Schlosskonzerte

Ein Duo mit gestalterischer Kraft

Toller Auftritt von Johannes Moser (Cello) und Andrej Korobeinikov (Klavier)

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pele
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Tauberbischofsheim. Der Auftritt des Cellisten Johannes Moser und seines Klavierpartners Andrej Korobeinikov war Glanz -und Höhepunkt der Tauberbischofsheimer Schlosskonzerte zum Abschluss der 35. Saison. Diese Meinung äußerte das Publikum nicht nur durch heftigen Beifall, sondern auch mit begeisterten Kommentaren, bestärkt überdies von professionellen Musikern, die in einer bemerkenswerten Anzahl teils aus der weiteren Umgebung gekommen waren, offenbar bedingt durch den prominenten Ruf der beiden Klassikstars. Moser wurde drei mal mit dem Echo Klassik ausgezeichnet. Korobeinikov erregte Aufsehen und startete seine internationale Karriere, als er für den erkrankten Ivo Pogorelich einsprang.

Schon die Erscheinung der Beiden weckte Neugier und Sympathie. Cool, erfrischend, ohne die konventionelle Podiumstracht kamen sie auf die Bühne, Moser mit silbern glänzenden Sneakers, dazu kontrastierend sein Instrument aus rotbraun schimmerndem Holz, welches die Erhabenheit eines antiken Möbelstücks ausstrahlt, ein Guarneri- Cello von 1694. Dass er auch mit hightech E-Cellos experimentiert und ihm mehrere Komponisten bereits Stücke dafür geschrieben haben, erfährt man an diesem Abend nur beiläufig aus dem Programmzettel.

Die technische Souveränität, mit der das Duo sein überaus schwieriges Programm französischer Kompositionen des 19. und 20. Jahrhunderts absolvierte, erregte schier ungläubiges Erstaunen.

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Alleine dadurch ist man schon völlig beeindruckt. Tief berührt ist man darüber hinaus von der klanglichen Gestaltung. Magier Moser entlockt seiner legendären Zaubergeige aus Cremona Töne, die nicht einfach nur den Saal erfüllen, sondern den Zuhörer durchdringen, bewegen. Sein Spiel ist mitreißend, von zupackender Vehemenz, welche seinen ganzen Körper erfasst, und ebenso von innigster Gestaltung differenzierter Melodielinien. Dabei drängt er sich mit seinen geistreichen Interpretationen nie als Person in den Vordergrund und gestattet seinem Partner eine ebenbürtige Rolle.

Andrej Korobeinikov vervollkommnet und trägt den Cellopart auf ideale Weise. Mit seiner überaus differenzierten Anschlagskultur verfügt er über ein immenses Repertoire von Klangfarben und Stilen. Symphonische Fülle breitete er in der imposanten Sonate von Cesar Franck aus.

Dabei bleiben selbst machtvolle Motive im Bass trotz gewagter Lautstärke in der richtigen Balance, Mittelstimmen werden dynamisch ausgeformt und lassen einzelne Stellen in fast neuem Licht erscheinen. Andererseits verfügt er über differenzierteste Nuancen des Klaviertones.

Wie er die klangsinnlichen Kantilenen bis in die höchsten Lagen des Cellos im langsamen Satz der Poulenc Sonate begleitete, ließ aufhorchen. Der Schlusston des Cellos im fast überwirklichen Flageolett, dazu ein glasiger Akkordpunkt im Klavier, das war einer der vielen suggestiven Momente, die diesen Abend auszeichneten. Noch überwältigender zu erleben war dies bei Messiaens Komposition „Louage à l´Eternité de Jesus“. Das kontemplative Stück verklingt quasi im Nichts, atemlose Stille, schier endlos gehalten, kein Hüsteln, kein Räuspern der Zuhörer. Hier begreift man die gestalterische Macht des Duos. Dabei darf auch ein besonderes Kompliment an das Publikum der Schlosskonzerte ausgesprochen werden. pele

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