Haustiere

Tierische Hilfe in Rosenberg: Wenn Katzenbesitzer verzweifeln

In Rosenberg bietet Franziska Schinnagel Beratung für Katzenhalter an. Vom unerwünschten Kratzen an Möbeln bis hin zur Angst vor dem Tierarzt: Die Lösung liegt in der Verhaltenstherapie.

Von 
Nicola Beier
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Franziska Schinnagel ist Katzenverhaltensberaterin. Ihrer Katze Lawina hat sie schon den ein oder anderen Trick beigebracht. © Nicola Beier

Rosenberg. Das Verhalten von Katzen stellt ihre Halter so manches Mal vor große Herausforderungen: Der Urin landet nicht im Katzenklo, sondern irgendwo anders in die Wohnung, die Tapete fleddert von der Wand und manches Möbelstück wird als Kratzbaum benutzt oder aber der alljährliche Besuch beim Tierarzt kostet Tier und Halter den letzten Nerv.

Katzenverhaltensstörungen verstehen und analysieren

Bei solch scheinbar unlösbaren Problemen kommt Franziska Schinnagel aus Rosenberg ins Spiel. Sie ist seit vergangenem Jahr Katzenverhaltensberaterin und hilft damit Katzenhaltern, ihre Tiere besser zu verstehen und deren Verhaltensstörungen und unerwünschte Verhaltensweisen zu analysieren und zu interpretieren. „Ich wollte schon immer tiermedizinische Fachangestellte werden“, erklärt sie im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten zu ihrer besonderen Arbeit.

Diesen Beruf hat sie dann auch erlernt – und in der Praxis festgestellt, dass Katzen beim Tierarzt herausfordernd im Umgang sind: „Katzen haben wahnsinnige Angst und wehren sich gegen alles Mögliche. Das Problem ist aber, dass es beim Tierarzt meist schnell gehen muss“, erläutert sie die Situation.

Studium der Katzenpsychologie an der ATN

Schinnagel wollte sich damit nicht zufriedengeben und ging auf die Suche nach einer Lösung: „Es muss doch etwas geben, um die Katzen darauf vorzubereiten“, hat sie sich gesagt. Bei ihrer Recherche ist sie auf die ATN, die Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltenstraining, in der Schweiz gestoßen. Die bietet ein zweijähriges Studium zum Katzenverhaltensberater an. Dort schrieb sich Schinnagel ein und lernte eine ganze Menge über ihr „Seelentier“, die Katze.

„Da wurden mir auch ganze viele Grundlagen vermittelt, mit denen ich zunächst gar nicht gerechnet hatte“, blickt sie zurück. Unter anderem ging es um die Verhaltenslehre, Psychologie nach Pawlow oder Tinbergen, Neurologie, Psychopathologie, Verhaltensökologie und -biologie aller Tiere, Forschung und Statistik oder auch Lerntheorie, verhaltenstherapeutische Grundlagen und Kommunikation und deren Grundlagen.

Von der Diagnose zur Therapie

Seit vergangenem Jahr bearbeitet sie nun deutschlandweit Fälle und berät Katzenhalter – von Rostock bis Regensburg. Denn Katzen sind deutschlandweit das beliebteste Haustier. Rund 15,7 Millionen Tiere lebten 2023 in deutschen Haushalten. Das entspricht etwa 25 Prozent der Haushalte. Damit liegen sie auf der Beliebtheitsskala noch vor Hunden und Kleintieren.

Für ihre Behandlung hat Schinnagel verschiedene Pakete im Angebot. Zunächst ist es immer wichtig, Fehlverhalten oder gestörtes Verhalten vom Normalverhalten einer Katze zu unterscheiden. „Das Erste, das ich Kunden ans Herz lege, ist es, zum Tierarzt zu gehen“, erklärt sie. So können medizinische Ursachen ausgeschlossen werden. Anschließend sammelt Schinnagel Informationen, schaut sich Videos an und führt ein Anamnesegespräch. Anhand dieser Details entwickelt die Katzenverhaltensberaterin einen Therapieplan und führt noch einmal ein Beratungsgespräch. Je nach Paket steht sie dann auch weiterhin für Tipps und Anregungen zur Verfügung.

