Distelhausen. Im Jahr 1873, während der Amtszeit von Bürgermeister Anton Müller, wurden die Pläne für das zukünftige Schulhaus direkt neben der St. Markus Kirche von E. Neckermann erstellt und dem Großherzoglich Badischen Bezirksamt zur Genehmigung vorgelegt.
Im Schulgebäude befanden sich im Erdgeschoß zwei Klassenräume. Im ersten Stock waren die Wohnräume für den Lehrer und den „Unterlehrer“ untergebracht. Zusätzlich wurde eine Wagenremise mit Scheune und Stallungen für die Lehrkräfte gebaut.
Im Zuge des Neubaus wurde die in direkter Nachbarschaft befindliche Schmiede von Valentin Reuschlein von der Gemeinde gekauft und abgebrochen. An gleicher Stelle wurde dann die „Schulscheune errichtet. Die Originalbaupläne vom Juli und August 1873 befinden sich noch heute im Stadtarchiv.
1874 begann auch der Unterricht
Noch im Jahr 1874 begann für die ersten Schüler der Unterricht in der neu errichteten Volksschule. Der Schulalltag im 19. Jahrhundert war streng geregelt. Zu den damaligen Schulfächern zählten Lesen, Schreiben und Rechnen, Diktat, Biblische Geschichte, Geographie, Geschichte, Turnen, Singen, Zeichnen, Raumlehre und Naturlehre. Für die Kinder herrschten zu dieser Zeit sehr strenge Regeln. Wenn sie in der Schule Fehler machten, bekamen sie oft Hiebe mit dem Rohrstock und mussten dann in die Ecke stehen.
In der Distelhäuser Chronik von Artur Hofmann werden die Distelhäuser Lehrer aufgelistet. Der erste Lehrer in Distelhausen war Hauptlehrer Herr Henn, weiter aufgeführt sind die Lehrer Herr Mechler, Herr Schnupp, Herr Schönig, Herr Schmieder und Herr Lang. Im Jahr 1949 waren in Distelhausen der Oberlehrer Karl Kraus und der Lehrer Franz Dedera tätig. Karl Kraus war gleichzeitig der letzte Schulleiter der alten Schule und der erste Schulleiter der von 1964 bis 1965 erbauten heutigen Erich-Kästner-Grundschule. Noch bis zum Jahr 1965 besuchten alle Distelhäuser Schüler die alte Schule in der Ortsmitte.
Die Schultoilette war in den 1950er Jahren in der Schulscheune untergebracht. Diesen Zustand wollte die Gemeinde Distelhausen ändern und beantragte den Neubau eines Toilettentraktes mit Holzlager im Schulhof. Die Planung und Finanzierung standen bereits. Der Plan eines Neubaus wurde schließlich doch nicht durchgesetzt, da die Planungen für den Umbau der Schule zum Rathaus beschlossen waren, und der Bau eines neuen Schulhauses bereits feststand. Der Bauantrag wurde im Jahr 1962 zurückgezogen.
Die Schulscheune wurde später auch zum Milchhäuschen, der Milchabnahmestelle, umgebaut und viele Jahre dafür genutzt. Seit einigen Jahren dient diese den Distelhäuser Vereinen als „Materiallager“ für Feste und Veranstaltungen im Ort.
Einweihung Rathaus 1967
Die Lehrerwohnung wurde zuletzt von Schulleiter Hans Becker und seiner Familie von 1967 bis 1991 bewohnt, danach wurde diese als städtische Mietwohnung genutzt.
Unter Bürgermeister Josef Hofmann wurde vom Distelhäuser Gemeinderat bereits im Jahr 1959 der Neubau der Volksschule in Distelhausen beschlossen. Nach den Plänen des Tauberbischofsheimer Architekten und Bauleiters Ernst Höpfl wurde das ehemalige Schulhaus 1967 umgebaut und modernisiert. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 127 000 Mark. In den beiden Schulräumen wurden nach dem Umbau des Schulhauses die Dienstzimmer des neuen Distelhäuser Rathauses und ein Sitzungssaal eingerichtet.
Am 10. September 1967 übergab Architekt Ernst Höpfl unter Anwesenheit von Landrat Bruno Rühl die Schlüssel des neuen Rathauses an Bürgermeister Robert Weber. Bis zur Eingemeindung in die Stadt Tauberbischofsheim im Jahr 1974 war hier die Gemeindeverwaltung von Distelhausen untergebracht.
Nach der Eingemeindung nach Tauberbischofsheim zum 1. Januar 1974 wurde das Rathaus weiterhin vom Distelhäuser Ortschaftsrat genutzt. Von 2020 bis 2021 wurden die Kellerräume des Rathauses von der Stadt Tauberbischofsheim zu einem Jugendraum umgebaut. Die Distelhäuser Jugendlichen leisteten hierbei auch viel ehrenamtliche Stunden, um ihren Traum von einem Jugendraum zu erfüllen. Seither wird dieser vom Jugendforum Distelhausen genutzt. Heute nutzen noch verschiedene Vereine und der Distelhäuser Ortschaftsrat das ehemalige Schulhaus aus dem Jahr 1874. ubü
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