Leserbrief - Zu „Mobile Luftfilter vorerst kein Thema“ (FN, 23. Juli) „Das sollten uns unsere Kinder wert sein”

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Eineinhalb Jahre Pandemie – und nichts gelernt, das ist für uns das Fazit des FN-Artikels. Die Stadt beruft sich auf eine Studie der Stuttgarter Universität, welche zu dem Ergebnis kommt, dass Luftfilter nicht für alle Schulen geeignet sind.

Die Studie kommt zu der Erkenntnis, dass „Stoßlüften“ genauso effektiv ist, wie es Luftfilteranlagen sind. Die Studie gibt die Empfehlung ab, in Klassenzimmer mit zu kleinen, oder zu wenigen Fenster mobile Luftfilteranlagen einzusetzen. Wie jetzt? Das ist doch ein kompletter Widerspruch in sich. Entweder sind Luftfilter effektiv, oder nicht.

Für uns steht fest: „Stoßlüften“ ist vor allem eines, nämlich billig und nur darum scheint es den Verantwortlichen zu gehen. Wir sprechen hier von unserer Zukunft, unseren Kindern. Diese mussten in den vergangenen eineinhalb Jahren schon auf wirklich genug verzichten.

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Diana Seufert
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Fernunterricht, Wechselunterricht, keine Möglichkeit sich mit Freunden zu treffen etc. Unterrichtet wurden sie von ihren Eltern, die keine pädagogische Ausbildung haben. Oftmals ist das Ergebnis einer Studie im besonderen Maße vom Auftraggeber abhängig, der mit dem Ergebnis ein Ziel erreichen möchte. Der Auftraggeber dieser Studie der Uni Stuttgart war die Stadt Stuttgart. Ein Schelm ist, wer böses dabei denkt.

Die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule am Schloss hat der Bürgermeisterin einen Brief geschrieben und um die Gewährung für Luftfilteranlagen geworben. In diesem Brief hat sie ihre Sorgen mitgeteilt. Als Antwort hat sie eine Ablehnung erhalten. Die Bürgermeisterin berief sich unter anderem auf eine Stellungnahme des Umweltbundesamts vom 12. August 2020.

Es gibt aber auch eine aktuelle Stellungnahme des Umweltbundesamts vom 9. Juli. Und diese kommt zu folgender Einschätzung: „Die nachhaltigste Maßnahme zur Verbesserung der Innenraumlufthygiene, deren Erfolg auch nach Beendigung der Pandemie anhält, ist der Einbau stationärer raumlufttechnischer (RLT)-Anlagen. Diese können als zentrale Anlagen ein Gebäude versorgen, aber auch dezentral als Einzelraumbelüftung realisiert werden. Beide Varianten sichern eine wirksame Reduzierung von Virenbelastungen, sind für Wärme- und Feuchterückgewinnung verfügbar, schonen die Energiebilanz des Gebäudes und gewährleisten einen hohen Wohlfühlkomfort im Innenraum. Einzelraumbelüftungen sind baulich rascher umzusetzen als zentrale Lüftungsanlagen. Anlässlich der Erfahrungen mit der Pandemie empfiehlt das ,UBA‘, Schulräume in Deutschland sukzessive mit RLT-Anlagen auszustatten.“

Weitere Studien zum Thema, die alle zum gleichen Ergebnis kommen, gibt es von der Uni Frankfurt, der Uni Münster sowie der Bundeswehr-Uni München. Diese Studien sind alle wissenschaftlich fundiert und wurden von Experten durchgeführt.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass, wenn die richtigen Anlagen mit den richtigen Filtern bestückt sind, diese dann über 90 Prozent der virenhaltigen Aerosole aus der Luft filtern. Eine Infektion hängt im besonderen Maß von der Aerosol-Konzentration ab. Wenn diese um über 90 Prozent gesenkt werden können, sinkt auch im selben Maß das Infektionsrisiko. Das ist simple Mathematik.

Diesbezüglich hat Helmut Drawert mit Professor Wolfgang Reinhart gesprochen. Er informierte darüber, dass das Land Baden-Württemberg 60 Millionen Euro zur Förderung von Luftfilteranlagen zur Verfügung stellen wird. Die Förderquote betrage 80 Prozent und müsse nur von den Kommunen abgerufen werden.

Im Artikel der FN vom 23. Juli wird die Zahl von 800 000 Euro für die Ausstattung aller Klassenzimmer und Kitas als Investitionssumme genannt. Bei 80 Prozent Förderung müsste die Stadt lediglich 160 000 Euro in die Hand nehmen, um diese Filteranlagen zu installieren. Herunter gebrochen auf die Bevölkerung von Tauberbischofsheim (13 234 Einwohner, Stand: 31. Dezember 2020) wäre das ein Aufwand von 12,09 Euro pro Einwohner. Wir denken, dass müssen uns unsere Kinder wert sein und wären auch bereit diese 12,09 Euro also Sonderabgabe an die Stadt zu entrichten.

Normalerweise heißt es: wer etwas macht, der macht auch Fehler, wer hingegen nichts macht, macht keine Fehler. Das stimmt hier definitiv nicht.

Wir möchten auch nicht unerwähnt lassen, dass wir die vorgenannten Studien dem Stadtrat zukommen ließen. Wir fordern die Mitglieder hiermit im Namen aller Kinder zum unverzüglichen Handeln auf, denn Geld für die völlig überflüssige Sanierung des Sonnenplatzes und für die Aufstellung eines überdimensionalen Sandkastens auf dem Marktplatz ist offensichtlich da.

Für den Schutz unserer Kinder muss dann auch Geld vorhanden sein, denn das sollten uns unsere Kinder wert sein.