150 Jahre Tauberbahn - Eröffnung des ersten Streckenabschnitts mit den Stationen Lauda, Distelhausen, Tauberbischofsheim und Hochhausen

10. Oktober 1867 war ein besonderer Tag

Von 
Uwe Büttner
Lesedauer: 

Der Bahnhof in Tauberbischofsheim im Jahr 1918.

© Sammlung Uwe Büttner

Am 10. Oktober 1867 - vor 150 Jahren - wurde der erste Teilabschnitt der Taubertalbahn (heute Tauberbahn) mit den Stationen Lauda, Distelhausen, Tauberbischofsheim und Hochhausen eröffnet.

Main-Tauber-Kreis. Neben den Bahnstationen richtete die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn weitere Bahnübergänge, versehen mit Bahnwartstationen auf den Ortsgemarkungen von Lauda, Distelhausen, Dittigheim, Tauberbischofsheim, Impfingen und Hochhausen, ein.

Die Vorbereitungen zum Bau der Bahnanlagen begannen im Herbst 1864. Geometer der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn steckten den Verlauf der zukünftigen Bahnlinie ab.

Die Strecke bis Wertheim war ursprünglich zweigleisig geplant. Ab Januar 1865 kaufte die staatliche Eisenbahnbaukasse Grundstücke für die entstehenden Bahnanlagen auf. Anfang 1866 konnte schließlich mit dem Bau der Bahnanlagen und der Trasse begonnen werden. Über 600 Arbeiter waren damit beschäftigt alle Arbeiten auszuführen, badisches und württembergische Militär wurde abgestellt, Arbeiter aus Baden, Bayern, Württemberg, Österreich und Italien mussten untergebracht und verpflegt werden. Der 1866er Krieg mit Gefechten in und um Tauberbischofsheim beendete die Tätigkeiten der Eisenbahner jedoch. Erst im Frühjahr 1867 wurden die Arbeiten erneut aufgenommen.

Ab 26. September 1867 fanden regelmäßige technische Probefahrten zwischen Lauda und Hochhausen statt. Aus technischen Gründen wurde jedoch die Eröffnung immer wieder verschoben. Um eine weitere Verzögerung zu verhindern, wurden von Neckarelz provisorische Empfangsgebäude nach Tauberbischofsheim gebracht und auf den erst teilweise fertiggestellten Stationen Distelhausen, Tauberbischofsheim und Hochhausen bis zur endgültigen Fertigstellung der Stationsgebäude aufgestellt.

Die erste Probefahrt mit Personenverkehr fand am 1. Oktober 1867 statt. Bei den Festlichkeiten in Hochhausen war die ganze Bevölkerung längs der Station aufgestellt. Inschriften, Böllerschüsse und Musik begrüßten den ersten einfahrenden Zug. Ein Begrüßungskomitee, angeführt von Bürgermeister Mohr, empfing Staatsminister Mathy und seine Delegation mit Erfrischungen. Nach einem Toast auf den Großherzog und die Großherzogin erklang die badische Hymne.

Am Abend fand für alle Teilnehmer des Ereignisses im Badischen Hof in Tauberbischofsheim ein Empfang statt, der von Rechtsanwalt Hörst, dem Vorstand des Eisenbahnkomitees, organisiert wurde. Unter den Ehrengästen befanden sich der badische Finanz- und Handelsminister Mathy, Ministerialrat Muth, Oberbaurat Keller und Inspektor Helbing.

Streckennetz erschlossen

Am 10. Oktober wurde die Bahnstrecke dann für den Personen- und Güterverkehr freigegeben. "Hauptstation" wurde der Bahnhof Lauda, der bereits seit September 1866 als Stationspunkt der Odenwaldbahn in Dienst gestellt worden war. Die Fahrten endeten damals noch in Hochhausen.

Erst ein Jahr später erfolgte der Anschluss bis nach Wertheim. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Lauda-Königshofen-Mergentheim-Crailsheim im Jahr 1869 war das komplette Streckennetz der Tauberbahn erschlossen.

Noch zu Zeiten der Reichsbahn wurden die ersten Bahnwartstationen entlang der Strecke aufgelöst. Fünf von den sieben Bahnwärterhäusern auf den Ortsgemarkungen von Lauda, Distelhausen, Tauberbischofsheim, Impfingen und Hochhausen fielen bis Ende der 1970er Jahre der Spitzhacke zum Opfer. Die Bahnübergänge wurden danach entweder aufgelöst oder von den Bahnhöfen aus fernbedient.

Ab 1976 gab es weitere gravierende Veränderungen und Rationalisierungsmaßnahmen auf der Strecke. Keine der 1867 eröffneten Stationen ist heute noch mit Bahnpersonal besetzt. Der Haltepunkt Distelhausen ist seit 1978, der Bahnhof Tauberbischofsheim seit 1998 und der Bahnhof Hochhausen seit 2004 unbesetzt. Lediglich in Tauberbischofsheim wurden bis 2014 die beiden letzten Stellwerke und die Bahnübergänge noch bedient. Die einst drei Stellwerke in Tauberbischofsheim wurden 1969 und 2014 zurückgebaut, das Fahrdienstleiterstellwerk in Hochhausen 2004.

Auch heute - 150 Jahre nach der Eröffnung - ist die Tauberbahn ein wichtiger Bestandteil der Verkehrsstruktur in der Region mit Anschlüssen an das bundesweite Streckennetz.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten