Extreme Wetterkapriolen prägten einmal mehr die Ritterspiele in Aub.
Aub. Nach der drückenden Hitze am Freitag und Samstag gab es am Samstagabend Gewitter mit Sturmböen. Die Veranstalter nahmen es relativ gelassen und ein Schausteller meinte am Sonntag nur: „Naja, im Mittelalter war das Wetter auch nicht immer optimal“.
In diesem Jahr jährte es sich zum 30. Mal, dass in Aub zum ersten Mal Ritterspiele oder wenigstens ein Mittelaltermarkt stattfanden. Allerdings war dieses Jahr das Konzept wieder ein anderes. Neben Ritterspielen und Mittelaltermarkt waren auch Elemente aus Fantasy und mit den Piraten ein Anklang an den Fluch der Karibik mit dabei.
Dabei war es am Samstag wirklich kein Vergnügen, nachmittags in praller Sonne im Auber Schlossgarten die Veranstaltung zu besuchen. Die Hitze machte alle träge, das Publikum wie die Marktleute. Selbst die Ritterdarsteller waren darauf bedacht, sich und die Tiere zu schonen, führten beim Turnier aber doch einige Exerzitien aus.
Ringestechen, Werfen mit Axt und Speer, bei diesen Übungen galt es, Punkte zu sammeln. Anschließend ging es für die Pferde wieder in den Schatten und auch die Ritterdarsteller zogen sich wieder zurück.
Einzig die beiden Waffenmeister, die die Übungen auf dem Turnierplatz aufbauten, schonten sich nicht. Bei einer Einlage gingen sie mit Schwertern aufeinander los und lieferten sich zur Freude des Publikums einen Schaukampf.
Der Steinmetz klagte, in der Nachmittagssonne sein Handwerk nicht ausführen zu können, die Meißel seien so heiß, dass man sie nicht anfassten könne. Die Wahrsagerin zog den Aufenthalt in ihrem stimmungsvoll eingerichteten Zelt dem im Freien vor, lediglich Meister Johannes, der Scharfrichter, erzählte unermüdlich aus seinem heute doch sehr exotisch anmutenden Handwerk. Er, der sich schon aus beruflichen Gründen mit dem menschlichen Körper auskenne, sei nicht nur für die Bestrafung zuständig, sondern – gegen Aufpreis, versteht sich – auch dafür, anschließend beispielsweise bei Körperstrafen auch die Wunden zu versorgen und sich darum zu kümmern, dass sie wieder heilen. Im Anschluss an die Todesstrafe erübrigte sich dieses für ihn einträgliche Geschäft aus nahe liegenden Gründen.
Viel zu lernen gab es auch bei der Greifvogelshow. Vor allem die Kinder hörten aufmerksam zu, als ihnen die Jagd- und Lebensweisen von Falken und Eulen erklärt wurden. Wer aber wusste schon, dass Falken inzwischen nicht mehr den Greifvögeln, sondern den Papageienvögeln zugeordnet werden? Zu drei Tagen voller Abenteuer, Musik, Spaß und historischem Flair hatten die Veranstalter eingeladen. Es gab wieder einige Neuerungen wie Zaubershows und eine Flugshow mit Greifvögeln. Tanz und Musik standen auf dem Programm. Neben den Rittern und dem Scharfrichter waren auch Sivana, die Märchenerzählerin, Anastasia mit Tavernenspiel und Feuershow mit dabei. Ganz neu war Captain Jack und seine Piratenbar.
Letztere war mit Varietéeaufführungen Anlaufpunkt, nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Marktleute. Hier trafen sich alle, die noch da waren, als die abendliche Feuershow zu Ende war. Die durfte nach Rücksprache mit dem Bürgermeister und der örtlichen Feuerwehr trotz der Trockenheit stattfinden.
Ragnar, der Drachenführer, schlüpfte selbst in das Kostüm eines richtige Drachens. Da waren Erwachsene und Kinder gleichermaßen beeindruckt, als sie sich auf dem Veranstaltungsgelände plötzlich einem lebendigen Drachen, der fauchte und knurrte, gegenüber sahen. Mancher Kämpfer mit Schild und Schwert fühlte sich aufgefordert, den Kampf mit der „Bestie“ aufzunehmen.
Schließlich war da noch der Steuereintreiber, der nach mittelalterlichen Methoden von den Marktleuten deren Obolus einsammelte. Dem Gastwirt der Piratenbar, der nicht zahlen wollte oder konnte, machten sie den Prozess. Zur Strafe wurde er sogar ausgepeitscht, der Fachmann dafür war in Person von „Meister Johannes“ ja vor Ort.
Trotz Hitze und Sturm, Gewitter und Regen waren sich Besucher wie Marktleute einig: „Es war ein geiler Markt!“ Auch Veranstalter „All For You Events“, vertreten durch Manfred Schleicher und Silvana Schneider, machte einen zufriedenen Eindruck mit dem Verlauf der Auber Ritterspiele im Jubiläumsjahr.
So werden die Ritter im nächsten Jahr wohl wieder ihr Lager in Aub aufschlagen und im Jahr 2025 erst recht, denn Silvana, die Märchenerzählerin, hat herausgefunden, dass in diesem Jahr die Stadt Aub eigentlich ein Jubiläum zu feiern habe. Da da sind es dann 800 Jahre her, dass Aub das Marktrecht zugesprochen wurde.
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