Osterburken. Grünes Licht erteilte der Schul- und Kulturausschuss den Plänen zum Neubau des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO). Die voraussichtlichen Kosten liegen bei 26,4 Millionen Euro. Ganz offiziell wolle man jetzt in das Baugenehmigungsverfahren einsteigen, verdeutlichte Landrat Dr. Achim Brötel zum Auftakt der Sitzung im GTO und stellte den „sportlichen Zeitplan“ vor: „In einem Jahr soll der Spatenstich erfolgen, zwei Jahre später der Einzug.“ Er betonte, dass dies die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Neckar-Odenwald-Kreises sei.
„Niemand plant zu versagen. Aber die meisten versagen beim Planen“, so der Landrat und freute sich deshalb darüber, dass die Schulleitung sich aktiv eingebracht habe.
Intensive Vorbereitung
Regina Krudewig-Bartel hob hervor, dass die Planer in den zurückliegenden Monaten ständig im Austausch mit Schülern und Lehrern gewesen seien, die die Räume später auch nutzen. Aus ihrer Sicht habe man die intensive Planung und Vorbereitung in gute Hände gelegt.
Diplom-Ingenieur Michael Muffler von Muffler Architekten in Tuttlingen und die weiteren Fachplaner stellten die Details der Planung vor. Muffler zeigte sich seinerseits erfreut, dass die Schulleitung des GTO sich aktiv eingebracht habe. Das habe er bisher nur selten so erlebt. „Auf diese Weise ist es gelungen, sämtliche Qualitätsmerkmale des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs in die Planung zu übernehmen, sie inhaltlich aber trotzdem weiterzuentwickeln und in geringem Umfang auch um zusätzliche, für den Schulbetrieb und die Haustechnik notwendige Räume zu ergänzen“, erklärte er. Der Neubau entwickle sich demnach aus der Topografie heraus in drei sich staffelnde, jeweils dreigeschossige Baukörper entlang der Hemsbacher Straße. „Eine innere Erschließungsachse mit offenen Treppen verbindet die Gebäudeteile und die verschiedenen Geschossebenen miteinander“, erklärte der Diplom-Ingenieur.
Viel Raum, viel Licht
In Ebene 0, wo auch der Haupteingang geplant ist, befinden sich Mehrzweck- und der Schülerganztagsbereich sowie ein Probe- und Bühnenbereich für Versammlungen und Konferenzen. In Ebene 1 ist die Verwaltung sowie der gesamte Verpflegungsbereich mit der Mensa angesiedelt. In Ebene 2 liegen sämtliche Fachräume der Naturwissenschaften, der Kunst, der Technik und der Musik. Die Ebenen 3 und 4 nehmen schließlich mit 21 Klassen- und Gruppenräumen den gesamten allgemeinen Unterrichtsbereich auf.
In einem Ganztagsgymnasium brauche es aber auch Plätze, wo Kinder sich finden könnten, zeigte sich der Planer überzeugt und verwies auf die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.
Die Dachflächen seien mit Begrünung und einer Solaranlage ausgestattet. Die Fassade werde mit wiederverwertbarem Holz gestaltet. „Und zwar mit Weißtanne, weil es einen hohen Verwitterungsschutz bietet“, verdeutlichte Muffler.
Planung der Außenanlagen
Die Freiflächenplanung stellte Landschaftsarchitekt Helmut Hornstein vor. Entlang der Hemsbacher Straße entsteht ein großzügiger Eingangsvorplatz, während der Nordseite des Gebäudes ein Mensahof vorgelagert ist, der in zwei Schulhöfe übergeht, die terrassenartig in das Gelände eingebettet sind.
So ist nach seinen Plänen der Schulhof in unterschiedliche Räume gegliedert, die mit Baumdächern versehen sind. Eine Spiel- und Aktionsanlage bietet Raum für Bewegung. Der Höhenunterschied zwischen den einzelnen Ebenen wird mit einer Sitztreppe überwunden.
„Das nach dem Abbruch des Hauptgebäudes freiwerdende Gelände wird in das naturnahe Umfeld eingebunden und künftig als Landschaftspark gestaltet“, führte Hornstein anhand des Plans aus. Ein parallel zur Sporthalle verlaufender, teilweise überdachter Laubengang bildet später den Zugang von der Bushaltestelle zum Gymnasium und stellt gleichzeitig den räumlichen Abschluss des Parks dar.
Diplom-Ingenieur Ralph Günther vom Büro Willhaug in Mosbach stellte als wirtschaftlichste Variante für die Wärmegewinnung eine Luft/Wasser-Wärmepumpe vor.
„Die elektrisch angetriebenen Wärmepumpen werden insbesondere in den Übergangszeiten auch über die vorgesehene Photovoltaik-Anlage mit selbst vor Ort erzeugtem Strom versorgt“, erklärte er. Der reversible Betrieb der Wärmepumpen ermögliche zudem einen Kühlbetrieb im Sommer. In den Räumen mit hohen Personenzahlen, wie beispielsweise die Mensa, und im Küchenbereich seien lüftungstechnische Anlagen vorgesehen, die mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung nach den derzeit gültigen Richtlinien ausgestattet sind.
Die Planung der Elektrotechnik stellte Rainer Metzger vom Ingenieur-Büro Metzger aus Weikersheim vor. „Corona hat in den Schulen viel beschleunigt, insbesondere in den Bereichen moderne Medien und Lüftung“, schickte er voraus. Diese Erkenntnisse seien auch in die die vorliegende Planung der Elektrotechnik eingeflossen. Weiter betonte er, dass in sämtlichen Bereichen der Schule Leerrohre für Nachinstallationen eingeplant seien.
Diplom-Ingenieur Muffler oblag es schließlich, die Abweichung der Kostenberechnung von der ursprünglichen Prognose über 22,2 Millionen Euro zu erläutern.
Dazu führte der Ingenieur zunächst die topografischen Verhältnisse an, die bei der Gestaltung der Außenanlage aufwändiger seien als gedacht. „Ursprünglich haben wir auch ohne Lüftungsanlage geplant. Seit Corona geht das nicht mehr“, erläuterte er weiter. Auch die medientechnischen Einrichtungen führte er bei den Mehrkosten ins Feld.
Eine Enthaltung
Die vorliegende Kostenberechnung im Rahmen der Entwurfsplanung sieht aktuell Baukosten in Höhe von 26,4 Millionen Euro vor. Hinzu kommen für die Ausstattung und Einrichtung noch einmal weitere 1,85 Millionen Euro sowie rund 790 000 Euro für die Außenanlagen nach dem Abbruch des Hauptgebäudes.
Unter Berücksichtigung verschiedener Entwicklungen könne die Landesförderung im günstigsten Fall auf bis zu 12,4 Millionen Euro steigen. Dadurch würde zumindest ein Teil der voraussichtlichen Mehrkosten wieder aufgefangen werden.
Bei einer Enthaltung erteilten die Mitglieder des Schul- und Kulturausschusses der in der Sitzung vorgestellten Planung schließlich grünes Licht.
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