Ihre Kunden kommen aus allen sozialen Schichten. Von der Professorin, über junge Paare bis hin zu ganzen Familien hat sie schon jeden beraten. „Manche Menschen melden sich bei mir, weil sie sehen, dass es ihrem Tier nicht gut geht, sie aber nicht sagen können, warum. Vielfach sind es auch Hilferufe, weil sich zwei Katzen in einem Haushalt nicht (mehr) vertragen oder plötzlich aggressiv gegen den Halter reagieren“, erläutert sie. Dabei ist die Problemlösung so individuell wie das Tier. „Ich hatte noch nie einen Fall, der gleich war“, sagt sie. Denn obwohl es vielfach die gleiche Ausgangslage herrscht, muss sie ihre Therapieansätze an die Halter anpassen. „Es geht auch darum, was ich den Tierbesitzern zutrauen kann“, erklärt Schinnagel.

Drei Tipps von Katzenverlatensberaterin Franziska Schinnagel

  • Für Katzen sind Ressourcen ganz, ganz wichtig. Deshalb sollten Tierbesitzer die Gegebenheiten vor Ort nicht so einfach verändern, auch wenn zum Beipsiel der Kratzbaum nicht mehr so schön aussieht.
  • Man sollte Respekt vor seiner Katze haben und sie nicht vermenschlichen. Die Tiere sind eigene Persönlichkeiten, die man anerkennen sollte.
  • Katzen sind nicht zwingend Kuschelkatzen. nb

Zunächst ein Blick auf den Lebensraum

Ein großer Teil ihrer Arbeit besteht darin, die Halter über das Verhalten ihrer Katze aufzuklären. Dazu schaut sich Schinnagel zunächst die Umgebung der Katze an: Wie oft wird sie gefüttert? Wie sieht das Katzenklo aus und wo steht es? Gibt es Ruhe- und Aussichtsorte? Wie groß ist die Auslastung der Katze? Wie spielt der Halter mit der Katze? Dabei zieht sie sehr oft den Vergleich zum Mensch: „Ich gehe auch nicht gerne auf Dixiklos“, ist da zu hören. Entsprechend sollte auch das Katzenklo regelmäßig gereinigt werden. Oder: „Mich würde es auch stören, wenn mir ein Federpüschel vors Gesicht gehalten wird.“ Eine Katze finde es daher auch besser, wenn ein Spielzeug mal unter einem Möbelstück verschwinde und wieder auftauche. Grundsätzlich stellt Schinnagel fest: „Es ist so, dass wir die Grenzen unseres Tieres oft überschreiten.“ Ihr Stichwort und Tipp lautet daher „Nettikette“. Eine Katze sei eben kein Kuscheltier und wolle auch mal in Ruhe gelassen werden. „Wer seiner Katze Respekt entgegenbringt, schafft noch einmal eine ganz andere Ebene an Bindung und Vertrauen.“

Ein anderer Aspekt der Therapie kann Clickert-Training sein. Das läuft wie bei einem Hund auch. Positives Verhalten wird dabei belohnt und so konditioniert. So könnte sich auch der Besuch beim Tierarzt und die Angst vor der Transportbox legen.

Schinnagels bisher schwierigster Patient

Mit diesen Trainingsmethoden hat Schinnagel auch ihren bisher herausforderndsten Patienten behandelt: einen Kater, der bei einem jungen Paar nahe Rostock lebt. „Die beiden hatten ein paar Veränderungen bei sich im Leben. Der Kater hat dann angefangen, außerhalb des Katzenklos zu urinieren“, beschreibt die Katzenverhaltensberaterin den Fall. Es war bereits bekannt, dass das Tier Kristalle im Urin hatte und vor kurzem ein weiterer Kater in den Haushalt kam. „Wir haben dann zusammen daran gearbeitet, ich habe die Ressourcen überprüft und die Halterin hat mir ganz viele Videos zugeschickt“, erinnert sie sich. Mit Clicker-Training und viel Hingabe hatten die Besitzer das Verhalten des Katers binnen sechs Wochen im Griff. „Es war weg – und das ist es bis heute. Das war richtig gut“, sagt Schinnagel erfreut über ihre bisher erfolgreichste Behandlung.


Weitere Informationen zu Franzsika Schinnagel finden Sie unter www.samtschnurrhaarundpfote.de.

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