Die Männer der ersten Stunde, die den SV Osterburken 1919 gegründet haben, würden stolz darauf sein, wie sich der Sportverein 100 Jahre nach seiner Gründung präsentiert.
Osterburken. Mit einem Festakt am Freitag, 28. Juni, feiert der SV Osterburken seinen 100. Geburtstag. Im Rahmen der Feierlichkeiten am Wochenende, in deren Rahmen auch ein Jubiläumssportfest stattfindet, blickt der Sportverein auf sein 100-jähriges Bestehen zurück.
Mit seinen rund 1000 Mitgliedern und den Abteilungen Fußball, Faustball und Turnen bietet der SV gesundheitsfördernden, wettkampforientierten und Leistungssport für Jung und Alt an.
Großes Sportheim
13 Männer gründeten 1919 den SV. Vorsitzender war Otto Faulhaber, der gleichzeitig Mannschaftsführer und Schriftführer war. In den ersten Jahren seines Bestehens hatte der SV um seine Existenz zu kämpfen. Für die Durchführung eines Spielbetriebes mangelte es an einem geeigneten Platz. Vom Herbst bis zum Frühjahr stellte der „Schwanen“-Wirt Rüdinger die sogenannte „Prügelwiese“ zur Verfügung, die später von der Gemeinde zur sportlichen Betätigung freigegeben wurde. 1922 wurde dort das erste Sportfest abgehalten. Allerdings wirkte sich die große Entfernung zur Sportstätte für einen geordneten Spielbetrieb nachteilig aus.
1921 übernahm Julius Wolpert die Vereinsführung und knüpfte Beziehungen zu größeren Sportvereinen, wie zum Beispiel zu den Würzburger Kickers, die Lehrspiele für die Osterburkener Mannschaft gaben. Der Verein nahm nach und nachan Stärke zu und eine Jugendmannschaft wurde aufgestellt.
Julius Wolpert gab krankheitsbedingt Ende 1923 die Vereinsführung an Karl Götzinger ab. Es gelang zu jener Zeit, den näher gelegenen Platz an der Galgensteige von der Gemeinde zu erhalten.
Der Verein schloss sich dem Süddeutschen Fußballverein an und beteiligte sich vom Herbst 1924 mit seiner 1. Mannschaft an den Verbandsspielen im damaligen Baulandgau.
1926 wurde Hermann Hohn zum Vorsitzenden gewählt. Nachdem die Verbandsspiele nicht die gewünschte Belegung hatten, schloss sich der Verein ab 1926 dem Gau Hohenlohe an. Die in jenen Jahren ins Leben gerufene Leichtathletikabteilung wurde von Fritz Bauer geleitet und erreichte bei Sportfesten Erfolge.
1929 wurde das zehnjährige Bestehen des Vereins gefeiert. 22 auswärtige Mannschaften und mehrere Leichtathletikabteilungen beteiligten sich an den Wettkämpfen. Große Erfolge verzeichneten Benno Leitz im Mittelstreckenlauf (1500 Meter), Albert Zipf im Kurzstreckenlauf, sowie die „4 x 100 Meter-Staffel“ mit Georg Bitter, Viktor Link, Bruno Link und Albert Zipf.
Der Verein nahm unter der Leitung von Hermann Hohn einen ungeahnten Aufschwung. 1929 musste Hohn berufsbedingt Osterburken verlassen, da er von seiner Heimatgemeinde Ladenburg zum Bürgermeister gewählt wurde. Danach lag die Vereinsführung in den Händen von A. Gerold. Die 1. Mannschaft stieg von der B- in die A-Klasse des Gaues Hohenlohe auf. Auf Gerold folgte 1933 August Gehrig als Vorsitzender, der 1935/36 von Josef Linder abgelöst wurde. Von 1936 bis 1941 war Bruno Frank an der Spitze des Vereins.
Ab 1934 erfolgte die Einteilung zu den Verbandsspielen nach politischen Kreisen, so dass Osterburken wieder dem Baulandgau, Kreis Buchen, zugeteilt wurde.
Da der Sportplatz an der Galgensteige nicht mehr den Anforderungen entsprach, gelang es Bruno Frank, die „Prügelwiese“ wieder pachtweise zu erhalten.
Während des Zweiten Weltkrieges hatte Magnus Schmitt die Vereinsleitung inne. Die Kriegsjahre brachten dem SV schwere Einbußen, nachdem sämtliche junge Spieler einberufen wurden. Mit den wenigen in der Heimat verbliebenen Mitgliedern konnte der Sportbetrieb kaum noch aufrechterhalten werden. Nach Kriegsende fand sich die sportfreudige Jugend unter der Führung von Alfred Linder wieder zusammen. Osterburken spielte in der neu erstandenen Bezirksklasse des Odenwaldkreises. Von 1946 bis 1948 lag die Vereinsführung in den Händen von Bertold Schmitt. Es gelang der Aufstieg in die Bezirksklasse.
