Rosenberg. In Rosenberg soll das Gewerbe- und Mischgebiet „Im Teich II“ entstehen. Den formellen Aufstellungsbeschluss fasste der Gemeinderat in seiner Oktobersitzung und stieg damit in das Bebauungsplanverfahren ein. Daraufhin kam Unmut bei den Anwohnern des Wohngebiets „Im Teich“ auf. Sie verfassten einen Brief an Bürgermeister Ralph Matousek und die Gemeinderäte, den insgesamt 36 Anwohner unterzeichneten. Darin machen sie ihre Enttäuschung deutlich und äußern einige Bedenken: „Zu den Silos des Lagerhauses, dem großen Magna-Gelände und dem schon existierendem Gewerbegebiet kommt nun noch ein weiterer Faktor hinzu, der die Wohn- und Lebensqualität mindert. Zusätzlich führt diese Entscheidung auch zu einer Wertminderung der Immobilien“, heißt es in dem Schreiben. Die Unterzeichner baten um die „Evaluierung von Alternativen“, da nach deren Kenntnisstand „keine in Betracht gezogen wurden.“ Außerdem baten sie darum, zu diesem Thema mit dem Gemeinderat zu sprechen zu dürfen.
Der Brief liegt der Redaktion vor und die Initiatoren sind namentlich bekannt. Die Fränkischen Nachrichten waren auch bei einem Pressegespräch vor Ort, allerdings wollten die Bürger nicht namentlich genannt werden.
Bürgermeister Matousek hat den Brief im November erhalten und schon zwei Anwohner zu einem Gespräch eingeladen. Um den Bürgern das Thema vorzustellen und einen Raum für Gespräche mit den Stadträten zu bieten, findet am 13. Januar um 19 Uhr eine Bürgerinformationsveranstaltung im Rathaus statt. Dort wird das Vorhaben noch einmal vorgestellt. Vorab beantwortete Ralph Matousek in einem Pressegespräch mit den Fränkischen Nachrichten jedoch schon einige Fragen.
Was sagte Matousek zur Unterschriftenliste?
Er betonte, dass er die Lage und Enttäuschung der direkt an das Gebiet angrenzenden Anwohner durchaus verstehen könne. Allerdings hob er hervor: „Jede Gemeindeentwicklung findet im Anschluss an eine bestehende Siedlungsstruktur statt. Dadurch rutscht man nach innen. Es gibt kein Recht, immer am Ortsrand zu sein.“ Den Brief hätten auch einige Anwohner unterzeichnet, die bereits jetzt im Wohngebiet leben und nicht auf Grünfläche schauen können. „Die sind eigentlich gar nicht betroffen“, sagte Matousek. Direkt an das geplante Gebiet grenzen fünf Grundstücke. Der Bürgermeister und die Gemeinderäte sind also in der Situation, die Bedürfnisse Einzelner gegen die Bedürfnisse der Gemeinde abzuwägen. „Wir wollen durch das Gewerbegebiet den örtlichen Bedarf decken“, erklärte Matousek. „Wenn ich dort 100 Arbeitsplätze schaffen kann, ist das für die Gemeinde eben ein Mehrwert.“
Welche Fakten zum Gewerbe- und Mischgebiet „Im Teich II“ sind bereits bekannt?
Das Gebiet ist notwendig, weil nur noch eine Gewerbefläche im Gewerbegebiet „Nord-Ost“ mit rund 25 Ar frei ist. Deshalb benötigt Rosenberg weitere Gewerbeflächen, um die Gemeinde zu entwickeln. Die vorgesehene Fläche „Im Teich II“ ist rund zwei Hektar groß. Insgesamt sind im Bebauungsplanentwurf drei reine Gewerbeflächen mit rund 40, 70 und 94 Ar vorgesehen. Diese grenzen nicht an das Wohngebiet an, sondern liegen auf Höhe der Firma „Müller Kältetechnik“. Die Bauplätze sind für kleine- und mittelständische Unternehmen angedacht. Große Firmen sollen sich im RIO ansiedeln. Zu den drei Gewerbeflächen kommen neun Bauplätze im Mischgebiet (Wohnen und Arbeiten ist gleichgesetzt) mit rund 110 Ar hinzu.
