Am Schmutzigen Donnerstag - Ravensteins Bürgermeister wurde von den "Brogge" mit Unterstützung der "Schleufer" bis Aschermittwoch seiner Amtsgeschäfte enthoben

Hans-Peter von Thenen präsentierte sich als "Bauarbeiter"

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Am Schmutzigen Donnerstag wurde Bürgermeister Hans-Peter von Thenen von den Merchinger "Brogge" - mit Unterstützung der "Hüngemer Schleufer" - bis Aschermittwoch seiner Amtsgeschäfte enthoben.

© Helmut Frodl

Merchingen. Mit der Stürmung des Rathauses und der damit verbundenen Amtsenthebung des Bürger-meisters ging die Faschenacht im "Broggedorf" dem Höhepunkt entgegen.

Am schmutzigen Donnerstag war es soweit. Die Narren zogen es jedoch vor, die Absetzung von Bürgermeister Hans-Peter von Thenen - wegen des windigen und später regnerischen Wetters - nicht wie üblich vor dem Rathaus vorzunehmen, sondern im Eingangsbereich, Dort ging es aber ganz schön eng zu.

Der "Brogge" stellte fest, dass das Rathaus nach erfolgter Renovierung einfach immer noch zu klein ist. Die Hofkapelle intonierte auf der schmalen Treppe, und in den Büros breitete sich die "Brogge"-Schar aus.

Unter den Klängen der "Hofkapelle", mit Dirigent Bernd Otterbach, die kräftig den "Broggemarsch" spielte, zog die große Narrenschar mit tatkräftiger Unterstützung der "Hüngemer Schleufer" vom Schlossplatz über den Zebra-streifen ans Rathaus. Kaum war die Rathaustür geöffnet, drängte sich das närrische Völkchen hinein.

Vor der Absetzung des Bürgermeisters, der sich im närrischen Outfit als "Bauarbeiter" präsentierte, betonte "Brogge"-Vorsitzender Andreas Lohse lauthals: "Ja, heute ist es wieder klar, wir sind hier, die Broggeschar. Hans-Peter komm herbei, forderte Lohse, wir stehen hier mit viel Geschrei." Der "Brogge" gebe bei jedem Feste, immer nur das Allerbeste.

Der "Oberbrogge" stellte die Frage: "Wer hat hier im Haus das Sage? Was, du willst hier sein der Cheffe, wie gut, dass ich dich hier mal treffe. Erst letzte Woche war ich hier, da war es kurz nach vier. Mir wurde dann er-klärt, dass du schon zu Hause wärst. Ist nicht dort oben dein Dienstzimmer? Man sieht dich dort nur nicht immer. Ach ich weiß, was es könnte sein, du bist nur etwas zu klein, oder hast du keine Lust? Plagt dich vielleicht der Frust", meinte Lohse, dessen Worte mit einem lauten Merchemer "Brogge Ahoi" bejubelt wurden.

Die "Brogge" würden anschließend die Geschicke leiten - und ganz neue Seiten aufziehen, so Lohse. Die obligatorische "Brogge"-Fahne wurde wegen des starken Windes, der über der Stadt wehte, nicht gehisst.

Mit einem "Ahoi und Helau" begrüßte das abgesetzte Gemeindeoberhaupt die Narrenschar aus "Merchene" und "Hünge". Der Schultes, der sich als "Mann vom Bau" präsentierte, merkte schnell, dass jeder Widerstand an diesem Abend zwecklos war.

In seinen gereimten Worten ließ er die vielen Bauvorhaben in der Stadt, die es im vergangenen Jahr gegeben hatte, nochmals Revue passieren und rechtfertigte sich, weshalb er sich immer mit seiner "Baujacke" als Arbeitsschutz bei den Presseterminen präsentiere, was auch so manchen Bürgermeisterkollegen aufrege.

Er erinnerte auch daran, wenn die Regierungszeit des "Brogge" am Aschermittwoch vorbei ist, dass die alte Schule in Hüngheim saniert werde, und dort auch neue Bauplätze erschlossen werden. "In Merchingen ist man ganz verzückt, die Hollerbachs werden bauen wie verrückt."

Erfreut zeigte sich von Thenen auch darüber, dass in diesem Jahr der "Brogge" die Straßenlaternen schmückt. Bereitwillig und ohne Widerstand gab der Bürgermeister den Rathausschlüssel schließlich an "Oberbrogge" Lohse ab.

Närrische Reime hatte auch die stellvertretende Ortsvorsteherin Birgit Nunn parat: "Ihr Narre, ihr seid vielleicht Klasse. Was wollt ihr mit der leeren Gemeindekasse. Das Geld ist durch die Renovierung des Rathauses fort - und die Schlaglöcher in den Straßen werden immer schlimmer. Für den neuen Bauhof fehlt sowieso das Geld - und auch der Neu-jahrsempfang wurde abbestellt. Nicht nur in der Kasse ist es ebbe und flau, auch die Wolken über Ravenstein sind etwas grau, warum weiß keiner das so genau", sagte Nunn, und weiter: "Dunkle Wolken an Fasching, da wird der Brogge fast grau, der wünscht sich den Horizont in weiß und in blau. Auch mit Energie und Fleiß werden die dunkelsten Wolken wieder weiß", so Nunn, die sich wünschte, dass sich alle wieder vertragen.

Nachdem der abgesetzte Bürgermeister öffentlich gelobt hatte, der "Brogge"-Meute weiter treu zu dienen, überreichte der Vorsitzende an den Bürgermeister den Jahresorden.

Mit dem "Brogge-Marsch", gespielt von der Hauskapelle, machten es sich die großen und kleinen Narren aus "Merchene" und "Hünge" in den Verwaltungsräumen bei reichlich Getränken und einem Imbiss gemütlich. F

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