Osterburken. Vor 50 Jahren wurden Bofsheim, Hemsbach, Osterburken und Schlierstadt zu einer Stadt vereint. Osterburken feierte am Freitagabend in der Baulandhalle das Jubiläum unter anderem mit Fanfarenzug, herumwirbelnden Tanzbeinen, Zeitzeugeninterviews, Gesang und einer Bilderpräsentation, die einen Blick in die Geschichte der Teilorte warf.
Nach so einer langen gemeinsamen Zeit kann sich die Frage gestellt werden, was die Stadt besonders macht. Die kleinen Stadtbürger müssen da nicht lange überlegen. In einem Video erzählten sie zu Beginn der Veranstaltung von Eisdielen, Kindergärten, Schulen, Spiel- und Fußballplätzen. Es zeigt: Osterburken hat einiges zu bieten. Bis aber die Gesamtstadt entstand, mussten Hürden überwunden werden.
Interviews mit Zeitzeugen warfen einen Blick auf die Anfänge
Johannes Geier, ehemaliger Stadtrat von Osterburken, Werner Geiger, bis 2024 Ortsvorsteher von Bofsheim, Christoph Groß, ehemaliger Ortsvorsteher von Hemsbach, Willfried Sans, Bauamtsleiter von 1985 bis 2011, und Jürgen Breitinger, bis 2024 Ortsvorsteher von Schlierstadt, erinnerten sich an die Anfänge des Zusammenschlusses. Das Gespräch wurde von Jan Egenberger, Pressesprecher des Neckar-Odenwald-Kreises, moderiert. Warum wurde aus vier Kommunen eine Stadt? Ziel der baden-württembergischen Gemeindereform in den 1970er-Jahren war es, leistungsfähigere Gemeinden zu bilden. Orte mit einigen Firmen, Geschäften und Einwohnern standen besser da, während andere Kommunen, die hauptsächlich Wohngebiete hatten, ins Hintertreffen gerieten. Sie hatten zum Beispiel nicht das nötige Geld für die Infrastruktur. Daher wurden Kommunen zusammengelegt.
Die vier Zeitzeugen sind sich einig, dass anfängliche Unsicherheiten da waren, aber es die richtige Entscheidung war, zu einer Stadt zusammenzuwachsen. Einige Bauprojekte hätten die Ortsteile nicht alleine stemmen können. Im Gespräch teilten sie auch verschiedene Anekdoten, unter anderem, dass es in Hemsbach hieß, der Ort habe der Osterburkener Stadtkasse 100.000 Mark eingebracht. „Im Laufe der Jahre wuchs diese Vorstellung auf eine Million Mark an“, berichtete Christoph Groß.
Bürgermeister Jürgen Galm sagte, dass der große Andrang in die Baulandhalle ein schönes Zeichen der gewachsenen Gemeinschaft in der Stadt in den vergangenen 50 Jahren sei. Der Zusammenschluss der Ortsteile zu einer Stadt sei eine schwierige und spannende Zeit gewesen. „Sie war mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden“, erklärte er. Die Entwicklung hatte das Risiko, dass die Orte ihre Unabhängigkeit sowie Identität verlieren. Die wenigsten Städte und Gemeinden starteten freiwillig miteinander. „Am Ende aller Verhandlungen und Diskussionen war es die wirtschaftliche Not und die gesetzlichen Regelungen, die keine andere Wahl mehr zuließ“, sagte Galm. Die landes- und kommunalpolitischen Verantwortlichen von damals hätten den Grundstein für eine gute Entwicklung gelegt. Die Reform und ihre Folgen hätten alle Nachfolger, ob im Haupt- oder Ehrenamt in den Gremien, herausgefordert.
Unterschiede der Teilorte bereichern Osterburken
Landrat Dr. Achim Brötel sagte, es habe 50 Jahre voller verbindender Geschichten, bereichernder Unterschiede und Menschen gegeben, die das Zusammenwachsen der Stadt als Gemeinschaft ermöglichten. „Die Menschen, nicht die Häuser, machen nämlich eine Stadt aus. Gemeinschaftsgeist und Zusammenhalt sind bei uns im Landkreis kein Fremdwort, sondern gelebte Realität“, erklärte er. Das sei etwas, was den ländlichen Raum besonders auszeichne. Nicht alle Bürger wären von Anfang an von dem Zusammenschluss begeistert gewesen. Heute sei Osterburken aber eine Einheit, in der nur selten die alten Stadtherrlichkeiten aufblitzen würden. Trotzdem sei es wichtig, dass die Identitäten der Orte weiterhin bestehen bleiben. „Gehen Sie ihren weiteren Weg gemeinsam mit voller Zuversicht weiter“, betonte der Landrat.
Thomas Zemmel mit Julius-Hofmann-Medaille geehrt
Im Rahmen der Veranstaltung überreichte Galm Thomas Zemmel, zweiter stellvertretender Bürgermeister, die Julius-Hofmann-Medaille für seine ehrenamtliche Arbeit. Die Julius-Hofmann-Medaille ist eine von drei Ehrungen der Stadt Osterburken. Sie wird an Personen verliehen, die sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben, sei es durch langjähriges Engagement im Vereinsleben oder durch besondere Leistungen im kommunalen, kulturellen, sozialen oder wirtschaftlichen Bereich. „Engagierte Ehrenamtliche sind ein wichtiger Bestandteil des Fundaments unserer Gesellschaft“, sagte Galm. Thomas Zemmel sei ein Mann für alle Fälle. Sein ehrenamtliches Engagement füllt eine lange Liste: Seit 1974 ist er Mitglied der DLRG, hat 1982 die „Kirnausträndler“ mitgegründet, spielt als Flügelhornist im Musikverein, engagiert sich im „Internationalen Jugendprogramm Deutschland“, ist seit 1990 Mitglied der Reservistenkameradschaft Kirnau, gehört seit 1981 zur Kolpingfamilie und ist seit 2003 im Gemeinderat aktiv.
Zemmel sagte, dass nur durch die Unterstützung langjähriger Weggefährten es ihm möglich sei, so viele Ämter auszufüllen. „Ich nehme die Auszeichnung für alle an, denn alleine hätte ich es nicht geschafft“, betonte er. Ihm liege es am Herzen, junge Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu animieren. Ältere und Junge könnten bei der Zusammenarbeit viel voneinander lernen.
Grundschüler der Astrid-Lindgren-Schule Bofsheim begeisterten mit ihrem Gesang
Für ein abwechslungsreiches Programm sorgten der „Fanfarenzug der Stadt Osterburken“, die Chorgemeinschaften „Frohsinn Osterburken“ und „Eintracht Bofsheim“. Auch der „Evangelische Kirchenchor Osterburken“ und die Grundschüler der Astrid-Lindgren-Schule Bofsheim begeisterten mit ihrem Gesang. Die Musikvereine aus Osterburken und Schlierstadt gestalteten den Abend mit. „Der gemeinsame Auftritt der Chöre und Musikvereine zeigt, wie sehr wir in den vergangenen Jahren zusammengewachsen sind, mehr als viele am Anfang dachten“, sagte Galm. Die „Grünen Funken“ vom Elferrat Osterburken boten eine mitreißende Vorstellung.
Weg zur Gesamtstadt
- Am 1. Januar 1971 wurde Hemsbach als erster Ort eingegliedert.
- Bofsheim wurde 1974 ein Stadtteil von Osterburken.
- Schlierstadt schloss sich 1975 der Gesamtstadt an. ra
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