Weikersheim. Furchtbare Bilder erreichen uns täglich aus den Erdbebengebieten in Syrien und der Türkei. Kaum vorstellbar sind die Folgen für die direkt Betroffenen.
Niemand kann davon unberührt bleiben, aber besonders eindrücklich sind die Berichte für diejenigen Menschen, die bei uns leben, dort ihre Wurzeln haben und Freunde und Angehörige unter den Opfern betrauern, wie im Falle der Familie Saskara in Weikersheim.
Seit 25 Jahren leben die Saskaras in Weikersheim. Sie haben sich etabliert und eine neue Heimat gefunden. Das Ehepaar hat drei Kinder und die Familie betreibt am Gänsturm den Imbiss „Pizza Memo“. Dort versorgen sie ihre Kunden mit türkischen und italienischen Speisen.
„Mein Dorf existiert nicht mehr, es ist alle zusammengefallen. Onkel und Freunde sind direkt beim Erdbeben gestorben, andere sind im derzeit herrschenden ungewöhnlich kalten Winter erfroren. Alle sind obdachlos und stehen vor ihren baufällig gewordenen Häusern, die sie nicht mehr betreten dürfen“, sagt Meral Saskara mit brüchiger Stimme. Als Kind habe sie selbst Erdbeben erlebt, sei dabei jeweils sehr erschrocken, aber es sei ihr immer gelungen, sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Dorf Bahçeköy (Gartendorf) liegt in der Nähe der Stadt Antakya in der Region Hatay, die auf türkischer Seite besonders getroffen wurde, als sich die tektonischen Spannungen, die sich zwischen der anatolischen, arabischen und afrikanischen Platte gebildet hatten, spontan entluden.
Dies führte am 6. Februar zu dem Erdbeben der Stärke 7,5, dem viele Gebäude nicht standhielten.
Mehmet Saskara stammt aus Pazarcik, einem Dorf nahe des Epizentrums. Auch in seiner Familie gibt es Tote, Verletzte und Obdachlose. „Wir versuchen von hier aus zu helfen, die Hilfsbereitschaft innerhalb der Kundschaft ist groß, viele Leute sind gerne bereit, Geld zu spenden und zeigen uns ihre Anteilnahme“, sagt der Imbissbetreiber.
Für den kommenden Samstag hat sich die Familie Saskara eine besondere Aktion vorgenommen. Von 12 bis 20 Uhr lautet im Imbiss das Motto: „Essen gegen Spenden“.
Zusammen mit einigen Freunden hofft die Familie auf eine große Beteiligung, wenn sie selbst auf Gewinne verzichtet und ihr Essen gegen Geldspenden ausgibt.
Kommende Woche schließt sich das Ehepaar dann einer Hilfsorganisation aus Belgien und Holland an, um direkt ins Erdbebengebiet zu reisen, vor Ort zu helfen und den vielen Betroffenen direkt beizustehen.
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