben eine Größe von etwas über 40 Quadratmeter bis hin zu über 100 Quadratmetern.
„Gestalterisch erfährt das Gebäude durch die Überplanung eine deutliche Aufwertung“, stellte Bürgermeister Wolfgang Vockel fest. „Angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt in der Stadt ist das Vorhaben nur zu begrüßen“, meinte Bernd Mayer (Bürgerliste).
Mehrere Kritikpunkte
Nicht so erfreut über das Vorhaben sind fünf Nachbarn. Sie brachten ihre Einwände in einem gemeinsamen Schreiben vor. Sie kritisierten, dass der Baukörper zu massiv wirke und mit dem Staffelgeschoss eigentlich viergeschossig sei, was nicht den Vorgaben des Bebauungsplans entspreche.
Weiter führten sie ins Feld, dass ursprünglich nur 13 Wohneinheiten vorgesehen waren und dass die vorgesehenen 15 Parkplätze nicht ausreichten. Außerdem kritisierten sie, dass die verkehrliche Anbindung durch eine Straße mit einer Breite von 3,70 Metern nicht ausreichend sei, weil kein Begegnungsverkehr stattfinden könne.
Staffelgeschoss kein Vollgeschoss
„Wir haben die Einwände geprüft und sind zu der Auffassung gekommen, dass sie baurechtlich nicht relevant sind“, stellte Rainer Ruppert fest. „Der Bauantrag hält sich an die Vorgaben des Bebauungsplans.“ Bürgermeister Wolfgang Vockel ergänzte: „Ein Staffelgeschoss ist kein Vollgeschoss, so dass das Gebäude baurechtlich als dreigeschossig anzusehen ist.“ Zudem verwies er auf das Fechterheim in unmittelbarer Nähe, das seiner Meinung nach noch massiver wirke.
Auch die Kritik an der verkehrlichen Erschließung greife nicht, meinte der Rathauschef. Es sei nirgends vorgeschrieben, dass man als Kommune einen Begegnungsverkehr garantieren müsse. Eine Breite von 3,70 Metern sei an dieser Stelle ausreichend.
In puncto Parkplätze habe man schon nachjustiert. Die ursprünglich 15 vorgesehenen Stellplätze seien in der Tat zu wenig gewesen, so Ruppert. Die nun vorgesehene Ausweisung von 20 Parkplätzen reiche aber aus. Gesetzlich vorgeschrieben sei ein Parkplatz pro Wohneinheit.
Ansprechende Geschichte
„Die Anlieger sind schon Sturm gelaufen, als dort ein Flüchtlingswohnheim eingerichtet werden sollte, und nun tun sie es wieder“, meinte Gerhard Baumann (CDU). „Sie sollen froh sein, dass es Richtung Wohnen geht. Sie haben durch diese Umnutzung der Jugendherberge sicher weniger Lärm zu befürchten.“ Der Umbau sei eine sehr „ansprechende Geschichte“ und der Abstand der Nachbarn sei groß genug. Da sich alles im Rahmen des Bebauungsplans abspiele, sei nichts einzuwenden.
Der Technische Ausschuss nahm den Bauantrag deshalb zustimmend zur Kenntnis. Wäre das Gremium dagegen gewesen, hätte es den Bebauungsplan „Schirrmanweg“ ändern müssen. Für die Genehmigung des Bauantrags ist jedoch das städtische Bauamt zuständig.
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