Vorbachtaler Musikanten

Vorbachtalter Musikanten feiern Jubiläum mit rauschenden Konzertabenden

Von 
Inge Braune
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Niederstetten. Es waren zwei Konzerte im „Wow!“-Format, mit denen die Vorbachtaler Musikanten ihr 50-Jahr-Jubiläum feierten. Schon beim gemeinsamen Konzert mit Jugendorchester und Bläserklassen wurde es voll in der Alten Turnhalle – und noch ein Stückchen voller am Samstag, als die Bühne fürs zentrale Jubiläumskonzert mit Festakt allein den Vorbachtalern gehörte.

Schon bei der Hallenöffnung wurde es eng im Foyer, wo die Vorbachtaler zum Sektempfang luden, ehe mit dem Florentiner Marsch von Julius Fucik (Arrangement: Bruno Hartmann) eine der zahlreichen „Erkennungsmelodien“ der Vorbachtaler die rund 350 Gäste in die Toscana entführte. Genaue Zahlen waren nicht erkundbar: Die Vorbachtaler stuhlten immer wieder nach, bis sich schlicht kein einziger Stuhl mehr im Depot des Hauses fand.

Eine musikalische Zeitreise – Achtung, anschnallen: Flugkapitän und Dirigent Oliver Hummel, der seiner reiselustigen Bläsertruppe schon Höhenflüge in den Wilden Wesen und die Welt der Berge bescherte, ist schwer zu bremsen – hatte das Vorstands- und Moderatorenduo Jana Frieß und Matthias Döhler bereits im Vorfeld angekündigt. Vorbachtaler-Sounds aus dem halben seit der Gründung verstrichenen Jahrhundert! Von Florenz aus ging’s auf den Spuren Giuseppe Verdis im Arrangement von Walter Tuschla nach Verona und einmal kreuz und quer durch Verdis Opernschaffen, und das ebenso schwungvoll wie vor über drei Jahrzehnten, als noch Gründungsdirigent Johann Apfelbacher den Taktstock führte. Ein Traum, dieses „Verdi!“-Potpourri, dem mit Karl Jenkins „Benedictus“ aus seiner „Mass for Peace“ eine Zwischenlandung in den Höhen über Wales folgte. Beim wunderschönen Vorbachtaler-Signal für Frieden und Gerechtigkeit setzte Solistin Merle Köhl auf ihrem Euphonium solistisch gekonnte Akzente.

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Allen langjährigen Mitgliedern widmete das Blasorchester die von Richard Strauß 1942 für den Wiener Trompetenchor komponierte „Festmusik der Stadt Wien“, die zu den Ehrungen überleitete: Für 30-jährige Fördermitgliedschaft wurde der langjährige Kassenprüfer Klaus Schulz mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet, bereits seit vier Jahrzehnten fördern Prinzessin Andrea zu Hohenlohe, die nicht anwesend sein konnte, und Margot Achstetter die Vorbachtaler Musikanten, die sich mit der Verleihung der Ehrennadel in Gold mit Diamant revanchierten. Seit glatten fünf Jahrzehnten halten die Fördermitglieder Helga Braungart (Vorbachtaler-Marketenderin), Anneliese Kleinschrot, Volker Krotsch, Karl Ludwig, Isolde Menikheim (Uniform-Hüterin), Paul Mittnacht, Erwin Schürger, Georg Ziegler (langjähriger Schriftführer) und Werner Ziegler dem Verein als fördernde Mitglieder die Treue. Die Ehrennadel in Gold mit Diamant des Blasmusikverbandes haben sie sich redlich verdient.

Mal fördernd und auch phasenweise aktiv gehören seit ebenfalls fünf Jahrzehnten Wolfgang Aßfalg, Martina Decker, Lorenz Groß, Wilhelm Keppler, Jürgen Krassnig und Lothar von Sierakowsky zu den festen Größen der Vorbachtaler. Und für die soll’s keine Ehrung des Blasmusikverbandes geben? Kurz entschlossen überreichten Frieß und Döhler ureigene Vorbachtalter-Ehrenurkunden. Ehre, wem Ehre gebührt!

Ehre gebührt auch den Jubilaren Tim Schmitt, der in den vergangenen Jahrzehnten zum „waschechten Vorbachtaler Musikanten“ wurde, Jutta Landwehr, die nach einer Vorbachtaler-Pause seit beim 40-Jahr- Jubiläum wieder einstieg und jetzt auf 30 Jahre im aktiven Vorbachtaler Dienst zurückblicken kann. Und dann ist da noch Siegfried Friedrich, der bereits im Gründungsjahr mit das da noch kleine Ensemble mit seiner Posaune ergänzte und aus seiner Leidenschaft für das Instrument kein Hehl macht: Auf seine Bläserqualität und seine verschmitzte Lebensfreude würden auch die Stadtkapelle Weikersheim und der Musikverein Laudenbach nur höchst ungern verzichten.

