Artenreiches Grünland im Blick

Informativer Feldtag des Ecoland-Verbands

Förderung der Bewirtschaftung nur mit Nachweis bestimmter Kennarten möglich

Von 
Tillmann Zeller
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Ecoland-Geschäftsführerin Elisa Löblein zeigte beim Feldtag in Niederstetten-Eichhof wichtige Kennarten. © Tillmann Zeller

Eichhof. Artenreiches Grünland lässt unsere Kulturlandschaft in farbenreichen Blüten erstrahlen und dient damit gleichzeitig als unverzichtbares Habitat für etliche Tierarten. Diese Standorte gehen jedoch mit niedrigen Erträgen und einer großen Herausforderung in der Bewirtschaftung einher. Daher gibt es für diese Flächen Fördermöglichkeiten, für die das Vorkommen der Kennarten des artenreichen Grünlands Voraussetzung sind.

Über 45 Teilnehmer kamen zum Feldtag des „Ecoland e.V. – Verband für Ökologische Land- und Ernährungswirtschaft“, der in Kooperation mit dem EU-Life-Projekt „Insektenfördernde Region Hohenlohe“ der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall stattfand. Auf artenreichem Dauergrünland übten sie, die Kennarten zu bestimmen und informierten sich über die Vorgehensweise und die Fördermöglichkeiten.

Als Geschäftsführerin von Ecoland empfing Elisa Löblein auf dem elterlichen Betrieb im Niederstettener Teilort Eichhof die Teilnehmenden aus mehreren Landkreisen.

Der Betrieb Löblein wird seit 1988 ökologisch bewirtschaftet. Es werden Schwäbisch-Hällische Muttersauen gehalten, die wie die Erzeugnisse des Marktfruchtbaus über die BESH vermarktet werden. Ein Teil der Grünlandflächen wurde einst ackerbaulich genutzt. Diese versorgen heute als extensive Weiden und Wiesen die betriebseigenen Pferde und Schweine mit vielfältigem Grundfutter. Eine am Ortsrand gelegene Wiese diente als ideales Anschauungsmaterial, um mit Biodiversitätsberater Albrecht Schweyher vom Landwirtschaftsamt Main-Tauber-Kreis und Marek Bingel die Kennarten des Artenreichen Grünlands zu bestimmen.

Viele Teilnehmende arbeiten bereits mit der App „Flora incognita“ und konnten so die gefundenen Kennarten bestätigen. Ein weiteres „grünes Klassenzimmer“ wurde auf dem Schlepperanhänger angefahren. An einem am Waldrand gelegenen Hang konnte eine Grünlandgesellschaft mit reichlich Wiesensalbei aufgesucht und die gefundenen Kennarten bestimmt werden.

Nicht verstehen konnten die Praktiker, warum es in anderen Bundesländern mehr antragskonforme Kennarten gibt. Auch Orchideen wie die im Taubertal häufig vorkommende Bocksriemenzunge und typische Magerzeiger wie die Schafgarbe gelten nicht als Kennart. Dagegen wird der Klappertopf, ein Halbparasit, als eine „würdige“ Kennart angesehen, obwohl er im grünen Zustand leicht giftig ist und den Grünlandertrag mindert. Die App „Profil Baden Württemberg“ zur Kartierung des artenreichen Grünlandes wurde von Alessa Walz vorgestellt. Damit werden die Kennarten georeferenziert fotografiert und abgespeichert. Vermutlich muss ab 2025 diese App verwendet werden, um bei einer Kontrolle die ausreichende Anzahl an Kennarten pro Schlag nachweisen zu können.

Im Frühjahr startete für die Landwirte in Deutschland die Kennartenidentifizierung auf ihren Grünflächen. Was bis 2023 händisch und durch Ablaufen der Flächen erfolgte, geht jetzt per Drohne und Künstlicher Intelligenz. Möglich macht das „anyA“, kurz für „analytics of nutrition, yield & agronomy – precision farming in reality“. Maximilian Hinz informierte die Landwirte über dieses Expertensystem. Die Identifizierung von Kennarten ist Bestandteil der seit 2023 geltenden Öko-Regelung 5 und hat den Schutz der Biodiversität zum Ziel. Kann der Landwirt auf seiner Grünfläche das Vorkommen von mindestens vier Kennarten nachweisen, erhält er 240 Euro pro Hektar Subventionen. Die Regelung ist Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU und gilt bis 2028.

AnyA, ein Tochterunternehmen des Pflanzenschutzmittelherstellers Sumi Agro Deutschland, kann diesen Prozess in Zukunft hoffentlich vereinfachen. Die Grundlage liefert das Zusammenspiel zwischen Drohne und Künstlicher Intelligenz (KI). Die Drohne befliegt die Diagonalen der Grünflächen des Landwirts und macht von diesen hochauflösende Luftaufnahmen.

Die KI von anyA wertet die Daten aus und identifiziert sowohl Anzahl als auch Art der Kennarten. Es bleibt zu hoffen, dass AnyA in Zukunft noch einen Meldevertreterzugang zu Profil BW bekommen wird, damit die Bilder je Betrieb und georeferenziert in die Profil BW-App eingespielt werden können. Dann kann AnyA in Zukunft vielleicht auch mehr Bilder machen, um mit einem größeren Anteil der Fläche eine höhere Abdeckungsrate zu erfüllen. 50 Euro Kosten sind für einen überflogenen Hektar zu veranschlagen.

Die meisten Teilnehmenden verfügen über kleine und zudem parzellierte Flächen und werden wohl „händisch“ und mit eigenen Fotos ihre Nachweise liefern. Fünf Prozent der Antragsteller werden jährlich zu einem Zeitpunkt überprüft, an dem die Kennarten auf dem Grünland nicht mehr blühen werden, deshalb sind georeferenzierte Fotos unabdingbar.

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