Kultur

Osterburken: Hinter den Kulissen der Kulturkommode

Herr Schröder war am Samstag bei der Kulturkommode in Osterburken zu Gast. In Vorbereitung einer solchen Veranstaltung kommt auf die Vereinsmitglieder allerhand Arbeit zu. Da wird ein Veranstaltungstag gerne 17 Stunden lang.

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Nicola Beier
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Vor und während der Pause hat das Team der Kulturkommode alle Hände voll zu tun. Rund 450 Gäste wollen mit Essen und Getränken versorgt werden. © Nicola Beier

Osterburken. Langsam wird es dunkel in der Baulandhalle. Die Gespräche der rund 450 Besucher werden immer leiser, bis sie fast gar nicht mehr zu hören sind und am Ende ganz verstummen. Die Aufregung und Vorfreude ist deutlich zu spüren. Auf der Bühne gehen die Scheinwerfer an. Alle warten gespannt auf den Star des Abends: Herr Schröder.

Johannes Schröder, wie der studierte Deutschlehrer und Kabarettist heißt, gibt am Samstag einen Auftritt bei der Kulturkommode Osterburken. Rund zwei Stunden wird er Geschichten aus seiner Zeit als Lehrer erzählen und die Leute zum Lachen bringen. Er wird für zwei Stunden pure Unterhaltung sorgen, nach denen es für Herrn Schröder tosenden Applaus geben wird.

Johannes Schröder alias Herr Schröder war am Samstag bei der Kulturkommode zu Gast und sorgte zwei Stunden für pure Unterhaltung. © Michael Pohl

Einiges zu tun

Was die Zuschauer nicht sehen, ist die gründliche, stundenlange Vorarbeit der Kulturkommode-Mitglieder und enger Freunde des Vereins, um den Ablauf am Abend reibungslos zu gestalten. Denn bis die Scheinwerfer angehen und die Show beginnt, gibt es einiges zu tun.

Für Michael Pohl, den Vorsitzenden der Kulturkommode, und die Helfer geht es am Samstag um zehn Uhr los. Sie treffen sich an der Alten Schule. „Heute kommen 450 Besucher. Das ist für uns sehr viel. Normalerweise veranstalten wir Vorstellungen mit rund 120 Gästen“, erklärt Michael Pohl der FN-Redakteurin, die die Vereinsmitglieder den Tag über bei den Vorbereitungen begleiten wird.

Genauer gesagt, sei es die größte Veranstaltung in der Geschichte des Baulandvereins, die ohne Hilfe anderer Vereine organisiert werde. Dementsprechend ist die leichte Anspannung bereits morgens zu spüren. Pohl bespricht zunächst den Tagesablauf, ehe die Autos mit einigen Utensilien beladen werden, die für die Vorbereitungen notwendig sind. An der Baulandhalle angekommen, heißt es Ausladen und Aufbauen: Das Foyer muss für die Ankunft der Gäste hergerichtet werden. In der Baulandhalle werden Stühle, die Technik und Stehtische aufgebaut.

Augenmaß reicht nicht

Wie viel Akribie in den Vorbereitungen steckt, lässt sich erahnen, wenn man beispielsweise sieht, mit wie viel Sorgfalt die Stühle ausgesucht werden. Die acht Mitglieder überprüfen jeden einzelnen Stuhl, ob dieser wackelt oder Flecken hat. Diese werden aussortiert und später weggeräumt. Bei 465 Stühlen – es werden immer etwas mehr Stühle aufgestellt, als es verkaufte Karten gibt – dauert das etwa zwei Stunden. Mit dem Aufreihen nach Augenmaß ist es aber nicht getan. Michael Pohl und Hans-Peter Häfner gehen mit Meterstäben durch die Reihen und messen den Abstand: Es müssen 56 Zentimeter von Stuhlbein zu Stuhlbein sein. „So, dass man noch durchgehen kann, wenn bereits Leute sitzen“, erklärt Häfner. Außerdem werden die Stühle versetzt gestellt.

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Osterburken: So laufen die Vorbereitungen bei der Kutlurkommode ab

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Häfner behält parallel den Kartenverkauf im Auge. Denn selbst am Veranstaltungstag gebe es Leute, die ihre Karten zurückgeben möchten. Das sei der Luxus, den ein selbstorganisierter Vorverkauf mit sich bringe, erklärt Pohl. Bei Plattformen wie eventim gehe das nicht. Während die Stuhlreihen Form annehmen, geht es auch auf und neben der Bühne gut voran. Fabian Ebelle und Lars Rüdinger von der Firma „Lightning“ aus Niederstetten bauen im vorderen Bereich der Halle parallel die Ton- und Lichttechnik auf.

Vor und nach der Mittagspause stehen zahlreiche Kleinigkeiten an: So reicht Martin Hammer Getränkekästen aus dem Auto, die von den anderen Helfern ins Kühlhaus getragen werden. Renate Engert leert die Mülleimer in den Toiletten, während Stefan Kahlich die Mülltüte hält. In der Küche räumt Engert Getränkekästen zur Seite und wischt die Oberflächen ab. Man merkt: Jeder Handgriff sitzt. Das Team der Kulturkommode ist eingespielt. Leerlaufzeiten werden zum Plauschen genutzt, es wird gelacht und gewitzelt. „Wir sind eben eine Gruppe von Freunden, die das schon jahrelang gemeinsam machen. Man kommt zu diesen Veranstaltungen, um sich zu sehen und zusammen Zeit zu verbringen“, erklärt Martin Hammer. Denn nicht alle Mitglieder wohnen noch in Osterburken, sondern fahren extra aus Karlsruhe oder Bruchsal ins Bauland.