Blasmusikleidenschaft

Ist diese 50 noch zu toppen? Es geht tatsächlich – mit 65-jähriger Blasmusikleidenschaft! Zwei „Steidemer durch und durch“, der mittlerweile in den Vorbachtaler-Ruhestand getretene Rudi Mittnacht und der nach wie vor aktive Vorbachtaler-Musikant Franz Braungart, der aus seiner kompletten Programmheft-Sammlung die Spielvorschläge fürs Jubiläumskonzert entwickelte. Martin Dasig, der Vorsitzende des Blasmusikverbands Baden-Württemberg, ehrte die langjährigen Mitglieder mit der Verbandsehrennadel in Bronze, Gold und Gold mit Diamant und überreichte den „65ern“ die Erich-Ganzenmüller-Medaille, mit der bereits vor zwei Jahren auch Otto Endres ausgezeichnet wurde. Auch der bekam – wie alle geehrten – eine Spezial-Medaille: den von der vor einem Jahrzehnt zur Orchester-Mama“ ernannten „Chef-Stewardess“ Gabi Wörner frisch gebackenen „Vorbach-Taler“ – perfekte Stärkung für den folgenden musikalischen Abstecher in die Schweizer Alpen mit Steven Reinekes „Pilatus“.

Originell buchstabiert

Mit Jan van der Roosts „Flashing Winds“ und Klaus-Peter Bruchmanns „Belvedere“ setzten die Vorbachtaler überzeugend ihre musikalische Reise fort, ehe Bürgermeisterin Heike Naber die zwölf Buchstaben „Vorbachtaler“ gekonnt und heiter von Verdi über Originalität, Reise, Brauchtum, Alt und Jung, Charme und Charisma, den Glücksfall Oliver Hummel, Tuba, Aushängeschild, Lautlos (und lautstark), Ende und Richtig durchbuchstabierte. Die kleine Jubiläumsgabe – reich werde man davon nicht – sei bereits überwiesen, das Ticket für die nächsten fünf Jahrzehnte also hoffentlich zumindest symbolisch bereits gelöst.

Viele Wünsche erfüllt

Zum großen Teil eingelöst haben die Vorbachtaler Musikanten, was sich beim 25-Jahr-Jubiläum der damalige Dirigent Klaus Martens und der damalige Vorsitzende Lorenz Groß in ihrer „Chronik der Zukunft von damals“ wünschten: Kooperationen mit Grundschule und Musikschule, wachsende Bläserklassen, steigende Instrumentenvielfalt und Auffüllung der Register, 65 Aktive. Passt doch nahezu perfekt, nur die ebenfalls seinerzeit gewünschten zwei Oboen, die erfolgreiche Aufnahmeprüfung an der Musikschule und das Oberstufen-Gut beim Wertungsspiel stehen noch unerledigt auf dem damaligen Wünsche-Plan.

Anhand des „Böhmischen Traums“ dokumentierten die Vorbachtaler komprimiert ihre 50-jährige Entwicklung, ehe sie erst mit dem von Sinatra bekannt gemachten „My Way“ nach Las Vegas, dann mit Vlad Kabes „Visit to George Gershwin“ nach New York aufbrachen, und letztlich beim „Fäaschtbänkler-Medley“ geblasen und gesungen ihr Ehrenwort gaben, dass ihre Reise ein Leben lang weitergehen wird.

Natürlich ließ das Publikum sie nach diesem ungemein vielfältigen und hochkarätigen Festkonzert nicht einfach so ziehen: Zugabe, Zugabe – bis hin zum dann wirklich letzten Stück, bei dem dann auch das ganze Publikum mitsang: Der Mond ist aufgegangen. Feierabend. Schluss. Ende. Aus.

Und draußen lag, man mag’s kaum glauben, nach dem Frühlings-Jubiläumskonzert: Schnee. Den sollte man schon jetzt als deutliche Aufforderung notieren, im Sommer weiter zu feiern. Gelegenheit dazu gibt es beim Festwochenende 7., 8. und 9. Juni, wenn der Frickentalplatz zum „Vorbachtaler Musikanten-Festplatz“ wird.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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