Autorin der Komödie „Der FAST perfekte Ehemann“ war zu Gast

Zwei Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs

Nach drei Jahren Pause endlich wieder Theater in Herrenzimmern. Turbulentes Vergnügen

Von 
ibra
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Nicht unbedingt das einfachste Rezept haben sie sich ausgesucht: Olaf (Raphael Zemke) ist entsetzt über Peters (Michael Dreher) Kochkünste (Bild links). Nachbarin (Manuela Florek), Putzfrau (Mareike Sitzmann) und Schwiegermutter (Ulrike Emmert) ergreifen angesichts der übereifrigen Kammerjägerin (Pia Emmert) die Flucht. © Braune

Herrenzimmern. Drei Jahre ohne Theater im Gemeindesaal – das war eine herbe Durststrecke. Aus allen Knopflöchern platzte deshalb die Spielfreude bei der Premiere der Komödie „Der FAST perfekte Ehemann“ von Jennifer Hülser. Die war eigens aus Iserlohn angereist und hellauf begeistert, von der Truppe ebenso wie von der jetzt erstmals bespielten neuen Bühne im Gemeindesaal.

A propos neu: Neu ist nicht nur die Bühne, neu ist auch der Regisseur. Nachdem sich Manfred Heinold in den Regie-Ruhestand zurückzog, übernahm Heinz Meder. Der hat seine lange Spielerfahrung bei den Theaterfreunden Herrenzimmern perfekt für die neue Aufgabenstellung genutzt, die Rollen passgerecht besetzt und Neuzugang Raphael Zemke so gekonnt ins Spiel integriert, dass man kaum glauben mag, dass da ein Neuer anscheinend ohne jegliches Premierenfieber den leicht verschusselten Freund Peters (Michael Dreher – herrlich verschlafen, besorgt, unbeholfen) Olaf mimt.

Zum Stück: Peter Maurer ist Strohwitwer. Alles andere als hausmanntauglich hat er es in kaum 24 Stunden geschafft, den wohlgeordneten Haushalt seiner Frau ins absolute Chaos zu stürzen: Gaby Maurer (Tanja Schumacher – ihre Philippika würde auch den selbstbewusstesten Ehemann ins Bockshorn jagen) ist auf und davon – zumindest mal für ein paar Wochen, weil sie das Haushaltsphlegma ihres Gatten nicht mehr erträgt.

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Das Chaos schockt selbst Olaf, und Gabys Brief setzt knallhart ein Ultimatum: entweder lernt ihr Gatte, im Haushalt zuzupacken, oder sie ist weg, und dann final. Olaf muss helfen, hat aber selbst nicht die geringste Ahnung von Haushaltsführung. Mit Peters Schwiegermutter Elfriede Vierkant (Ulrike Emmerts erster Auftritt: Ein prachtvoll in Kostüm und Hut gepacktes Zückerchen!) droht Ungemach. Sie lauert schon seit Jahren auf eine Chance, ihre Tochter aus den Fängen dieses völlig ungeeigneten Mannes zu befreien.

Auch keine echte Hilfe sind die beiden Nachbarinnen: Der „Schwiegerdrache“ entdeckt in der töchterlichen Ehewohnung die hübsche Diana Blaukorn (Mareike Sitzmann himmelt zauberhaft und gibt gekonnt eine gemimte Putzfrau ohne Deutschkenntnis), der Peter, nachdem sie sich aus ihrer Wohnung ausgesperrt hat, sein Schlafzimmer als Notbett anbot.

Und Ella Ehrlich, die überaus neugierige Alte von gegenüber? Stellt Forderungen: Am Freitag ist das Treppenhaus zu wischen, am Samstag Eintopf anzuliefern, und Sonntags braucht der Hund seinen Spaziergang. Und außerdem hängt auf dem Dachboden noch Wäsche auf der Leine. Wie Manuela Florek die ach so nette, ach so fiese Nachbarin präsentiert und sich gemeinsam mit der Schwiegermutter bei Sekt, Likör und Schnäpschen einnistet, ist grandios.

Sie ist es, die Kammerjägerin Dietinde Rieselkäfer (Pia Emmerts Werbeauftritt, spacy und ohne jede Berührungsangst dem Publikum gegenüber, dürfte sich kaum vergessen lassen) auf Peters Wohnung ansetzt.

Martina Meders Maskenkunst: superb. Sie lässt die Jungs und Mädels mit Perücke, Outfit und Makeup altern, erblassen und nach übermäßigem Alkoholgenuss gewaltig kränkeln. Gekonnt sorgen Jan Schumacher und Manfred Heinold für punktgenaue Einsätze bei Licht und Ton und setzen so Akzente auf der von Manfred Hertrich gestalteten Bühne. Kaum einen Einsatz hatte Souffleuse Ingrid Melber: selbst wer das Ohr fast an winzig kleine Unterboden-Loge hätte legen können, hörte nichts aus diesem Kasten. Rasantes Tempo, Pointen auf den Punkt, fein austarierte Fies- und Freundlichkeiten, Verwirrungen und eine Darstellungsleistung, die sich gewaschen hat: Mit jeder Menge amüsanter Höhepunkte strapaziert die Truppe die Lachmuskulatur des Publikums gewaltig.

Für einen kräftigen Zusatzlacher sorgte am Premierenabend aus dem Pubikum heraus Kindermund mit treffendem Kommentar zur „Kochkunst“ der zwei Nicht-Hausmänner. Die Szene gehört aber auch eindeutig zu den bildstarken Höhepunkten des Abends. Sehr stark auch: Das Katerdrama des Folgetags, die Dekontaminierungsaktion, die „Nix deidsch“-Kommentare, die Kratzparade und, und, und…

Der Beifall: ein hoch verdient brandender Applaus! Reichlich „Künstlerbrot“ – und eine Autorin, die es beim Klatschen nicht mehr auf ihrem Sitzplatz hielt.

Weitere Aufführungen des vom Männergesangverein 1888 Herrenzimmern präsentierten Stücks folgen am Ostersonntag (Beginn bereits um 18 Uhr), am Freitag und Samstag, 14. und 15. April sowie – dann ist endgültig Schluss – am Freitag, 21. April. ibra

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