Osterburken. Die Deutsche Bahn sorgt in Osterburken gleich in mehrfacher Hinsicht für Unmut. Nicht nur, dass Fahrgäste erst kurzfristig über die Sperrung der Gleise und dem daraus resultierenden Schienenersatzverkehr im Zuge der Bauarbeiten am Bahnhof informiert wurde. Auch die Stadtverwaltung ist vom Verhalten der Bahn enttäuscht. Denn aktuell laufen umfangreiche Arbeiten zur Modernisierung des Osterburkener Bahnhofs. Unter anderem soll eine Fußgängerbrücke zwischen den Gleisen 1 und 2 errichtet werden. Die Stadt hatte überlegt, diese Überführung auf eigene Kosten bis in die Güterhallenstraße zu verlängern und hatte dazu 2021 bereits einen Beschluss im Gemeinderat gefasst (wir berichteten). Die Deutsche Bahn hätte dazu das Fundament am Mittelbahnsteig vergrößern sollen, wozu es auch eine Vereinbarung mit der Stadt gab. Doch nun der Schock: Bauamtsleiter Matthias Steinmacher teilte in der Gemeinderatssitzung am 2. Juli mit, dass die Bahn das Fundament nicht wie vereinbart vergrößern werde.
Kürzerer Weg von der Innenstadt zum Bahnhof
Auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten erläuterte Steinmacher die über Jahre dauernden Planungen seitens der Verwaltung: „Die Bahn ist vor rund vier Jahren auf uns zugekommen und hat uns mitgeteilt, dass der Bahnhof 2025 umgebaut wird.“ Daraufhin hatte die Stadt Überlegungen angestellt, dass die Fußgängerbrücke in der Zukunft auf eigene Kosten bis in die Güterhallenstraße verlängert werden könnte. Damit sollte ein kürzerer Weg von der Innenstadt zum Bahnhof geschaffen werden. „Wir wollten uns diese Option offenhalten“, erklärte Bürgermeister Jürgen Galm im FN-Gespräch.
Diese Idee wurde mit der Deutschen Bahn besprochen, woraufhin diese der Stadt mitteilte, dass für das vergrößerte Fundament rund 26.000 Euro an Kosten auf sie zukommen würden, erinnert sich Galm. Er unterzeichnete dazu im Juli 2022 eine Kostenübernahmeerklärung, die der Redaktion vorliegt. In dieser heißt es: „Im Zusammenhang mit der Maßnahme zum barrierefreien Ausbau soll auf Wunsch der Stadt Osterburken das Fundament am Mittelbahnsteig vergrößert werden, so dass die Stadt Osterburken ggf. eine städtische Stegverlängerung zu einem späteren Zeitpunkt realisieren kann. Für die städtische Stegverlängerung liegen noch keine Planungsergebnisse seitens der Stadt Osterburken vor. Für die Integration in die laufende Planung werden daher seitens der DB Station&Service AG Annahmen zur Lastabtragung aus der städtischen Stegverlängerung getroffen. Anhand dieser Annahmen erfolgt die Dimensionierung des gemeinsamen Fundaments.“ Nach dieser Zusicherung seitens der Stadt ging die Verwaltung davon aus, dass die Deutsche Bahn alles in die Wege leiten werde, um das vergrößerte Fundament während der nun laufenden Arbeiten zu gießen. Doch nun kommt die Deutsche Bahn der Vereinbarung nicht nach.
Warum das Fundament nicht vergrößert angelegt wird, wollten die Fränkischen Nachrichten von der Deutschen Bahn wissen. Dazu antwortete eine Bahnsprecherin: „Die Voraussetzungen für ein vergrößertes Fundament wurden am Mittelbahnsteig geprüft sowie die Machbarkeit einer möglichen Anbindung einer städtischen Brücke an die geplante Personenüberführung bewertet. Die Ergebnisse der statischen Prüfungen wurden der Stadt Osterburken dazu übermittelt. Die Untersuchungen basierten auf einer konzeptionellen Skizze der Stadt Osterburken, auf deren Grundlage mussten wir bei der technischen Bewertung auf Erfahrungs- und Durchschnittswerte zurückgreifen.“
Kurzfristige Absage der Bahn
Die Information, dass das vergrößerte Fundament nicht wie vereinbart gegossen werde, ging bei der Stadtverwaltung recht kurzfristig ein. Das Schreiben mit den Ergebnissen der „DB InfraGO“, das die Bahnsprecherin erwähnte, stammt vom 2. April 2025. Es ging also rund drei Monate vor Beginn der Arbeiten am Bahnhof bei der Stadtverwaltung ein. „Das ist keine feine Art“, findet Bauamtsleiter Steinmacher. Im Schreiben der „DB InfraGO“, das den Fränkischen Nachrichten vorliegt, heißt es: „[...] nach eingehender Prüfung der technischen und baulichen Gegebenheiten im Zusammenhang mit der Errichtung des Fundaments der Personenüberführung in Osterburken haben wir festgestellt, dass die im Vertrag vereinbarten Leistungen aufgrund verschiedener Faktoren nicht wie vorgesehen umgesetzt werden können. Wir können keine Vergrößerung des Fundaments anhand von Annahmen und Vorstatiken vornehmen, und da von Ihrer Seite bislang keine detaillierten Planungsunterlagen vorliegen, würden wir – nach Rücksprache mit dem Prüfstatiker – auf Grundlage von Annahmen keine Freigabe zur Ausführung erhalten.“ Als Hauptgründe nennt die Bahn die „geänderten statischen Erfordernisse infolge der verlängerten Personenüberführung, die eine alternative Gründungsart erforderlich machen“ sowie die „erheblichen baulichen und zeitlichen Einschränkungen, die die Einhaltung der geplanten Sperrpausen sowie der gesamten Bauzeit gefährden.“
Darüber ärgert sich Bürgermeister Galm. Hätte die Deutsche Bahn Pläne vonseiten der Stadt gebraucht, hätte sie mit der Verwaltung in Kontakt treten müssen, findet Galm. Doch eine solche Anfrage sei nie eingegangen. Daher habe die Verwaltung angenommen, dass alles seinen Weg gehe.
Fundament kann nicht mehr während der Arbeiten vergrößert werden
Laut der Bahnsprecherin sei es nun auch nicht mehr möglich, das Fundament noch während der aktuell laufenden Arbeiten zu vergrößern. Im Schreiben vom April heißt es: „[...] Bedauerlicherweise sehen wir uns gezwungen, von der vertraglichen Regelungen, was die planerische Umsetzung von der Integration der Idee mit größeren Fundamenten angeht, zurückzutreten. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Nachsicht und versichern Ihnen, dass hier im Rahmen der Untersuchung alle Varianten der Umsetzung geprüft worden sind.“
Wie es nun weitergeht und ob die Stegverlängerung in die Güterhallenstraße überhaupt noch realisiert werden kann, weiß Bürgermeister Galm nicht. Die Stadt will weitere Gespräche mit der Deutschen Bahn führen. Auch mit dem Gemeinderat wurde über die Thematik gesprochen. In der Sitzung am 28. Juli wollen die Stadträte dazu eine Stellungnahme abgeben.
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