Bundeswehr - Waffensystemwechsel beim SAR(L)-Kommando Holzdorf / Niederstettener Kommandeur trifft bei Zeremonie Annegret Kramp-Karrenbauer

Ministerin schickt Legende in Ruhestand

Über fünfzig Jahre lang war sie immer da, wenn sie gebraucht wurde. Nun wurde die Bell UH-1D endgültig durch den Airbus H145 abgelöst. Beim „Systemwechsel“ dabei: Oberst Peter Göhringer aus Niederstetten.

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im/bw
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Am SAR-Kommando in Holzdorf (Brandenburg) fand der Wechsel von UH-1D auf H145 im Beisein von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer statt. Im Bild die Politikerin mit Oberst Peter Göhringer vor dem „Goodbye Huey“ mit Sonderlackierung. © Straub

Niderstetten/Holzdorf. Im Beisein von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde jetzt in Holzdorf (Sachsen-Anhalt/Brandenburg) der letzte der drei SAR-Kommandos auf den neuen Nachfolger umgestellt. Damit sind die Tage der Bell UH-1D, genannt „Huey“, endgültig gezählt, denn Ende Juni wird deren Flugbetrieb in den Streitkräften endgültig eingestellt.

Über ein halbes Jahrhundert war das markante Geräusch des „Teppichklopfer“ genannten Rettungshubschraubers Bell UH-1D der Bundeswehr am Himmel zu hören. Jahrelang durch die Luftwaffe betrieben, wird der Auftrag „Such- und Rettungsdienst“ seit 2013 vom Deutschen Heer ausgeführt. Corona-bedingt wurde die Ablösung der UH-1D im kleinem Rahmen vollzogen.

Oberst Andreas Springer als Standortältester und Oberst Peter Göhringer, der Kommandeur des Transporthubschrauberregiments 30, das in Niederstetten stationiert und mit der Dauereinsatzaufgabe SAR(L) beauftragt ist, begrüßten Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer am SAR-Kommando Holzdorf.

Würdiger Nachfolger

Trotz Wehmut angesichts der Zurruhesetzung der UH-1D bezeichnete sie in ihrer Rede den Waffensystemwechsel als guten Tag für den Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr. Ein Symbol der Bundeswehr, das über 50 Jahre zu sehen und zu hören war, wird damit verschwinden. Ein würdiger Nachfolger in Form der H145 stünde aber bereit.

Der stellvertretende Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Brigadegeneral Andreas Pfeifer, betonte die hohe Motivation und Professionalität der beteiligten Stellen, die damit alle durch perfekte Kooperation das Projekt zum Erfolg geführt hätten. Darauf könnten alle zurecht stolz sein.

Als Nachfolgemodell für die „Huey“ wurde im Dezember 2018 die H145 der Donauwörther Firma Airbus ausgewählt und die Auslieferung des ersten Hubschraubers erfolgte bereits ein Jahr später. Inzwischen sind bereits alle sieben bestellten Maschinen an das Heer übergeben und die Schulung aller 51 Piloten wurde bereits vor Weihnachten abgeschlossen. Im Beisein des Inspekteurs des Heeres wurde am 6. Juli 2020 der erste Waffensystem-wechsel von UH-1D auf H145 am SAR(L)-Kdo in Niederstetten feierlich vollzogen, dem der Wechsel in Nörvenich am 7.Dezember gleichen Jahres folgte.

Die „Operation am offenen Herzen“, also die Umstellung auf ein neues Waffensystem bei gleichzeitiger Beibehaltung des Bereitschaftsdienstes an allen drei SAR(L)-Kommandos, hat zwar einen weiteren wichtigen Schritt erfolgreich hinter sich gebracht, aber als abgeschlossen sieht Oberst Peter Göhringer diese noch nicht. Sein Schwerpunkt im Jahr 2021 liegt bei einer weiteren Professionalisierung der Besatzungen sowie dem Aufwuchs der Fähigkeiten im Bereich Gebirgsflug.

„Goodbye“-Tour nicht möglich

Die Bell UH-1D wird noch bis Ende Juni 2021 am Himmel über Deutschland zu sehen sein. Anlässlich der Außerdienststellung wurde ein Hubschrauber mit einer Sonderlackierung versehen, der in Holzdorf ebenfalls zu sehen war. Im Rahmen einer „Goodbye Huey Tour“ war ursprünglich geplant, dass sich der Teppichklopfer von ausgewählten Flugplätzen in Deutschland verabschiedet. Aufgrund der anhaltenden Pandemie wird dies nicht möglich sein. Danach wird die „Goodbye Huey“ endgültig nur noch im Hubschraubermuseum in Bückeburg zu bewundern sein. Ein Formationsflug zweier Bell UH-1D mit einer H145 von Holzdorf nach Niederstetten bildete den Abschluss dieses historischen Tages.

Hintergrund: Als Mitglied der internationalen zivilen Luftfahrtorganisation (ICAO; International Civil Aviation Organization) hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, vermisste oder verunglückte Luftfahrzeuge über ihrem Hoheitsgebiet zu suchen und zu retten, was eigentlich Aufgabe des Bundesverkehrsministeriums wäre. Mangels eigener Luftfahrzeuge wird dies durch die Bundeswehr wahrgenommen.

Im Auftrag des Heeres betreibt das Transporthubschrauberregiment 30 drei SAR-Kommandos: Niederstetten (Baden-Württemberg), Holzdorf (Brandenburg) und Nörvenich (Nordrhein-Westfalen).

Rund um die Uhr bereit

Alarmiert werden alle Rettungshubschrauber der Bundeswehr durch das RCC (Rescue Coordination Centre) in Münster, das auch mit zivilen Leitstellen verbunden ist. Zusätzlich zum Such- und Rettungsdienst stehen die SAR-Hubschrauber auch rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr bereit, wenn zivile Rettungshubschrauber nicht zur Verfügung stehen bzw. nicht über die notwendige technische Ausrüstung (z.B. Rettungswinde) verfügen. Medizinisch ausgestattet sind die neuen SAR-Maschinen wie ein ziviler Rettungshubschrauber, sie haben darüber hinaus aber noch modernste Suchavionik, wie Wärmebildgerät oder Handyortung. im/bw

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