Der Klimawandel stellt die Wasserversorger vor große Herausforderungen. Zwar gab es 2021 leichte Entwarnung beim Grundwasserspiegel, aber künftig ist wieder mit mehr Trockenphasen zu rechnen, hieß es bei der NOW-Verbandsversammlung.
Wolpertshausen/Main-Tauber-Kreis. Die 74 Verbandsmitglieder des Zweckverbands Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) kamen in der Mehrzweckhalle von Wolpertshausen zusammen, um die Beschlüsse für den drittgrößten Fernwasserversorger im Land mit Sitz in Crailsheim zu treffen.
Verbandsvorsitzender Stefan Neumann, Bürgermeister von Künzelsau, läutete die Sitzung mit einer Schweigeminute für den im Juni überraschend gestorbenen 1. Stellvertretenden Verbandsvorsitzenden Gerhard Häuser ein. „Ich habe Gerhard Häuser als hilfsbereiten und vertrauenswürdigen Kollegen kennen und schätzen gelernt, der bei der NOW sowohl als stellvertretender Verbandsvorsitzender als auch als Mensch in guter Erinnerung bleiben wird“ so Stefan Neumann. Als Nachfolger wählte die Verbandsversammlung später Jürgen Kiesl, Bürgermeister von Leutenbach zum neuen ersten Stellvertretenden Verbandsvorsitzenden, der gemeinsam mit dem Verbandsvorsitzenden Stefan Neumann, der zweiten Stellvertretenden Verbandsvorsitzenden Petra Weber (Bürgermeisterin Blaufelden) und Geschäftsführer Dr. Jochen Damm die neue Verbandsspitze bildet.
Die Wasserabgabe der NOW wird 2021 voraussichtlich bei 28,5 Millionen Kubikmeter liegen. „Der regenreiche Sommer in diesem Jahr sorgte für eine Erholung unserer Brunnen und Quellen, nachdem deren Ergiebigkeit in den trockenen Sommern 2017 bis 2020 spürbar abnahm“, stellte Geschäftsführer Dr. Jochen Damm fest. Üblicherweise erholen sich die Wasserfassungen in den niederschlagsreichen Monaten November bis März, während die Ergiebigkeit in den Frühlings- und Sommermonaten nach und nach abnimmt. In diesem Jahr konnte jedoch bereits ab Juli eine Erholung festgestellt werden. NOW-Geschäftsführer Dr. Jochen Damm warnte aber vor allzu viel Optimismus: „Wir sehen hier nur eine Momentaufnahme. Wir müssen uns mit Blick auf den Klimawandel ganz klar auf mehr Trockenphasen als bisher vorbereiten.“
„Auch in den vergangen trockenen Sommern waren die Wasserreserven der NOW selbst an Spitzenverbrauchstagen noch gut gefüllt.“ berichtete Geschäftsführer Dr. Jochen Damm. Der Zweckverband stellt aber bereits jetzt die notwendigen Weichen, um auf die langfristigen Folgen des Klimawandels zu reagieren. Denn der Klimawandel, mit noch trockeneren und heißeren Sommern, ist für die öffentlichen Wasserversorger dabei doppelt problematisch. „Gerade dann, wenn die Bürger das Wasser am meisten benötigen, nämlich an heißen Sommertagen, wird es zukünftig noch weniger Niederschlag geben, die unsere Brunnen und Quellen mit frischem Nass versorgen“, erläuterte NOW-Geschäftsführer Dr. Jochen Damm.
Neue Wasserwerke
Die NOW reagiert auf diese Entwicklung dadurch, dass sie die in der Region verfügbaren Wasservorkommen bestmöglich nutzen will. Hierzu hat die NOW in den vergangenen 15 Jahren gemeinsam mit Verbandsmitgliedern fünf neue Wasserwerke gebaut und 300 Kilometer an neuen Wasserleitungen verlegt.
Das Wasserwerk Schweighausen bei Jagstzell, das zwischen 2015 und 2018 von der NOW saniert und um eine Enthärtungsanlage erweitert wurde, erhält bis 2023 eine moderne Ultrafiltrationsanlage. „Wir freuen uns, dass nach fünf Jahren die Landesregierung endlich die notwendigen Fördermittel bereit stellt“, teilte Geschäftsführer Dr. Jochen Damm mit. Bisher kommen im Wasserwerk Schweighausen Kiesfilter mit einer integrierten Ozonanlage zum Einsatz. Neben einem geringeren Betriebsaufwand hat die Ultrafiltrationsanlage einen weiteren großen Vorteil: Die Trinkwasseraufbereitungsmenge im Wasserwerk steigt von 2,0 auf 2,3 Millionen Kubikmeter an. „Damit kommen wir unserem Ziel, das heimische Wasser möglichst effizient zu nutzen, wieder einen weiteren Schritt näher“, so Damm. Auch mit der störungsfreien Wasseraufbereitung im neuen Wasserwerk Murrtal bei Backnang zeigte sich NOW-Geschäftsführer Dr. Jochen nach 14 Monaten Betrieb zufrieden. Weitere Maßnahmen zur Steigerung des Wasserdargebots sind derzeit in der Planung und werden nächstes Jahr den Verbandsmitgliedern vorgestellt. Neben dem Ausbau des Wasserdargebots wird sich die NOW in den kommenden Jahren und Jahrzehnten intensiv der Erneuerung ihrer Verbandsanlagen widmen. „Die neuen Wasserwerke sind zweifellos der richtige Weg gewesen und wir sind dadurch besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Verständlicherweise sind dadurch aber weniger Kapazitäten für das bestehende NOW-Versorgungsnetz übrig gewesen“, erläuterte Verbandsvorsitzender Stefan Neumann. „Viele Anlagen stammen aus den 1950er bis 1970er Jahren, als das Fernwasserversorgungsnetz hier in der Region durch die NOW aufgebaut wurde. Mit dem neuen langfristige Erneuerungsplan ELAN gehen wir nun zielgerichtet die Sanierung unserer Anlagen an. Ein Projekt, dass uns mehrere Jahrzehnte begleiten wird.“
Hohe Investitionen
In den kommenden 20 Jahren wird die NOW 128,4 Millionen Euro in die Erneuerung investieren; im Durchschnitt 6,7 Millionen Euro im Jahr. Dabei verfügt die NOW im Vergleich mit anderen großen Wasserversorgungsanlagen über eine sehr dezentrale Struktur mit vielen Anlagen. „Die NOW ist mittlerweile für neun Wasserwerke, 171 Brunnen und Quellen und knapp 130 Speicheranlagen und Pumpwerke verantwortlich“ zählte NOW-Geschäftsführer Dr. Jochen Damm auf. Die Mitarbeiterzahl der NOW ist in den letzten zehn Jahren von rund 90 Mitarbeitern auf aktuell 129 deutlich gestiegen und wird auch weiterhin steigen. „Für das kommende Jahr sind im Wirtschaftsplan fünf zusätzliche Stellen eingeplant“ so Jochen Damm. Zum Ende der Verbandsversammlung bedankte sich Verbandsvorsitzender Stefan Neumann bei drei ehemaligen Verwaltungsratsmitgliedern für deren langjähriges Engagement und die gute und enge Zusammenarbeit. Michael Knaus (ehemaliger Erster Landesbeamter von Schwäbisch Hall), Tilman Schmidt (ehemaliger Verbandsvorsitzender der Sulmgruppe) und Raimund Müller (ehemaliger Verbandsvorsitzender der Jagstgruppe) sind dieses Jahr aus dem NOW-Verwaltungsrat ausgeschieden. pm
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