Unter der Leitung des neuen Vorsitzenden Wilhelm Schell wurde am 26. Juli 1949 das 30-Jahr-Jubiläum gefeiert. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung war es gelungen, die Wiesen im oberen Tal von den Grundstückseigentümern abzupachten und als Sportplatz anzulegen.
„Tag des Sports“ im Jahr 1956
1950 übernahm Wilhelm Bachert die Vereinsführung, von 1951 bis 1956 Karl Köpfle. Unter dessen Leitung konnte mehrmals die A-Klassen-Meisterschaft und der Aufstieg in die 2. Amateurliga errungen werden. Unter der Leitung von H. Pokorny wurde eine Turnabteilung, sowie von Helmut Pächter eine Tischtennisabteilung ins Leben gerufen. Pokorny war bis 1969 Leiter der Turnabteilung, bevor er sein Amt aus Gesundheitsgründen niederlegte. Karl-Horst Müller übernahm die Turnabteilung. Erwähnenswert sind auch der „Tag des Sports“ 1956, bei dem die Oberligamannschaft des VfR Mannheim gegen eine Kreisauswahl der 2. Amateurliga ein Gastspiel gab, sowie das Auftreten der Landesturnriege.
1957 und 1958 übernahm Hermann Finkbeiner den Vorsitz, von Frühjahr bis zum Herbst 1959 August Gehrig. Danach (bis 1964) wurde Werner Müller zum Vorsitzenden gewählt. Es erfolgte der Um- und Ausbau des im oberen Wiesental liegenden Sportplatzes, um den Hochwasserüberschwemmungen vorzubeugen. Im Sommer 1961 wurdeder Sportplatz eingeweiht.
In die Tätigkeit des Vorsitzenden Werner Müller fällt auch der Beginn der Arbeiten für die Baulandhalle, an denen Mitglieder des SV maßgeblich beteiligt waren.
1963/1964 stieg die Fußballmannschaft in die B-Klasse ab. Im August 1964 übernahm Willi Brutzer den Vorsitz. Die Abteilungen erhielten eine weitgehende Selbstständigkeit. Die Fußballabteilung, unter der Leitung von Walter Hoppert, blühte auf. Auf Anhieb gelang die Meisterschaft in der B-Klasse – und nach zwei Runden in der A-Klasse der Aufstieg in die 2. Amateurliga Odenwald. Die A-Jugend, die in der kreisübergeordneten Main-Neckar-Staffel spielte, konnte immer beachtliche vordere Plätze erringen. 1966 sicherte sie sich den 2. Tabellenplatz, der zur Teilnahme an den Badischen Jugendfußballmeisterschaften berechtigte. Besonders erfolgreich: die C 1-Jugend: 1967, 1968 und 1969 wurde die Staffelmeisterschaft errungen.
Ein Markstein in der Geschichte des Vereins war 1966 die Einweihung der Baulandhalle. Von nun an hatte auch der SV eine Stätte für sportliche Veranstaltungen, für das Training sowie hygienische Einrichtungen erhalten.
Titel und Pokale
Am 7., 8. und 9. Juni 1969 feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Mit Genugtuung konnte der Öffentlichkeit ein renovierter Sportplatz und ein Ausweichplatz präsentiert werden. 1972 wurde unter Trainer Mendel aus Sennfeld die Meisterschaft in der 2. Amateurliga errungen. In den folgenden Jahren etablierte der SV sich in der Amateurliga und erreichte 1975 die Vizemeisterschaft. Auch die 2. Mannschaft wurde wieder Meister der Reserven. Im Pokal musste man sich erst im Achtelfinale dem VfR Mannheim geschlagen geben. Sehr positiv wirkte sich der Einsatz der jungen Spieler aus der A-Jugendverbandsliga aus. Nach der Amateurligameisterschaft folgte der Aufstieg in die Verbandsliga Nordbaden, damals die vierthöchste Spielklasse im Deutschen Fußballbund. Die Mannschaft konnte sich in dieser Spielklasse nicht halten und stieg ab.
1979 feierte der SVO sein 60-jähriges Bestehen. Die Mannschaft spielte damals zehn Jahre ohne Unterbrechung in der Amateurliga.
1979 begann die Planung des Sportheimneubaues. Im Herbst 1981 vollzogen Bürgermeister Brümmer sowie die Vorsitzenden Sans und Petschenka den ersten Spatenstich. Die Einweihung fand am 19. Juli 1984 statt. Die Übungsmöglichkeiten für die Turner, im Winter aber auch für die Fußballer, seien 1986 mit der Benutzung der neuen Sporthalle an der damaligen Grund- und Hauptschule deutlich verbessert worden.
