Tauberbischofsheim. Das Entsetzen und die Verwunderung bei Kommunionkindern und Eltern sind groß. Kurz vor den Ostertagen haben Unbekannte die Dekoration entwendet, die mit viel Liebe zum Detail für die Erstkommunionfeier von St. Martin vor dem Altar aufgebaut worden war.
„Wir sind Gottes Melodie“ heißt das Motto der Kommunionkinder. Jedes der 22 Kinder wurde mit Foto auf einer symbolisierten Note vorgestellt. „Dazu haben wir neben einem Kinderxylophon und Rasseln auch eine Kindergitarre, eine Flöte und eine Trommel als Dekoration dazugelegt“, erzählt Nadine Maninger. Von ihrem Sohn Finn stammt unter anderem die Gitarre, die nun nicht mehr da ist. Er habe sofort sein Instrument geholt, damit es zur Gestaltung des Altars genutzt werden kann, berichtet die Mutter. Dass nun Unbekannte die Dinge einfach mitgenommen haben, macht nicht nur den Schüler sehr traurig. „Es hat ihn sehr beschäftigt, dass aus der Kirche Gegenstände gestohlen werden.“
Eine Nachfrage bei den Mesnern oder im Pfarramt ergab, dass niemand dort die Gegenstände weggenommen hat. Eine Überlegung, Anzeige gegen Unbekannt zu stellen, wurde wieder verworfen. Aber dreist sei der Diebstahl schon. „Wir waren einfach sprachlos.“
Nadine Maninger appelliert daher im Namen der Eltern an die Täter, die Musikinstrumente wieder zurückzugeben. Ein Aushang an der Kirche ist ebenfalls geplant.
Ideell und moralisch
Es geht den Eltern nicht um den materiellen Wert. „Der ist sehr gering“, sagt auch Carina Endres, die eine Kommuniongruppe leitet. Es gehe vor allem um den ideellen Wert und den moralischen Aspekt. „Wieso entwendet man den Kindern die Sachen“, schüttelt nicht nur sie verwundert den Kopf.
Während der Gruppenstunden war das daher auch ein Thema, das die Kinder unheimlich beschäftigt hat. „Es ist traurig, dass die Instrumente gestohlen worden sind“, sagen sie.
Die Themen Nächstenliebe und Solidarität waren Teil des Kommunionunterrichts, der noch immer unter Corona-Bedingungen stattfinden musste. Die Solidarität setzen die Kinder ganz aktuell in die Tat um. Zusammen mit einigen Eltern haben sie am Freitag auf dem Tauberbischofsheimer Marktplatz einen Stand aufgebaut. Selbstgebasteltes und Blumentöpfe mit Kresse sowie eine „kleine Wiese für das Fenster“ haben sie zum Verkauf angeboten. Da erstand auch Bürgermeisterin Anette Schmidt, die sich selbst als „Kresse-Fan“ bezeichnet, einen leckere Kressetopf.
Den Erlös der Aktion, die in der Vorwoche schon einmal stattgefunden hat, wollen die Kinder spenden. Und sie wissen auch schon wofür: „Das Geld soll der Helferkreis erhalten, der sich derzeit um Geflüchtete aus der Ukraine kümmert“, erklären die Mütter.
Zwei Jungs haben die Drittklässler schon kennengelernt. Medi und Navidula, so heißen die beiden, kommen immer freitags zum Unterricht in die Klasse von Klara, Valentin, Lars, Jasmin und Finn. „Wir würden gerne mit ihnen spielen“, sagen sie. Aber noch seien die beiden sehr zurückhaltend – auch wegen der Sprachbarriere. „Wir machen Kunst, und manchmal auch Englisch, weil sie das können“, erzählen die Kinder weiter und sind eifrig dabei, Geld für die neuen Freunde zu sammeln.
Die Idee der Bürgermeisterin, mal beim Netzwerk Familie und der dortigen Spielgruppe für die Geflüchteten vorbei zu schauen, wollen die Erstkommunikanten gerne aufgreifen.
Aufgeregt wegen Sonntag sind sie auch. „Das wird schön.“ Dann liegen bei der Erstkommunionfeier in St. Martin wahrscheinlich andere Instrumente vor dem Altar. „Aber die lassen wir nicht mehr liegen“, betont Nadine Maninger. „Den Fehler begehen die Kommunioneltern kein zweites Mal.“
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