150 Jahre Tauberbahn - Bahnhof Hochhausen (Station 10) war in den Anfangstagen noch Endstation / Hohes Güteraufkommen bis in die 1950er Jahre

1887 stattlichen Umsatz von 23 749 Mark erzielt

Von 
Uwe Büttner
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Der Bahnhof Hochhausen wurde ab 1867 als Station Nummer 10 der Taubertalbahn für 20 964,02 Gulden von der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn errichtet.

Hochhausen. Zur Zeit der Eröffnung der Taubertalbahnstrecke, Abschnitt 1 war Hochhausen noch Endstation. Auf dem Bahngelände befanden sich neben dem provisorischen Empfangsgebäude auch ein Lokschuppen mit Wagenremise sowie ein Wasserturm zum Auftanken der Lokomotiven. Das heutige Stationsgebäude dürfte zwischen 1867 (Grundsteinlegung) und 1869 fertiggestellt worden sein. Wie auch auf den anderen Stationen der Strecke zwischen Lauda und Hochhausen nahm die Bevölkerung ihren Bahnhof dankbar an.

Im November 1868 wurden von hier aus nur in einem Monat 1165 Personen befördert, 555 Zentner Güter versand und 1070 Zentner Güter empfangen.

20 Jahre nach Eröffnung der Station im Jahre 1887 machte Hochhausen schon einen stattlichen Umsatz von 23 749,57 Mark. Dieser Betrag wurde durch den Verkauf von Fahrkarten (11 436), Gepäck, Expressgut und Milch (5645 Kilogramm) sowie durch Viehtransporte (595 Stück) erwirtschaftet.

Laderampe und Kran

Im Jahr 1921 wurde im Bahnhof Hochhausen das neue Fahrdienstleiterstellwerk (Fdl) in Betrieb genommen - dieses war bis zu seiner Stilllegung im Jahr 2004 durchgehend in Betrieb. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg wurden hier ganze Wagenladungen der Wenkheimer Mazzenbäckerei von Sigmund Lehmann verladen und versandt.

Im Stationsverzeichnis der Eisenbahnen Europas ist Hochhausen bei KM 12,5 als Bahnstation mit Personen- und Güterverkehr verzeichnet. Der Bahnhof verfügte über eine Laderampe für Kopf- und Seitenverladung, eine Gleiswaage mit 40 Tonnen Tragfähigkeit, einen Kran mit zwei Tonnen Tragfähigkeit sowie über ein Eisenbahntelegrafenamt. Im amtlichen Bahnhofsverzeichnis der Reichsbahn aus dem Jahr 1938 wird die Station Hochhausen mit Bahnhofsnummer 29 769 als Bahnhof der Klasse IV mit Personen- und Güterverkehr aufgeführt.

Noch bis in die 1950er Jahre gab es in Hochhausen ein hohes Güteraufkommen. 1965 wurde der Stückgutverkehr aufgelöst. Der Bahnübergang km 12,654 war früher mit zwei Schrankenwärtern besetzt. Die letzten beiden Aufsichtsbeamten waren Hr. Weinig und Hr. Behringer. Vor 1977 an gehörte der Bahnhof zu Tauberbischofsheim - danach war dieser eine Außenstelle des Bahnhofes Lauda. Bis 1994 existierte noch die alte Telefonhochspannungsleitung entlang der Station, ein letztes Relikt der alten Eisenbahnerzeit.

Der Bahnhof Hochhausen verfügte über vier Gleisanschlüsse: Gleis 1 (Bahnsteig und Hauptgleis), Gleis 2 (Durchgangsgleis), Gleis 3 (Lagerhausanschluss davor Güterstation) und Gleis 4 (Kopframpe -Abstellgleis). Noch bis zum Umbau war der Bahnhof Kombinationsstelle Stellwerk/Fahrkartenverkauf besetzt mit zwei Planstellen und einem Ablöser. Ein Großteil des Empfangsgebäudes und die ehemalige Güterhalle waren an ein ortsansässiges Lagerhaus vermietet.

Zum 130. Geburtstag der Tauberbahn reisten Landrat Georg Denzer und der Wertheimer Oberbürgermeister Stefan Gläser am 12. Oktober 1998 von hier aus mit dem Schienenbus nach Wertheim. Im Mai 1999 wurde der Fahrkartenverkauf im Bahnhof Hochhausen endgültig eingestellt. In den Jahren 2003 und 2004 gab es umfangreiche Umbaumaßnahmen im Bahnhof Hochhausen.

Das Stellwerk und die Gleisanschlüsse wurden zurückgebaut und die letzten Bediensteten verließen am 29. November .2004 die Station. Seither ist Hochhausen unbesetzter Haltepunkt der Tauberbahn. Später wurde das Stationsgebäude verkauft.

Früher wurden die hohen Gäste des Ortes immer von einer Delegation am Bahnhof abgeholt. Im Jahr 2012 ließ die Fastnachtsgesellschaft Groasmückle diese alte Tradition wieder aufleben. Seither reist Prinz Groasmuck zu Beginn der Fastnacht standesgemäß mit dem Zug an und wird mit Musik und Fahnen vom närrischen Volk in Hochhausen begrüßt.

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