Leserbrief zum Thema „Hungerturm“ (FN, 2., 29. und 30. Juni).
Aus der Ferne habe ich über FN-Web die Entwicklung zur Neugestaltung des Hungerturms verfolgt. Ich selbst habe mich in die Unterschriftenliste von Walter Rincker eingetragen, weil ich das Konzept für unpassend gehalten habe. Als Stadtführer gehe ich mit sehr vielen Gruppen durch Graben zum Turm und zum Mühlkanal, und rühme die lauschig-romantische Ecke insbesondere im Frühling. Die Verwahrlosung des Mühlkanals ist natürlich ein Schandfleck für die Stadt.
Erschüttert haben mich nicht die 560 Unterschriften, sondern das Verhalten vieler alteingesessener Bürger aus einflussreichen Gruppen sowie der „shitstorm“ in den sozialen Medien. Für unanständig halte ich direkte Anrufe angeblicher Freunde beim Mäzen, direkte und indirekte Beeinflussung der Mitglieder des Gemeinderats und der Bürgermeisterin. Keiner außer Walter Rincker hat sich öffentlich dazu geäußert.
Das Ergebnis: der Mäzen ist zu Recht verärgert, Gemeinderat und Bürgermeisterin sind blamiert.
Niemand von den einflussreichen Gruppen hat bei den Bausünden in der Altstadt öffentlich die Stimme erhoben, niemand sich öffentlich für eine Verbesserung der Situation in der Altstadt eingesetzt.
560 Unterschriften für einen sicheren Radweg zur Altenau scheinen wenig Durchschlagskraft zu besitzen; hierbei wären die Einflussgruppen öffentlich ein „Booster“ gewesen. Dieses Anliegen dient wirklich dem öffentlichen Wohl, für das es sich einzusetzen gelohnt hätte. Schade!
Die Stadt sollte Lehren aus dem Desaster ziehen: Die Bürger bei der Gestaltung sensibler Bereiche der Stadt in Bürgerversammlungen beteiligen; die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates sind nach meinen Erfahrungen eher Schüler-Lehrer-Verfahren mit einer erlaubten Frage und oft unbefriedigenden Antworten.
Meine Empfehlung lautet: Fehler werden stets gemacht; aber falsch handelt derjenige, der keine Lehren und Verbesserungen daraus ableitet.
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