„Direkt an der Grenze zum Wohngebiet haben wir einen Pflanzzwang in den Bebauungsplan aufgenommen. So wollen wir Rücksicht nehmen“, erklärte Matousek. Und auch das Baufenster innerhalb der einzelnen Grundstücke werde sich noch etwas verschieben, so dass nicht direkt an der Grenze ein Gebäude stehen darf. Die Zufahrt zum Gebiet soll über die Industriestraße erfolgen. „Somit führt der Verkehr nicht direkt durch das Wohngebiet“, erläuterte der Bürgermeister. Der Plan könne sich noch leicht verändern. Dem Entwurf muss der Gemeinderat noch zustimmen.
Wie lange ist das Gewerbe- und Mischgebiet schon ein Thema?
„Das beschäftigt uns im Gemeinderat schon rund 1,5 Jahre“, informierte Matousek. Alles habe mit der Fortschreibung des Regionalplans begonnen. „Wir hatten es auch bei der Änderung des Flächennutzungsplans berücksichtig. Im Endeffekt ist die Fläche in der ganzen Regional- und Flächennutzungsplanung mit einem Teilstück enthalten“, erklärte er. Als das Thema zuletzt wieder auf der Tagesordnung des Gemeinde- und Ortschaftsrats auftauchte, hätten keine Bürger an den Sitzungen teilgenommen. Erst nach dem gefassten Beschluss, hätten sich Anwohner bei Matousek gemeldet.
Wurde nach Alternativflächen gesucht?
„Das haben wir gemacht“, stellte Matousek klar. Das sei bereits 2022 während der Fortschreibung des Regionalplans gewesen. Im Auge hatte man eine Fläche hinter der Straße „Rosenäcker“ in Richtung Sindolsheim. Die Fläche wurde abgelehnt, weil sie in den regionalen Grünzug eingeschnitten hätte. Entsprechend war die aktuelle Fläche „Im Teich II“ die einzige Möglichkeit. Die Fläche des Magna-Werks (rund 37 000 Quadratmeter Produktionsfläche) sei keine Alternative, weil es eben um Kleinunternehmen gehe.
Gibt es schon Interessenten?
Ein Unternehmen hatte bei Matousek angefragt. Es möchte aus dem Ortsmitte ins neue Gewerbegebiet ziehen. Weitere Anfrage gebe es bisher nicht. Entsprechend könne Matousek auch nicht sagen, wie viele Firmen sich letztlich ansiedeln werden. Fakt sei aber, dass die Flächen nicht auf große Unternehmen ausgelegt seien und sich zum Bespiel keine Spedition oder Firma mit großen Warenanlieferungen niederlassen könnte. „Das definitiv nicht. Dafür ist die Fläche nicht geeignet“, machte er klar. Folglich würde sich der Verkehr über die Industriestraße in Grenzen halten. „Es kann auch sein, dass angrenzend an das bestehende Wohngebiet nur Wohnhäuser errichtet werden“, fügte Matousek an. Bei der Verteilung der Anfragen auf die Grundstücke habe der Gemeinderat ein Mitspracherecht.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Bebauungsplanverfahren läuft. Als nächstes muss der Planentwurf vom Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. Januar beschlossen werden. Anschließend geht es in eine zweistufige Offenlage. Da können die Anwohner eine schriftliche Stellungnahme abgeben. „Diese Anregungen und Hinweise werden im Planverfahren abgewogen“, erklärte Matousek. Letztlich wird der Gemeinderat darüber entscheiden. „Das ist etwa drei Monate später.“ Nach etwa 15 Monaten steht der finale Bebauungsplan in der Regel fest.
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