Matinee

Funkensprühendes pianistisches Feuerwerk

Nikola Irmai-Koppányi und István Koppányi traten auf

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emi
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Nikola Irmai-Koppányi und István Koppányi traten bei der Matinee auf. © Förderverein

Osterburken. Die beliebte Matinee „Rund um den Flügel“ fand nach längerer corona-bedingter Abstinenz wieder im Marc-Aurel-Saal des Römermuseums statt. Der Förderverein der Volksbank-Kirnau-Stiftung hatte das Künstler-Ehepaar Nikola Irmai-Koppányi und István Koppányi engagiert, in der Region als großartige Klavier-Virtuosen und als Leitungsteam der erfolgreichen Musikschule Bauland bekannt.

Zunächst wurde das Publikum stilvoll mit einem Glas Sekt empfangen. Danach eröffnete H. Ehmann als Vorstand der Volksbank Kirnau die Matinee. Gewohnt fachkundig und fundiert führte Nikola Irmai-Koppányi durch das Konzert, das mit „Ungarische Klavier-Matinee“ überschrieben war.

Der musikalische Auftakt mit der Orchester-Ouvertüre „König Stephan“ von Ludwig van Beethoven (op.117 / Pest 1811) in der Fassung für Klavierduo hätte markanter kaum sein können. Metallisch hart und laut die Signaltöne des Beginns, die im Original die Blechbläser gestalten. Im nachfolgenden Presto überraschte die spontane Entfaltung der Virtuosität aus einem Guss, souverän dargeboten von einem glänzend aufeinander eingestellten Duo.

In den prächtigen „Fünfzehn ungarischen Bauernliedern“ von Béla Bartók für Klavier solo aus den Jahren 1914 bis 1917 bewundert man die Meisterschaft, mit der Volkstümliches und Kunstvolles schöpferisch verbunden wird. Man spürt, wie enorm die Impulse aus der alten „Bauernmusik“ für die Kunstmusik sind. István Koppányi – in Ungarn geboren und aufgewachsen – war der adäquate Vermittler dieser meisterlich gearbeiteten Stücke, die selbst über 100 Jahre nach ihrer Entstehung in mitteleuropäischen Ohren noch sehr ungewohnt und etwas befremdlich klingen. „Vier alte Weisen“, ein „Scherzo“, eine „Ballade“ (‘Tema’ con variazioni’ im spektakulären 7/8-Takt!) und neun „Alte Tanzweisen“ mit einer ‘Dudelsackmusik’ am Ende – eine fulminante Schlusswirkung inklusive – bilden die Sätze des Zyklus.

Mit drei ungarischen Tänzen in der Urform für Klavier vierhändig, gesetzt von Johannes Brahms, wurde der erste Teil der Matinee beschlossen. Brillant pianistisch inszeniert durch das Klavierduo kamen die Nummern 12, 7 und 4 zum Vortrag. Ein Verehrer des Meisters schwärmte damals: „Die ungarischen Amethyste und Topase wären bunte Kiesel geblieben, wenn Brahms sie nicht geschliffen und gefasst hätte.“

Frenetischer Beifall

Das Publikum quittierte das funkensprühende pianistische Feuerwerk mit frenetischem Beifall. Achim Liebl, der Vorstand des Fördervereins der Volksbank-Kirnau-Stiftung, fand Dankesworte und lud alle Anwesenden ins Kaffeehaus ein. Im Römer-Café des Museums boten die Bank-Mitarbeitenden den köstlichen „Türkentrank“ und leckere selbst gebackene Kuchen-Kreationen an – eine großartige Idee!

Der zweite Teil der Matinee war ausschließlich Zoltán Kodály gewidmet. Sein vielleicht berühmtestes Werk, die „Tänze aus Galánta“, wurde 1933 zum 80. Geburtstag der Budapester Philharmonischen Gesellschaft komponiert. Es ist Auftragswerk und zugleich Hommage an Kodálys Heimat mit ihren volkstümlichen Melodien. „Jedes gute Volkslied ist bereits ein Meisterwerk für sich“, davon war der Komponist, Pädagoge und Ethnologe überzeugt.

Die Tänze wurden als Orchesterwerk konzipiert, aber was spricht dagegen, diesen großartigen symphonischen Zyklus nach altem Brauch aufs Klavier zu übertragen? István Koppányi machte sich an die Arbeit und investierte viel Zeit und Mühe in eine Transkription für Klavier zu vier Händen – inklusive Probenarbeit, ob überhaupt spielbar?! Das Ergebnis verlieh der Matinee eine ganz besondere Note, denn das Publikum durfte eine Welturaufführung erleben.

Man spürte, dass bei Zoltán Kodály die Begeisterung im Vordergrund steht. Wunderbare Tanzmusik aus dem 19. Jahrhundert wird hier in mehreren Episoden aneinandergereiht, hochstilisiert, thematisch verarbeitet. Dudelsackmusik ist ebenfalls anzutreffen, und für die obligatorische Beschleunigung am Ende kommt diesmal ein feuriger Sporentanz hinzu.

Der Applaus des Publikums war langanhaltend, es gab stehende Ovation. Man zögerte mit der Zugabe nicht lange und setzte mit allergrößter Spielfreude nun den markanten Schlusspunkt: Nicht Brahms, wie man vermutete, sondern Leó Weiners ‘Fuchstanz’!

Erlös für Stiftung

Der Erlös der Matinee kommt in vollem Umfang der Volksbank-Kirnau-Stiftung zugute, wo man ganz besonders die Förderung der Musik in der Region im Blick hat. Sehr zur Freude von Reinhard Scheible, dem 2. Vorsitzenden des Fördervereins, durfte die Musikschule Bauland darüber hinaus einen Scheck über 750 Euro entgegennehmen. emi

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