Da ist Maßarbeit gefragt: Die Stuhlreihen in der Baulandhalle stehen exakt 56 Zentimeter voneinander entfernt. © Nicola Beier

Als der Soundcheck mit Johannes Schröder um 17 Uhr ansteht, ist deutlich zu spüren, dass die Anspannung langsam zunimmt. Michael Pohl begrüßt den Kabarettisten, der bereits zum zweiten Mal zu Gast ist – und den eine ganz persönliche Geschichte mit Osterburken verbindet. Denn Schröder wohnte ein Jahr lang in der Galgensteige, während er sein Referendariat am Eckenberg-Gymnasium in Adelsheim absolvierte. Sein ehemaliger Tutor und Kulturkommode-Mitglied Peter Köpfle hatte sich den ganzen Samstag um die Betreuung Schröders gekümmert.„Normalerweise betreue ich die Künstler, wenn sie bei uns ein treffen. So war das aber gar nicht schlecht, weil ich mich dann auf die organisatorischen Dinge konzentrieren konnte“, erklärt Pohl die eigentliche Vorgehensweise.

Während Schröder alles einrichtet, sind neu eingetroffene Helfer in der Küche damit beschäftigt, Laugenstangen für die Besucher und belegte Brötchen für die Helfer zu schmieren. Martin Hammer kümmert sich zusätzlich um die Versorgung Schröders. „Im Vertrag ist geregelt, was die Künstler essen möchten“, erklärt er. So gab es für den Comedian belegte Vollkornbrötchen, Obst und Nüsse zum snacken.

Als die Besucher um 19 Uhr hereingelassen werden, empfängt Pohl sie an der Tür. Sogar die Redakteurin ist etwas aufgeregt, ob ein Rädchen ins andere greifen werde. Aber es klappt und nach rund 20 Minuten ist das Ende der Schlange in Sicht. „Es lief alles zivilisiert ab“, stellt Pohl zufrieden fest.

Alle Hände voll zu tun

Je mehr Gäste in der Halle sind, umso mehr Betrieb herrscht im Foyer und an den Versorgungsstationen: Es werden eine kleine Auswahl an Sekt und Wein, aber auch kalte Getränke angeboten. Die Helfer haben alle Hände voll zu tun, um die Wünsche ihrer Gäste zu erfüllen und für Getränkenachschub zu sorgen. Zehn Minuten vor Acht leert sich das Foyer. Die Gäste nehmen in der Halle Platz, ehe Michael Pohl sie um 20 Uhr offiziell begrüßt.

Die Gäste melden sich nach dem Einlass bei Holger Doth (links) und Martin Hammer an. Dann werden sie von der Reservierungsliste gestrichen. Wenige Restkarten können auch gekauft werden. © Nicola Beier

Doch auch während der Show heißt es für die Ehrenamtlichen, sich nicht zurückzulehnen und zu verschnaufen. Pohl flitzt durch die Halle und fotografiert, Michael Hammer macht sich Notizen für den späteren Pressebericht und draußen füllen die Helfer Getränke für die 30-minütige Pause nach. Erst nachdem die Veranstaltung vorbei, die meisten Gäste gegangen sind und der offizielle Teil beendet ist, geht es lockerer zu. Man steht beisammen und ist glücklich, die Großveranstaltung gut über die Bühne gebracht zu haben. „Es ist der größte Lohn, wenn die Leute zufrieden nach Hause gehen“, sind sich alle einig. Auch Johannes Schröder gesellt sich zum Organisationsteam und es entsteht eine nette Unterhaltung mit Lachen und Anekdoten. „Das sind dann die Momente, in denen man merkt, dass das auch nur ein Mensch ist, der ziemlich nervös war“, erklärt Pohl. Und die Mitglieder freuen sich natürlich, dem Star des Abends so nahe zu kommen. Dennoch geht es weiter, denn alles, was am Tag aufgebaut wurde, musst auch wieder abgebaut werden. „Bis alles fertig war, hatten wir halb drei“, stellt Pohl am nächsten Tag fest.

Die Anstrengung des Tages macht den Helfern aber nichts aus: „Wir machen das, weil es uns Spaß macht und wir es gerne tun“, hebt Holger Doth hervor. Und so dürfen sich die Fans der Kulturkommode auch auf den nächsten Auftritt am 17. Juni freuen, wenn die Scheinwerfer auf Mike Silver gerichtet sein werden und es wieder heißt: Herzlich Willkommen bei der Kulturkommode Osterburken.

Die Helfer des Tages

  • Von der Kulturkommode waren mit dabei: Michael Pohl, Martin Hammer, Andreas und Anne Häckel, Holger Doth, Hans-Peter Häfner, Stefan Kahlich, Birgit Deßner, Renate Engert, Gabi Häckel und Peter Köpfle.
  • Außerdem waren als Helfer dabei: Anika Deßner , Manuel Madinsky, Petra Schreck, Petra Helle-Heiß Robert Engert mit Tochter Sarah und Simone Walz. nb

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