Kommunikation - Bürger aus Gammesfeld lehnen Bau von geplantem Mobilfunkmast in der Nähe des Dorfes ab

Kritiker fürchten um Gesundheit

Von 
Harald Zigan
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Bürger aus Gammesfeld lehnen einen geplanten Mobilfunkmast in der Nähe des Dorfes ab.Die gesundheitlichen Risiken der Strahlung sind den Gegnern entschieden zu hoch.

Gammesfeld. Rings um Gammesfeld herrscht Funkstille: „Kein Netz“ meldet das Handy-Display. Wenn es nach gut einem Dutzend Bürgern aus dem Dorf geht, soll dieses Funkloch partout nicht gestopft werden: Die Gruppe „Gammesfeld gegen 5G“ (griffig abgekürzt mit „GG5G“) wehrt sich gegen einen Sendemast, den die Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm GmbH“ rund 500 Meter vom Dorf entfernt auf einer Anhöhe errichten will.

Der Gemeinderat von Blaufelden befasste sich bereits im Mai mit den Ausbauplänen des Mobilfunknetzes, die auch für Herrentierbach, Billingsbach und Wiesenbach neue Antennen-Türme vorsehen. Ihre Zustimmung für die vier Mobilfunksender hat die Kommune bis jetzt aber noch nicht erteilt.

Mit ihren Sorgen sind die Gammesfelder nicht allein: Laut einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur dpa beunruhigt die Strahlung von Mobilfunkmasten 51 Prozent der Bürger – offenbar herrscht tiefe Verunsicherung darüber, ob Mobilfunk ein Segen oder doch eher ein Fluch ist.

Zu den Gegnern dieser drahtlosen Kommunikation zählt auch Jürgen Gräser, Sprecher der Gruppe „GG5G“: Der Architekt („Ich bin absolut nicht technikfeindlich und nur meinem Gewissen verpflichtet“) wohnt seit acht Jahren in Gammesfeld und sieht vor allem im weiteren Ausbau des Mobilfunks mit dem Standard 5G „eine der größten Gefahren für Mensch und Umwelt“, wie er bei einer mit rund 90 Bürgern gut besuchten Versammlung im „Bunten Pfau“ (früher „Altes Brauhaus“) in Gammesfeld sagte.

Die massive Kritik am Mobilfunk und seinen möglichen Folgen für die Gesundheit untermauerte Klaus Weber aus Insingen mit einer Fülle von Daten und Studien nebst Aussagen von Wissenschaftlern und Ärzten.

Der Molkereimeister stammt aus Bossendorf und hörte vor zehn Jahren den Vortrag eines Arztes über elektrosensible Menschen – und war „schockiert da rüber, dass über diese Gefahren fast nichts berichtet wird und kritische Stimmen als Spinnerei abgetan werden“.

Kritik an Grenzwerten

Er kniete sich fortan tief in das komplexe Thema „elektromagnetische Strahlung“ hinein, die nicht nur von Mobilfunkmasten, sondern von einer Fülle von Geräten, vom WLAN im Eigenheim über schnurlose Telefone bis hin zum Babyfon, ausgeht.

Für Klaus Weber beginnt das Mobilfunk-Übel bereits bei den Grenzwerten, die schon vor Jahren von einem mit Wissenschaftlern besetzten Verein in München definiert und als gesetzliche Vorschrift übernommen wurden.

Demnach orientiere sich das Strahlenlimit für Mobilfunksender „einzig und allein an einer Erwärmung des menschlichen Körpergewebes – aber alle anderen biologischen Folgen werden völlig außer Acht gelassen“, sagte Klaus Weber. Ohnehin liege der gültige Grenzwert zum Beispiel beim UMTS-Funkstandard mit 10 Millionen Mikrowatt pro Quadratmeter „billionenfach über der natürlichen Strahlung – wie wenn man die Lichtgeschwindigkeit als innerörtliches Tempolimit einführen würde“.

Der Mobilfunk-Kritiker ließ in seinem Vortrag eine durchaus eindrucksvolle Parade an Wissenschaftlern und Ärzten aufmarschieren, die absolut nicht von der angeblichen Harmlosigkeit des Mobilfunks überzeugt sind – ganz im Gegenteil: Veränderungen im Blutbild, erhöhte Herzfrequenzen, Einflüsse auf die Hirnströme und auffällige Häufungen von Krebserkrankungen in der näheren Umgebung von Sendemasten seien beobachtet worden. Über etliche Elektrosmog-Patienten in seiner Praxis berichtete in Gammesfeld auch der Heilpraktiker Herbert Jung aus Hausen am Bach.

Für Klaus Weber lassen solche Folgen des Mobilfunks unabhängig von allen kontroversen Diskussionen unter Experten nur den Schluss zu, dass „völlig verantwortungslos“ mit der Gesundheit der Bürger umgegangen werde.

Massive Verschärfung

Denn nicht nur Netzbetreiber, sondern auch Behörden „wiederholen stereotyp wie ein Mantra, dass solche Auswirkungen bei Einhaltung der Grenzwerte angeblich nicht nachweisbar seien“.

Mit der Einführung der Mobilfunktechnik 5G, die noch weitaus schnellere Datenverbindungen zum Beispiel für das autonome Fahren zulässt, verbindet Klaus Weber eine massive Verschärfung der Problematik: „Die Strahlung wird noch intensiver sein.“ Für die flächendeckende Umsetzung des technischen Standards seien nämlich rund 800 000 Sendemasten allein in Deutschland notwendig. Derzeit werde der Mobilfunk hierzulande mit rund 70 000 Antennen abgewickelt.

Klaus Weber wünscht sich letztlich „eine breite Volksbewegung, die diese völlig ignorierten Dinge ans Licht bringt“.

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