Osterburken ist im Fastnachtsfieber

Osterburken: Borkemer Faschenacht startet mit Humor gegen Datenstau

Elferrat eröffnete am Freitagabend die 443. Borkemer Faschenacht. Närrische Räte als Glasfaserexperten unterwegs.

Von 
Kevin Retlich
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Gute Stimmung herrschte bei den Herrle und Fräle sowie bei der Strohbärengruppe. © Kevin Retlich

Osterburken. Mit einem kräftigen „Borke Ahoi“ hat Osterburken am Freitagabend den Start in die 443. Borkemer Faschenacht gefeiert. Doch bevor die närrische Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, schlängelte sich der traditionelle Fackelzug durch die Straßen. Der Elferrat, noch im Nachthemd und mit Schlafmütze, zog gemeinsam mit den Tanzgarden, den Wüschele, den Hexen, Herrle und Fräle sowie den Strohbären durch die Straßen. Begleitet wurden sie von der Ranzengarde, den „Original Borkemer Kirnausträndler“ und dem „Borkemer Bauernballett“, die den Zug abrundeten.

Begleitet vom Schein der Fackeln erreichte dieser den „Narrentempel Baulandhalle“. „Ahoi ihr Narre in Borke drinne, heut darf nun endlich die Faschenacht beginne“, begrüßte einer der zwei Sitzungspräsidenten, Dominik Holderbach, die Narren. Gerade in bewegten Zeiten, so erinnerte er, seien Stunden des Lachens und Miteinanders wichtiger denn je. Besonders freute es die Sitzungspräsidenten, die Enkelin des Borkemer Ehrenpräsidenten Karl Heß von der Kleppergarde Mainz-Gonsenheim, Jennifer Heß, begrüßen zu können. Seit dem vergangenen Jahr verbindet die Vereine eine junge, aber bereits gelebte närrische Freundschaft, die durch solche gegenseitigen Besuche wächst. Großen Dank richtete das Präsidentenduo Marcel Hubl und Holderbach zudem an den Musikverein Osterburken, der mit seinem musikalischen Einsatz nicht nur die Eröffnung, sondern die gesamte Faschenachtszeit begleitet und maßgeblich zur närrischen Stimmung beiträgt.

Anschließend folgte der wichtigste Moment des traditionellen Eröffnungsrituals, als Präsident Holderbach verkündete: „Wenn’s Borkemer Wüschele schreit, fängt sie oh, die närrisch Zeit. Ihr Elferrät, zieht euch glei um, steht nimmi länger im Nachthemd do rum.“ Was folgte, war ein dreifach schallendes „Borke Ahoi“, begleitet von einer Schunkelrunde, die den Platz endgültig in närrische Bewegung versetzte. Der Elferrat verschwand kurz zum Umkleiden und kehrte im Ornat und mit Narrenkappe zurück. Erst nach der bestätigten „Handlungsfähigkeit“ war der Weg in die Kampagne frei.

Strahlende Gesichter bei der Wüschele-Gruppe über den Beginn der 443. Borkemer Faschenacht. © Kevin Retlich

Mit dieser närrischen Energie im Rücken richteten die Präsidenten den Blick auf den närrischen Kalender. Das neue närrische Jahr beginnt mit dem Ordensfest am 3. Januar. Weiter geht es am 23. Januar mit dem Bauernball des Borkemer Bauernballetts, bevor am 8. Februar die Kinderprunksitzung die Baulandhalle in ein buntes Kostümmeer verwandelt. Der Endspurt beginnt am Schmutzigen Donnerstag, 12. Februar, mit dem Besuch der Kindergärten, dem Rathaussturm und närrischem Treiben an der Baulandhalle. Mit der großen Prunk- und Fremdensitzung am 15. Februar folgt das närrische Highlight. Und schließlich wird am Faschenachtsdienstag, dem 17. Februar, der närrisch-bunte Umzug durch die Wüschele- und Römerstadt ziehen. Termine, die zeigen: In Borke läuft die fünfte Jahreszeit im Turbogang, egal wie schnell oder langsam die Glasfaser gerade verlegt wird.

