Gesundheitswesen

Bei Depressionen Spitzenreiter

Im Main-Tauber-Kreis litten im Jahr 2022 18 300 Menschen an dieser psychischen Erkrankung

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pm
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Depressionen sind längst zur Volkskrankheit geworden. Im Main-Tauber-Kreis litten 2022 über 18 000 Menschen an der Erkrankung. © dpa

Main-Tauber-Kreis. Depressionen sind zur Volkskrankheit geworden. Die Zahl der diagnostizierten Erkrankungen ist in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen und hat zuletzt einen neuen Höchststand erreicht. Wie der „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ermittelt hat, litten im Main-Tauber-Kreis 2022 18 300 Menschen an Depressionen.

Während die Erkrankung landesweit bei 12,15 Prozent der Bevölkerung diagnostiziert wurde, liegt der Main-Tauber-Kreis mit 15,1 Prozent an der Spitze des Landes. Im Landkreis Heidelberg waren es hingegen nur 8,4 Prozent. Anders verhält es sich mit den Ausfalltagen pro beschäftigter Person wegen der Diagnose Depression. Waren 2022 im Main-Tauber-Kreis im Durchschnitt 38 Tage arbeitsunfähig gemeldet, lag die Zahl in Baden-Württemberg bei 39 Ausfalltagen.

Die meisten krankheitsbedingten Ausfälle aufgrund von Depressionen gibt es unter den Beschäftigten der Berufe in der Haus- und Familienpflege, gefolgt von Arbeitnehmern im Bereich Heilerziehungspflege und Sonderpädagogik, den Altenpflegern (ohne Spezialisierung), den Kassierern und Kartenverkäufern sowie den Berufstätigen in der Sozialverwaltung und -versicherung.

„Unabhängig davon, welchen Einfluss berufliche Belastungen auf die Entstehung einer Depression haben, bieten Instrumente wie Fehlzeiten-Analysen oder Befragungen zur Gesundheit der Mitarbeitenden im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements die Möglichkeit, die Relevanz im eigenen Unternehmen zu erkennen und den Betroffenen entsprechende Unterstützung anzubieten,“ sagt Liane Pöhlmann. „Angesichts des Fachkräftemangels kommt gerade auch dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement nach einer Depression eine wichtige Rolle zu“, ergänzt die Themenfeldmanagerin Gesundheitsforderung in Lebenswelten bei der AOK Heilbronn-Franken.

Seit 2017 registrieren die Wissenschaftler deutschlandweit besonders bei den jüngeren (zehn bis 24 Jahre) und den älteren (ab 65 Jahre) Altersgruppen steigende Zahlen. Die beiden Coronajahre ab 2020 verstärkten das Ganze. Auffällig ist, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Bei den 60- bis 64-Jährigen wurde bei mehr als jeder fünften Frau und fast jedem sechsten Mann Depressionen diagnostiziert. Der höchste Wert wird bei den 80 bis 84-jährigen Frauen mit 27,7 Prozent erreicht. Bei den Männern sind 19 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren betroffen.

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland und führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität. „Oft sind Patienten nicht mehr in der Lage, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen“, sagt Dr. med. Dipl.-Psych. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bei der AOK-Baden Württemberg. „Obwohl das Krankheitsbild immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, bleibt das Bild über die Betroffenen oft von Vorurteilen und Stigmata geprägt. Das kann Patienten sehr belasten.“

Ursachen für eine Depression sind schnell gefunden. Beziehungskrisen, Todesfälle, berufliche Enttäuschungen, chronischer Stress oder Traumata durch Gewalt, Krieg oder Missbrauch sowie chronische körperliche Erkrankungen oder ein ungesunder Lebensstil können depressive Störungen begünstigen. Auch das Vorkommen depressiver Störungen in der Familie oder ein höheres Lebensalter beeinflussen die Anfälligkeit für Depressionen ebenso wie ein niedriger sozioökonomischer Status. Denn laut vielen Studien haben sozial benachteiligte Menschen ein höheres Krankheitsrisiko als sozial besser gestellte Personen. pm

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