Die Turnabteilung bietet seit 1986 ein breites Angebot in der Grund-Hauptschul-Turnhalle an. Es erstreckt sich vom Mutter- und Kind- über Mädchen- und Jungen- bis hin zum Frauen- und Männerturnen. Es werden Gymnastik, Ballspiele, Yoga für Kinder, sowie Training und das Ablegen des Sportabzeichens angeboten. Eine große Aktion der Turner war die Ausrichtung des Gaukinderturnfestes 2009. Eine Wiederholung erfolgt beim diesjährigen Jubiläumssportfest, bei dem in den Sporthallen und auf dem Sportplatz mehrere Hundert Kinder und Jugendliche in vielerlei Disziplinen wetteifern werden.
Nach den erfolgreichen 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Seniorenfußball schafften die Herrenfußballer nach zwölf Jahren Bezirksliga, heute Kreisliga, erst wieder im Spieljahr 1998/99 den Aufstieg in die Landesliga.
Zum Spieljahr 1999/2000 hatten drei hochkarätige auswärtige Aufstiegshelden den Verein verlassen. Die Verantwortlichen mussten notgedrungen junge Spieler ins kalte Wasser werfen. Der unmittelbare Abstieg konnte nicht verhindert werden.
In der Saison 2000/01 gelang der sofortige Wiederaufstieg in die Landesliga. Erst 2007 musste die Seniorenmannschaft wieder diese Liga verlassen. Die zweite Mannschaft spielte in der Kreisklasse B. Durch starke Jugendjahrgänge schaffte die Zweite als Spielgemeinschaft mit dem SV Bofsheim im Spieljahr 2003/04 den Aufstieg in die Kreisklasse A.
2004 wurde der vollständig sanierte Hauptplatz eingeweiht. Zur Eröffnung spielte eine RIO-Oldie-Auswahl gegen die Toto-Lotto-Elf Baden-Württemberg mit ehemaligen Nationalspielern. Für die Übergangszeit wurde überwiegend in Eigenregie ein dritter Platz gebaut.
Nach drei Jahren Kreisliga schaffte die „Erste“ in der Saison 2009/10 nicht nur den Aufstieg in die Landesliga, sondern mit dem Kreispokalsieg auch das sogenannte „Double“. Anfang der 2000er Jahre spielten die ersten Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, deren Eltern als sogenannte „Russlanddeutsche“ nach Osterburken gekommen waren. In der Runde 2014/15 gelang, ohne eine einzige Niederlage, der erneute Aufstieg in die Landesliga. Doch wiederum konnte der sofortige Abstieg nicht verhindert werden. Im Spieljahr darauf schaffte die Zweite bei nur 20 Spielen mit 13 Punkten Vorsprung der beachtliche Aufstieg von der Kreisklasse B in die Kreisliga A. In der Runde 2016/17 gelang der Zweiten sogar der Durchmarsch in die Kreisliga Buchen. Dieser Aufstieg konnte nur vollzogen werden, da auch der „Ersten“ wieder der Landesligaaufstieg gelang. Beide Mannschaften hielten im Folgejahr die Klasse. Ein absolutes „Highlight“ in der dritten Runde des Badischen Verbandspokals war im „Kirnaustadion“ die Begegnung gegen den späteren Zweitligaaufsteiger Karlsruher SC.
Das Spieljahr im Jubiläumsjahr ist weniger freundlich verlaufen. Nach der Winterpause musste die Zweite wegen Spielermangels abgemeldet werden, die Erste stieg ab in die Kreisliga.
Aushängeschild
Schon immer war die Jugendfußballabteilung ein Aushängeschild im Verein. Seit Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts spielten die Mannschaften meist in den höchsten Klassen der Region Odenwald-Tauber. Dafür verantwortlich war die engagierte Jugendarbeit von vielen ehrenamtlichen Trainern und Betreuern.
Erstmals konnte im Jubiläumsjahr keine eigenen B- und A-Junioren gemeldet werden. Die C-Junioren errangen die Kreisligameisterschaft und steigen in die Landesliga auf.
In der kommenden Runde soll mit den Vereinen Adelsheim, Roigheim und Sennfeld in den älteren Juniorenjahrgängen eine Spielgemeinschaft eingegangen werden. Die zweite Herrenmannschaft des SV tritt in der neuen Saison als Spielgemeinschaft mit dem SV Bofsheim in der Kreisklasse A an.
Baumaßnahmen
Letzte große Baumaßnahme war die Sanierung der beiden hinteren Plätze im Jahr 2018. In den vergangenen Jahren standen große und nicht gerade billige Renovierungen an, beginnend bei den Mannschaftsräumen im Erdgeschoss, über die Gasträume im Obergeschoss wurde bis zur Erneuerung des Daches das gesamte Gebäude auf Vordermann gebracht.
Diese kostenintensive Maßnahme konnte nur durch die Sportförderung und die wohlwollende Unterstützung durch die Stadt Osterburken mit ihren Stadträten und Bürgermeister Jürgen Galm verwirklicht werden.
Die Vereinsführung in den letzten 25 Jahren lag in den Händen von Volker Hermeth mit Hans Meinhardt, Frank Petschenka mit Andreas Siegfried, sowie Hans Meinhardt mit Rolf Niklas.
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