Und genau an diesem Punkt setzte das Präsidentenduo an, als es Zeit wurde, das Motto der 443. Borkemer Faschenacht zu enthüllen. Die Mottofindungskommission hatte sich durch zahlreiche Vorschläge gearbeitet. In diesem Jahr führte kein Weg an einem Thema vorbei, das in Osterburken gerade jeder kennt – dem schleppenden Glasfaserausbau. Nach einem Trommelwirbel ertönte das Geräusch eines alten Modems, und die Präsidenten verkündeten das Motto: „Die Leitung lahm, der Ausbau mau – es Wüschele hängt im Datenstau.“

Mit Humor gegen den Glasfaserfrust

Ein Motto, das nicht nur den Nerv trifft, sondern auch zeigt, dass die Narren in Osterburken seit jeher das Talent besitzen, Alltagsfrust in Frohsinn zu verwandeln. Hubl und Holderbach nahmen sich Zeit, das Thema humorvoll aufs Korn zu nehmen. Sie sprachen über Filme, die ewig laden, Videokonferenzen, die mitten im Satz einfrieren, oder Handys, die geduldig um Netz bitten. Und natürlich über die Frage, warum ausgerechnet Borke geteilt wird in jene, die schon Glasfaser bekommen, und jene, die weiter im digitalen Schneckentempo unterwegs sind. „Da bleibt uns nur eins“, meinten die Präsidenten lachend: „Ärger nehmen, bunt anmalen und drüber lachen!“ Faschenacht sei schließlich genau dafür da: Probleme aufgreifen, ihnen die Schwere nehmen und aus alltäglichen Frustmomenten närrischen Stoff machen.

Passend dazu präsentierten die Präsidenten ihren Elferrat als humorvolle „Borkemer Fiber Fun GmbH“, die in diesem Jahr als schlagkräftige Glasfasercrew in Erscheinung tritt. Eine Truppe, die von Datenfluss-Optimierern über Leitungsschmierungsbeauftragte bis zu Bandbreiten-Bauleitern alles beinhaltet, was das Herz eines närrischen Netzwerks begehrt. Dieses besteht in der kommenden Kampagne aus: Julian Ehrenfried, Rico Genzwürker, Marcel Gallauner, Mario Seewald, Jonas Hilbert, Stefan Hammer, Michael Walz, Daniel Müller, Andreas Geiger, Falk Griebaum, Sebastian Ehrenfried, Robby Kiss, Samuel Dörr, Benni Gallauner, Alex Gunt, Marvin Röcker, Michael Himpel, Dietmar Heid, Patrick Hubl, Jochen Kirschner, Jan Niklas, Björn Rissel, Michael Heuser, Marcel Kniel, Florian Karsten und den beiden Präsidenten Dominik Holderbach und Marcel Hubl.

Abschließend nahm das Präsidentenduo Bürgermeister Jürgen Galm und den Vertretern aller Gruppierungen den traditionellen närrischen Eid ab. Laut und deutlich – „bis nach Alleze, Merchene und Rouscheberch“ hörbar – gelobten die Anwesenden, das Brauchtum zu bewahren und die Farben der Borkemer Faschenacht mit Anstand, Würde und einer guten Portion Humor zu vertreten. Mit dem „Borkemer Lied“ und einem kräftigen „Ahoi“ ging das närrische Treiben in die „Stell dich ein“-Party der Kirnausträndler im Foyer über, wo bei Glühwein, Musik und ausgelassener Stimmung endgültig klar wurde: Auch wenn die Daten stocken – die närrische Stimmung läuft in Borke längst im Highspeed-Modus.

Traditionell im Nachthemd: Die Sitzungspräsidenten Marcel Hubl (links) und Dominik Holderbach (mitte) leiteten das närrische Erweckungsritual ein. © Kevin Retlich

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