Seckach-Klinge. Unter dem überaus passenden Titel „Zieh den Kreis nicht zu klein“ umrahmte ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Kurt Wolf und Pfarrer Jürgen Fränkle in der St. Bernhard-Kirche nach drei Jahren Zwangspause die feierliche Übergabe der Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille an Landrat Dr. Achim Brötel als ersten Mann im Neckar-Odenwald-Kreis.
Eine erfrischende Neugestaltung des Festaktes stand auch für den Führungswechsel mit Frank Grimm als pädagogischen und Alexander Gerstlauer als Dorfleiter, dem es eine Freude war, eine große Riege an Ehrengästen, darunter neben den Festrednern auch der ehemalige Dorfleiter Dr. Hans Cassar, Peter Schmackeit als Dorfchronist und als Kollegin vom Kinder- und Jugendheim Walldürn Iris Hellmuth-Gurka, begrüßen zu dürfen.
Nachdem bereits im Gottesdienst-Motto deutlich wurde, wie wichtig es ist, Menschen nicht auszugrenzen, sondern das Bedürfnis aller nach Anerkennung und Zugehörigkeit zu stillen, betonte auch der neue Dorfleiter, wie wertvoll und wichtig der enorme persönliche Einsatz aller Mitarbeiter im Kinderdorf ist. Denn gerade die familienähnliche Struktur in der Klinge zusammen mit der überlagernden Dorfstruktur gäbe den Kindern den Raum um Begegnungen und Beziehungen mit anderen Menschen im Dorf zu ermöglichen und zu pflegen.
Gute Kooperation unerlässlich
Ebenso unerlässlich sei die überaus gute Kooperation mit den zuständigen Ämtern und dem Neckar-Odenwald-Kreis, denn nur in einer großen und in der Arbeit geschlossenen Gemeinschaft könnten die Herausforderungen der Zeit bewältigt und den anvertrauten Kindern ein optimaler Start ins Leben garantiert werden. Das Klingefest trage viel zur Stärkung der Gemeinschaft und zum gegenseitigen Kennenlernen bei, weshalb es ihm eine besondere Freude sei, dieses Fest eröffnen zu dürfen.
Nicht weniger erfreut übernahm Ekkehard Brand als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Klinge die Laudatio zur Überreichung der Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille. Diese – gestaltet von dem akademischen Bildhauer Klaus Ringwald – wird seit Mitte der 1970er Jahre als Dank gegenüber Personen, Firmen, Institutionen oder Gebietskörperschaften für herausragende unterschiedlichste Hilfen zugunsten der Klinge verliehen wird.
Nur Dank verlässlicher Hilfen Vieler durch Spenden, Erbschaften und andere Aktionen sei es möglich gewesen, die Klinge als Ort zum Leben so herausragend bekannt und beliebt zu machen mit der Hauptaufgabe, das Recht jedes jungen Menschen auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen.
Als ein Beispiel nannte Brand die seit mehr als 40 Jahren bestehende Spiellandschaft im Herzen des Dorfes, die auch unzählige Klinge-Outsider in ihrer Jugend positiv begleitete.
In Erfüllung ihrer Aufgabe als Jugendhilfeeinrichtung arbeitet die Klinge seit Jahrzehnten länderübergreifend mit 42 Land- und Stadtkreisen vertrauensvoll und erfolgreich zusammen. Eine besondere Stellung und Beziehung nimmt dabei natürlich der Neckar-Odenwald-Kreis ein.
Hier schätze man im Kinder- und Jugenddorf Klinge vor allem den regelmäßigen offenen und ehrlichen Erfahrungsaustausch, die gute Kooperation, die Anregungen und Hilfen im Rahmen der Qualitätsentwicklungsprozesse. Neben der Aufnahme und Betreuung von Kindern und Jugendlichen arbeitet man auch zusammen bei der Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen in besonderen Fällen, der Aufnahme von vietnamesischen, eritreaischen, syrischen und aktuell ukrainischen Flüchtlingen und besonders der sogenannten UMA (unbegleitete, minderjährige Ausländer).
Als Dank für die faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit – vor allem mit dem Jugendamt –, für die gegenseitige Wertschätzung und Achtung und als äußeres Zeichen des Glückwunsches zum 50-jährigen Bestehen überreichte Ekkehard Brand die Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille an Landrat Dr. Achim Brötel, der mit strahlendem Lächeln bestätigte „ich fühle mich ausgezeichnet“, wobei er natürlich den NOK, die Kollegen des Kreistags und der Landkreisverwaltung mit einschloss.
„Wir nehmen diese Auszeichnung mit Demut, aber auch mit Stolz entgegen, weil wir uns dem großen Lebenswerk von Pfarrer Heinrich Magnani, dem längst zur Legende gewordenen Gründer des Kinder- und Jugenddorfs Klinge, nach wie vor in besonderer Weise verpflichtet fühlen.“
Darüber hinaus schätze man neben der hoch professionellen Arbeit vor allem auch das bewusst familiär angelegte Konzept, in dem gerade die menschliche Zuwendung als nicht zu unterschätzender Faktor noch ihren gebührenden Platz habe und die im Zuge der sukzessiven baulichen Erneuerung erfreulicherweise erhalten bleibe.
„Genauso wichtig ist uns aber das unkomplizierte Miteinander, das unsere tägliche Zusammenarbeit prägt und das insbesondere unter Ihrer Führung, lieber Herr Gerstlauer, wieder spürbar zugenommen hat.“ Dr. Brötel verriet, dass der Landkreis als Hauptbeleger aktuell in der Klinge von 118 Plätzen im stationären Bereich 37, also ein Drittel nutzt. Wobei noch 21 Plätze in dezentralen Wohngruppen und drei Plätze in Erziehungsstellen sowie die Überlassung de Ferienhauses Don Bosco für bis zu 20 UMA hinzukommen. Kurz gesagt, man braucht und hilft sich gegenseitig auf Augenhöhe.
So sah das auch Bürgermeister Thomas Ludwig in seinem Grußwort und dem kurzen Rückblick auf die Entstehung der „Klinge“ aus dem großen Flüchtlingsdurchgangslager nach dem Zweiten Weltkrieg als bereits die ersten Erfahrungen mit über 22 000 Flüchtlingen gesammelt werden mussten. Auch er hob die überaus positive Entwicklung des Kinder- und Jugenddorfes hervor, ebenso wie die große Flexibilität aller MitarbeiterInnen der Klinge und das Lob an die neue Führungsspitze mit Alexander Gerstlauer und Frank Grimm mit einem Dank für deren Bereitschaft, die Ämter zu übernehmen. Abschließend sprach Ludwig allen Anwesenden aus dem Herzen mit der Freude über „Endlich wieder Klingefest!“
Für die gelungene musikalische Umrahmung des Festaktes zeichneten gleich drei schon sehr professionell agierende Schüler der Musikschule Bauland mit Istvan Koppányi verantwortlich.
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