Herr Hildenbrand, wie viele Unternehmen suchen nach Nachfolgern im Bereich der IHK Rhein-Neckar?
Dr. Andreas Hildenbrand: Fast 1000, Tendenz steigend.Es ist extrem schwierig, eine genaue Zahl zu nennen, da Unternehmen den Nachfolgeprozess unterschiedlich früh oder spät beginnen.
Welche Unterschiede nach Branchen gibt es?
Hildenbrand: Für Unternehmen, die in der Corona-Pandemie schwer gelitten haben, ist die Unternehmensnachfolge eine Herausforderung: Diese wird zeitlich nach hinten geschoben, weil erst wieder „Geld verdient“ werden muss und die wirtschaftlichen Zahlen wieder stimmen müssen. Im Handel ist die Situation, besonders außerhalb der Ballungszentren, sehr schwierig. Der Online-Handel ist ein harter Wettbewerber. Hotel und Gastronomie gehen aufgrund des Fachkräftemangels in die gleiche Richtung. Unternehmen mit einem tragfähigen Geschäftsmodell finden in der Regel einen Nachfolger. Aber: Auch in „schlechten“ Branchen gibt es gute Unternehmen und umgekehrt. Das hängt oft vom Einzelfall ab.
Worin liegen die Hauptprobleme?
Hildenbrand: Mit der Regelung der Nachfolge wird oftmals zu spät begonnen. Das Unternehmen ist nicht „übergabefähig“, das heißt, die Ertragslage ist unzureichend. Oder das Geschäftsmodell ist auf den Inhaber fixiert. Scheidet dieser aus, hat es ein Nachfolger schwer, die Lücke zu schließen. Insbesondere bei kleineren Unternehmen ist die Nachfolge innerhalb der Familie stark rückläufig. Einen externen Nachfolger zu finden, gestaltet sich oft als schwierig. Für potenzielle Nachfolger ist außerdem wichtig, ob das Unternehmen ausreichend digitalisiert ist. Zudem schlägt der Fachkräftemangel immer mehr durch. Oft hat ein Unternehmer seit Jahren nicht mehr in seine Firma investiert. Das macht das Unternehmen weniger attraktiv für Interessenten.
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