Merchingen. Mit der Stürmung des Rathauses beginnt auch im „Brogge-Dorf“ die heiße Phase der „fünften“ Jahreszeit. „Brogge“ und „Hüngemer Schleufer“ hatten es am späten Nachmittag des Schmutzigen Donnerstags eilig, denn bereits eine viertel Stunde früher als angekündigt stürmten sie in trauter Gemeinsamkeit das Merchemer Rathaus, um bis Aschermittwoch die Macht im „Brogge-Dorf“ zu übernehmen.
Auch dieses Mal fiel ihnen dies sehr leicht, denn der noch amtierende Bürgermeister Ralf Killian hatte bereits seine Amtsgeschäfte eingestellt.
Unter den Klängen des „Broggemarsches“ der bestens aufgelegten „Hofkapelle“ unter der Leitung von Katharina Schwab zog die bunte und sehr große Narrenschar gemeinsam vom Schlossplatz zum Rathaus, wo sie bereits von Bürgermeister Ralf Killian im närrischen Outfit empfangen wurden.
Das Rathausteam der Stadt hatte für das leibliche Wohl gesorgt und Snacks, Bier, Sekt und Saft bereitgestellt, um der Narrenschar die „Stürmung“ so angenehm wie möglich zu machen.
Mit einem lauten „Merchemer Brogge“ und einem „Schere Schleif“, sagte „Brogge“-Präsident Maxi Maurer in seiner gereimten Ansprache: „Die Brogge und Schleufer machen sich bereit, die Motivation auf die leere Stadtkasse ist verhalten, die kann der Killian behalten. Das Narrenbaumstellen und die Prunksitzung sind geschafft, jetzt brauchen wir nur noch für den Umzug (am morgigen Sonntag) Kraft. Viele Gäste kommen aus nah und fern, das sehen wir im Broggedorf natürlich gern.“
Bevor der noch amtierende und lächelnde Schultes Ralf Killian bereitwilligden Rathausschlüssel an sie übergab, hatte er auch noch einige Worte an die gekommenen Narren parat. Er begrüßte die Schleufer – und Broggeschar, mit einem „Ahoi“.
„Liebe Brogge, liebe Schleufer, heute seid ihr sehr zahlreich da. Das Rathaus wollt ihr nun besetzen, wir stehen da – voller Entsetzen. Das vorhandene Chaos ganz geschwind, bei den Narren zahlreiche Sachbearbeiter find. Personal zu finden ist sehr schwer, drum freut es uns umso mehr. Verteilt die Aufgaben in aller Ruh, Empfehlung – lasst bis dahin das Rathaus zu. Ihr könnt euch an der neuen Bundesregierung messen, bis Ostern ist das Chaos vergessen. Im Gemeinderat haben die Einwohner in 2024 alles vorweg-genommen, dort hat die CDU eine klare Mehrheit bekommen, das Regieren fällt aber trotzdem schwer, sind doch die Taschen leer. Wir beantragen jetzt, so Schultes Killian weiter, für die Stadt, was jeder zehnte hat und zwar Bürgergeld für jeden Einwohner. Bei 563 Euro da rechnen wir mal geschwind und bei 3000 Einwohnern sind das schnell 20 Millionen Euro pro Jahr. Bei zehn Millionen Euro Haushaltsvolumen, kann man sich da zwei Jahre ganz gut darauf ausruhen. Die neue Regierung wird uns da hoffentlich unterstützen und lässt uns nicht auf dem Trockenen sitzen.“
Nach einem „Merchemer Brogge Ahoi“ und „Messer, Schere schleuf“ meinte Armin Antoni von den Hüngemer Schleufern, dass man den Bürgermeister fortschicken werde, und die Brogge und die Schleufer ab sofort über manche Akte schwitze. Man werde die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit vollem Stolz sowie Leib und Seele regieren. Gemeinsam freue man sich auf die nächsten närrischen Tage bis Aschermittwoch im „Broggedorf“. „Nun lasst uns feiern, tanzen, singen, erscht in Merchene und dann in Hünge“. Bereitwillig übergab der abgesetzte Bürgermeister dann den Rathausschlüssel an die Vorsitzende Andrea Pfautz. Nach dem gespielten Broggewalzer – natürlich wurde gemeinsam kräftig geschunkelt – lud der abgesetzte Schultes alle zu einem kleinen Imbiss und Umtrunk ins Rathaus ein. Dieser Einladung sind die großen und kleinen Narren gerne nachgekommen.
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