Impfingen. Die Feierlichkeiten starteten mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus. „Musik und Religion haben vieles gemeinsam und gehören zusammen“, betonte Dekan Thomas Holler in seiner Predigt. Die Musik nannte er einen „Spiegel der Seele“ für alle Lebenslagen. Glaube und Musik wollen seinen Angaben zufolge das ganze Leben begleiten, Denken und Fühlen prägen, das Dasein beseelen. Besonders zeige sich das in der Kirchenmusik. Sie bringe etwas zum Klingen, das über die Welt hinausrage. „Man könnte sagen: Musik ist ein Stück vom Himmel.“ Sie überdauere, so Holler, die Zeiten und vermittle durch ihre Klänge einen Hauch von Ewigkeit.
„Mit Freude und Stolz blickt der Gesangverein auf sein 100-jähriges Bestehen zurück“, erklärte Marlene Bundschuh beim Festakt in der Turnhalle. Zusammen mit Lotte Bencina und Herbert Elsner bildet sie derzeit das Führungstrio der Chorgemeinschaft. Die „Eintracht“ blickt Bundschuh zufolge auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Der Chor habe gezeigt, dass seine Mitglieder immer wieder Wege gefunden haben, sich neu zu erfinden. Mehr über die Historie des Gesangvereins erfährt man in der von Herbert Elsner zusammengestellten Festschrift. Sie lässt die Vergangenheit in vielen Bildern und Texten lebendig werden und schreibt die Geschichte bis in die Gegenwart fort. Als Zeitdokument ist sie zugleich ein wichtiger Beitrag zur Ortsgeschichte.
Für viele Mitglieder zu einer zweiten Familie entwickelt
„Bei der ‚Eintracht‘ wird Gemeinschaft erlebbar“, versicherte Ute Werr. Die Bürgermeisterstellvertreterin wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass der Chor sich für viele Mitglieder zu einer zweiten Familie entwickelt hat. Er werde als Ort der Begegnung und des Miteinanders sehr geschätzt. Weil Musik die Herzen öffne, sah Werr im gemeinschaftlichen Singen kein Auslaufmodell. Dem Gesangverein bescheinigte sie gute Zukunftsperspektiven: „Alle sind mit Herzblut bei der Sache.“
Als einen „wichtigen Kulturträger“, der weit über Impfingen hinausstrahle, bezeichnete Wolfgang Runge den Jubiläumsverein. Der Präsident des Sängerbundes Badisch-Franken wollte in der Gründung der „Eintracht“ vor 100 Jahren eine „Überlebensmaßnahme“ in schwierigen Zeiten sehen. Der Name sei programmatisch zu verstehen und lasse sich so deuten, dass die Gründer im Zusammenrücken „Trost und Halt“ gesucht haben. Der Musik bescheinigte Runge dabei eine verbindende Eigenschaft. „Der gemeinsame Gesang kann eine Gesellschaft fest zusammenschweißen.“ Eigenschaften, die seiner Meinung nach auch heute noch gefragt sind. Die „Bindekraft des Singens“ stelle einen Mehrwert dar, den es gelte, persönlich, für die Gemeinde und die Gesellschaft zu nutzen.
Reihe von Auszeichnungen im Gepäck
Runge hatte eine Reihe von Auszeichnungen im Gepäck. Für den Jubiläumsverein nahmen Marlene Bundschuh, Lotte Bencina und Brigitte Elsner für ihren erkrankten Mann Herbert Ehrenurkunden des Badischen und des Deutschen Chorverbandes entgegen. Eine ganz besondere Ehrung wurde Inge Zipf und Anna Fünkner zuteil. Sie singen seit 75 Jahren im Chor. Dafür erhielten die beiden die goldene Ehrenbrosche des Badischen Chorverbandes mit Gravur und Urkunde sowie eine Urkunde des Deutschen Chorverbandes. „Sie füllen ihre Zeit mit sinnvollem Tun und leisten einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft“, lobte Runde das Engagement der Jubilarinnen. Geehrt wurde auch Stefanie Buck-Neuhäuser. Seit 15 Jahren schwingt sie bei der „Eintracht“ den Taktstock. Marlene Bundschuh überreichte eine Urkunde und dankte für die Geduld und das Einfühlungsvermögen, mit der die Dirigentin den Chor zu Höchstleistungen ansporne.
So wie bei den anschließenden Gesangsdarbietungen. Die Sängerinnen und Sänger der „Eintracht“ zeigten sich bei Liedern wie Franz Josef Ottens „Feste soll man feiern“ oder Pasquale Thibauts „Heimweh“ bestens präpariert und auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft. Jugendliche Frische verströmten sie mit modernen Melodien wie „Top oft the World“, im Original von den Carpenters, oder Peter Maffays „Ich wollte nie erwachsen sein“.
Eine weitere Gesangsformation aus Impfingen sind die „Herztöne“. Der Frauenchor unter der Leitung von Theresia Würzberger und Stefanie Buck-Neuhäuser übermittelte musikalische Geburtstagsgrüße mit Max Raabes „Heute ist ein guter Tag, glücklich zu sein“. An ihre Ursprünge aus dem kirchlichen Umfeld erinnerte die Formation mit „Sonnenaufgang, Sonnenuntergang“, einem Loblied auf Gottes Schöpfung, oder dem versifizierten Bibelwort „Peace I give you“. Moderne Klänge waren „Regenbogenfarben“ von Kerstin Ott und Helene Fischer zu hören.
Neue Wege geht die Singgemeinschaft „WerDi“. Der Chor ist ein Zusammenschluss mit Sängern aus Werbach und Dittwar. Deren Repertoire ist erstaunlich vielseitig. Unter der Leitung von Edith Lang-Kraft zog es die Sänger mit Friedrich Silchers „Schifferlied“ und dem aus Neuseeland stammenden Walfängerlied vom „Wellermann“ ans Meer. Zum Jubiläum gab es außerdem musikalische Lebenshilfe. Mit Frank Sinatras „My Way“ im Arrangement von Peter Schnur forderten die Sänger auf, das Leben zu leben. Widrigkeiten gilt es im Gegensatz dazu standzuhalten, wie ein Baum mit Wurzeln, die nie ein Sturm bezwingt. So formulierten es die Sänger mit dem Lied „Alt wie ein Baum“ der Ost-Rocker Puhdys. Als Hymne an die Zukunft war Udo Jürgens‘ Lied „Ihr von morgen“ gedacht.
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