Schulbauernhof in Pfitzingen

Einzigartiger Lernort für die Jugend

Ort des Lernens, Erlebens und Entdeckens. Staatliche Institution besteht seit dem Jahr 1992

Von 
Phillip Drost
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Inmitten der idyllischen Landschaft Pfitzingens liegt ein besonderer Ort, der seit mehr als drei Jahrzehnten Schüler und Schülerinnen aus ganz Baden-Württemberg begeistert: der staatliche Schulbauernhof.

Niederstetten. Seit seiner Gründung im Jahr 1992 bietet der Hof Schulklassen die Möglichkeit, das Leben und die Selbstversorgung auf dem Land hautnah zu erleben.

Der Schulbauernhof, finanziert durch das Kultusministerium Baden-Württembergs, ist der einzige seiner Art in Deutschland. Ursprünglich sollten vier solcher Einrichtungen im Land entstehen, doch die unerwartet hohen Kosten führten dazu, dass Pfitzingen das einzige realisierte Projekt dieser Art blieb. Dies macht den Hof zu einem besonderen Juwel in der Bildungslandschaft.

Fast 90 Prozent von Lebensmitteln und Futter wird selbst produziert

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Auf dem Hof wird das Konzept der Selbstversorgung konsequent umgesetzt. Im Gespräch mit der FN erläutert der Schulleiter Thomas Löhr, dass rund 85 bis 90 Prozent des eigenen Bedarfs an Lebensmitteln und Futter für die Tiere auf dem Hof produziert werden.

Die Schüler sind dabei überall involviert: Sie melken die Kühe, pflegen die Tiere, pflanzen Obst und Gemüse an und lernen so, was es bedeutet, sich selbst zu versorgen und gesund zu leben.

Die Kühe auf dem Hof dürfen ihre Hörner behalten und so ihre natürliche Gestalt bewahren – eine Entscheidung, die nicht nur auf dem Gedanken an ein natürliches Bild beruht, sondern auch gesundheitliche Vorteile bietet, da die Milch für Menschen mit Laktoseintoleranz besser verträglich ist. Anders als in der Milchindustrie dürfen die Kühe hier auch auf die Weide und bleiben solange leben, bis sie nicht mehr laufen können.

Der Alltag auf dem Schulbauernhof ist vielfältig. Neben den Kühen gibt es Schafe, Ziegen, Hühner und Hasen. Ein besonderes Highlight ist das Pferd names Lavendel, ein ehemaliges Turnier-Springreitpferd, das nun den Kindern als treuer Begleiter bei Spaziergängen dient. Auch eigene Bienenvölker gehören zum Hof.

Kinder wohnen in einem alten Jagdschloss

Während ihres Aufenthalts wohnen die Kinder in einem alten Jagdschloss, das sich passenderweise direkt auf dem Gelände befindet.

Thomas Löhr, der früher an herkömmlichen Schulen unterrichtete, legt großen Wert darauf, den Kindern praktisches Wissen zu vermitteln und sie für die Natur zu begeistern. „Viele Kinder entdecken hier Fähigkeiten, von denen sie vorher nichts wussten und blühen regelrecht auf“, berichtet Löhr, der überzeugt ist, dass der Aufenthalt auf dem Schulbauernhof eine unschätzbare Erfahrung für die jungen Besucher darstellt.

Neben den Schulklassen beherbergt der Schulbauernhof auch vier Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) – zwei aus Deutschland und zwei aus Frankreich.

Aber auch Praktikanten werden gern gesehen. Für die Zukunft hofft Löhr auf mehr Bewerbungen von Schulklassen aus der Region, denn bisher kommen die meisten Besucher aus weiter entfernten Gegenden. Auch wünscht er sich seit langem eine 30er-Zone für Pfitzingen, da besonders der Lastenverkehr oft mit hoher Geschwindigkeit durch das Dorf rauscht.

Der Schulbauernhof in Pfitzingen ist weit mehr als ein gewöhnlicher Bauernhof. Er ist ein Ort des Lernens, des Erlebens und des Entdeckens. Kinder, die hier eine, bis maximal zwei Wochen verbringen, nehmen nicht nur Wissen über Landwirtschaft und Natur mit nach Hause, sondern auch wertvolle Erfahrungen, die sie ein Leben lang begleiten werden.

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