Ein echtes Elend war’s mit dieser Corona-Pandemie: So viel geriet aufs Abstellgleis. Nicht mal die 7. Hohenloher Musik- und Kleinkunsttage, die eigentlich für 2020 ganz fest eingeplant waren, konnten stattfinden. Doch jetzt heißt’s wieder: Los geht’s!
Niederstetten. Das Kultur- und Kleinkunststädtchen schaltet mit „KulturZeit“, Klappstuhl-Bühne und den Hohenloher Musik- und Kleinkunsttagen vom 12. bis zum 14. Mai gleich ein paar Gänge höher. Pickepackevoll gepackt hat Sandra Neckermann das regionale Musik- und Kleinkunstfestival: Es locken das „Hohenloher Figurentheater/Theater Con Cuore“ mit je einer Aufführung für Kinder und Erwachsene, Tilman Lucke mit preisverdächtigem literarisch-politischem Kabarett und „Karin FU“, die mit „Ladies und Lady in red“ pünktlich zum Muttertag am 14. Mai Rot in fast allen denkbaren Nuancen literarisch und musikalisch brillieren lässt.
„Hohenlohe hat schon seit sehr langer Zeit auch jenseits der Mundart eine ungeheuer facettenreiche Kulturszene,“ schwärmt die Niedertstettener Fachfrau für Kultur und Tourismus. Bei ihren Recherchen stieß sie auf das „Hohenloher Figurentheater“, das seinen Sitz im Westerwald hat. Wieso dann „Hohenloher Figurentheater“? Ganz einfach: Die Puppenspieler-Dynastie verweist aufs hohenlohische Wurzelwerk. Und Johanna und Harald Sperlich haben ihre Spielfreude ihrer Tochter Virginia schon von klein auf vermittelt. Kein Wunder also, dass die sich mit einem Zirkuskind zusammentat: Virginia und ihr Mann Stefan P. Maatz gründeten das „Theater von Cuore“, das seither ebenso regelmäßig wie das Hohenloher Figurentheater zu Puppenspielfestivals eingeladen wird. Etliche Preise haben sie abgeräumt, und am 12. Mai gastieren sie mit ihren beiden jüngsten Stücken für Kinder und Erwachsene im Niederstettener Kult. Am Nachmittag um 15 Uhr begrüßt das „Theater con Cuore“ das jüngste Publikum: Frei nach dem 2013 erschienenen und unter anderem von „Publishers Weekly“ zum besten Kinderbilderbuch des Jahres gewählten Kinderbuch „Herr Tiger wird wild“ von Peter Brown hat das Schau- und Figurenspieler-Paar das märchenhaft heitere und zum Nachdenken anregende Stück für Kinder ab vier Jahren gestaltet. Dass „Herr Tiger“ so köstlich „wild“ wird, sich aus starren Konventionen und von steifen Hüten befreien kann, ist einerseits der Spiel- und Fabulierkunst der beiden Spieler, andererseits den von Mechtild Nienaber herrlich lebendig gestalteten Puppen zu verdanken.
Und abends bezaubert das Figurenspiel-Duo die Erwachsenen mit „Hear my Song“ aus der Feder von Stefan P. Maatz, der auch für Bühnenbild und Regie verantwortlich zeichnet. Den großen Spielfiguren hauchen die beiden Darsteller wirklich „con Cuore“ – mit Herz und Leidenschaft – Leben ein, lassen sie bei ihrem Stück um Liebe, Leben, Laufen lernen mitwirken am romantischen Zauber und der poetischen Magie der Lebens-Geschichte zweier Künstler. Die Vorstellung im Kult beginnt um 20 Uhr.
Mit spitzer Feder
Die Ankündigung, dass der aus Heilbronn stammende Tilman Lucke, der unter anderem im „Berliner Brettl“, im „Fliegenden Brettl“ und der „Distel“ Erfolge feierte, mit seinem neuen Soloprogramm „Entweder – und!“ am Samstag, 13. Mai auf der Kult-Bühne zu erleben ist, dürfte Freunde des politisch-literarischen Kabaretts aufhorchen lassen.
Mit spitzer Feder piekst er die Politszene auf, amüsiert sich über „The Länd“ und den Permanentspagat zwischen Klimaschutz und Raserfreiheit, Datenschutz und Digitalisierung, Demokratie und radikaler Gesprächsbereitschaft mit Rechten. Seine Attacke auf sämtliche Muskelpakete, die für Gelächter und bittere Wahrheitspillen, die im Halse stecken bleiben, zuständig sind, führt Lucke mit treffsicher flinkem Wortwitz, verpackt die spitzen Pfeile schon mal in Ohrwurmklänge, das Schleifchen drum kommt vom Klavier.
Feuerwerk in Rot
Was „Karin FU“ zum Muttertags-Spätnachmittag (Sonntag, 14. Mai) ab 17 Uhr auf der Kult-Bühne abfeuert, das ist ein Feuerwerk in Rot, der Farbe von Power, Liebe, Leidenschaft und Blut, von roten Rosen, Parteien, Revolutionen. Knatschrot sind die Mützchen von Rotkäppchen, Feuerreiter und Gartenzwerg, die Löschzüge der Feuerwehr und die Kostüme starker Frauen.
Karin FU, in Sachen Klavier- und Orgelspiel bewanderte Langenburgerin mit reichlich Welterfahrung – sie erkundete die UdSSR, Ägypten, hielt sich in London, Winchester und Beziers auf – , hat auch an Lebenswissen viel zu bieten.
Die Sängerin, Texterin, Dichterin und Rednerin absolvierte Ausbildung und Studium, kennt Straßenmusik und Bandprojekte, sammelte Erfahrung im sozialen Jahr, im Buchhandel und der Verlagsvertretung. Wer könnte besser als sie im Rahmen einer federleicht-tiefgründigen literarisch-musikalischen Revue „Ladies und Lady in red“ der Farbe Rot mit Geschichten, Gedichten und Songs so auf die Pelle rücken?
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