Bald ist wieder Weihnachten und die Suche nach einem passenden Geschenk für die Familienmitglieder oder Freunde geht los.
Oberwittstadt. Bald ist wieder Weihnachten und die Suche nach einem passenden Geschenk für die Familienmitglieder oder Freunde geht los. Es können aber auch Geburtstage, Jubiläen oder eine Einladung sein, zu denen man nicht mit leeren Händen kommen will.
„Was mein Leben reich macht“
Kirchenrätin Anke Ruth-Klumbies vermittelte beim evangelischen Bezirksfrauentag in Oberwittstadt unter dem Motto „Was mein Leben reich macht – Vom Schenken und Beschenktwerden“ unterschiedliche Facetten zu dem Thema.
Die Pfarrerin aus Freiburg hatte nach der Begrüßung durch Andrea Stahl (Schweigern) ein ganzes Geschenke-Potpourri mitgebracht – ein verbales, gleichsam als Wortgeschenk.
Fülle von Redewendungen
Mit einer Fülle von Redewendungen, die vom „Geschenk des Himmels“ bis zu „Sein Herz verschenken“ oder von „Sein Vertrauen schenken“ bis zu „Sich nichts schenken“ reichten, machte Ruth-Klumbies deutlich, wie vielfältig dieses Thema betrachtet werden kann.
Da gibt es die Position des Schenkenden auf der Suche nach was Passendem für den zu Beschenkenden. Soll es eher groß oder lieber klein, eher was Praktisches oder etwas für die Seele sein? Oder soll man sich besser gar nichts schenken, um dem ganzen Rummel aus dem Weg zu gehen? „Schenken ist überhaupt keine leichte Sache“, so die Referentin. Obwohl es „gestaltete Freude und Zuneigung zu Menschen“ darstelle. Es sei eine „der schwierigsten sozialen Handlungen in der Gesellschaft“, denn man wolle schließlich niemanden beschämen. Wer etwas Materielles schenke, nehme eine freiwillige Eigentumsübertragung vor, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Man könne aber auch Vertrauen, Aufmerksamkeit oder Liebe schenken, ohne etwas dafür zu erwarten.
Ein Geschenk berge eine Überraschung in sich, löse Freude aus und könne berühren. Allerdings sei es auch immer ein Risiko mit Blick darauf, wie es der Beschenkte aufnehme. Wer schenke, begebe sich quasi in eine Unsicherheitszone. Wer denkt da nicht an das Zitat aus dem Film Forest Gump: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt“.
„Schenken ist der Auftakt zu einem Dialog“, betonte Ruth-Klumbies. Es stehe für ein Netz von Beziehungen, die gepflegt und stabil gehalten werden wollen.
Doch Vorsicht ist auch geboten: Der Augenblick der Geschenkübergabe ist der heikelste. Wie kommt das Ausgesuchte an? Hier könne es je nach Situation auf beiden Seiten zu Verletzlichkeiten kommen, wenn unerwartete Reaktionen ins Spiel kämen.
Ein verpacktes Geschenk verspreche eine Überraschung und steigere die Sehnsucht nach Freude. Im Schenken zeigten sich auch ein Stück Ideenreichtum, Gedanken, Empfindungen und Wertschätzung des Einzelnen. Auch beim Dankesagen nähmen die richtigen Worte und Gesten eine bedeutende Rolle ein.
Am Ende sprach die Pfarrerin über die Schenkkultur vom Geben und Nehmen zwischen Staaten, in Politik und Wirtschaft, wo es oft bis zu Bestechung und Korruption ginge. In der Geschenke-Theologie des Christentums, so Anke Ruth-Klumbies, werde das Leben als Geschenk Gottes betrachtet. Die Ausführungen wurden mit viel Beifall aufgenommen.
Dem rund einstündigen, kurzweiligen Vortrag schloss sich eine ansprechende Andacht mit Pfarrer Dr. Dietmar Reizel an. Rose Waschek (Osterburken) dankte abschließend allen Beteiligten, besonders den Frauen aus Oberwittstadt und Merchingen, für das herbstliche Ausschmücken des Saales und die Bewirtung sowie dem früheren Bezirkskantor Michael Hanel für die musikalische Begleitung der Kirchenlieder auf der Orgel.
Mitverantwortlich für die Gestaltung des Nachmittags zeichnete wie immer Elli Geiger (Rosenberg).
Die Kollekte des Nachmittags geht in diesem Jahr an die Stiftung „Gartia“ der evangelischen Frauen in Baden. Am Büchertisch der Bücherecke Boxberg und beim Angebot der Eine-Welt-Gruppe Osterburken herrschte reger Andrang.
Zur Person: Anke Ruth-Klumbies
Kirchenrätin Anke Ruth-Klumbies ist Leiterin der Abteilung „Frauen, Männer, Geschlechterdialog“ im evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe.
Die in der Nähe von Braunschweig geborene Pfarrerin engagiert sich besonders für den Frauensonntag.
Sie veranstaltet Frauenmahle und ist Initiatorin des FrauenPreacherSlams in Baden.
Die 56-Jährige ist im Landesfrauenrat und im Landesfamilienrat Baden-Württemberg tätig.
Anke Ruth-Klumbies leitet als Gesprächsführerin der Frauenstiftung „Gratia“ der evangelischen Frauen in Baden. mira
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