„Tauberfränkischer Abend“

„Die Bundeswehr gehört in die Mitte der Gesellschaft“

Das Transporthubschrauberregiment 30 der Bundeswehr in Niederstetten unterstreicht alljährlich seine guten Verbindungen zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Region mit dem „Tauberfränkischen Abend“.

Von 
Werner Palmert
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Der Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, wurde von Oberst Lars Persikowski (Vierter von rechts) zum 20. Tauberfränkischen Kommandeur des Transport-hubschrauberregiments 30 ernannt. Die Übergabe der Amtsinsignien im Rahmen des traditionellen Tauberfränkischen Abends konnte allerdings nicht stattfinden, da sowohl die scheidende Tauberfränkische Kommandeurin, MdB Nina Warken, als auch ihr Nachfolger Christoph Schauder verhindert waren. © Werner Palmert

Niederstetten. Mit dem „Tauberfränkischen Abend“ wollen die die Soldaten und zivilen Bediensteten des Transporthubschrauberregiments 30 seit vielen Jahren ihre traditionell guten Kontakte zu den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und ihre Verbundenheit zur Bevölkerung der Region zum Ausdruck bringen. Der überaus große Zuspruch am vergangenen Donnerstagabend zeigte, dass diese Veranstaltung, in der der „Tauberfränkische Kommandeur“ als Bindeglied zwischen dem Regiment und der Bevölkerung der Region ernannt wird, auch bei der jüngsten Auflage nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

Rund 250 Gäste konnte der Kommandeur des Regiments, Oberst Lars Persikowski, in der Hermann Köhl-Kaserne auf dem Niederstettener Heeresflugplatz begrüßen.

Ein Ehrenamt

Im Mittelpunkt stand die Proklamation des neuen „Tauberfränkischen Kommandeurs“. Ein Ehrenamt das seit 2002 an Persönlichkeiten der Region vergeben wird. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den neuen Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, der damit die Nachfolge der Bundestagsabgeordneten Nina Warken antrat. Die Übergabe der Amtsinsignien konnte allerdings nicht erfolgen, denn sowohl die Bundestagsabgeordnete als auch der Landrat konnten an der Veranstaltung nicht teilnehmen.

In seinen Grußworten nahm Oberst Persikowski Bezug auf die aktuelle weltpolitische Situation: „Der Traum vom immerwährenden Frieden in Europa und vom Wandel durch Handel ist geplatzt und wir müssen feststellen, dass die Fähigkeit zur Verteidigung Grundvoraussetzung für Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa bleibt.“

„Zeitenwende“

Bundekanzler Olaf Scholz habe mit seiner Rede zur „Zeitenwende“ die grundsätzliche Richtung vorgegeben. Die Umsetzung werde jedoch ohne gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung nicht erfolgreich sein können. Die Resilienz eines Staates brauche mehr als Streitkräfte und sie werde mehr als 100 Milliarden Euro an Investition erfordern, so der Regimentskommandeur. Unter anderem seien persönliches Engagement in weiten Teilen der Gesellschaft gefordert und man solle auch die Diskussion zur Wehr-/Dienstpflicht tatsächlich und ernsthaft führen.

Für die Streitkräfte insgesamt heiße „Zeitenwende“ Rückbesinnung auf den Kernauftrag – die Landes- und Bündnisverteidigung. Für die Heeresfliegertruppe bedeute „Zeitenwende“ in den großen Räumen der Ostflanke des Nato-Bündnisgebietes zur Luftbeweglichkeit des Heeres beizutragen und damit die Fähigkeit zur flexiblen Gefechtsführung zu ermöglichen.

Aufträge der Heeresflieger

Die sich daraus ergebenden Aufträge und Einsätze für das Transporthubschrauberregiment 30 erklärte der stellvertretende Regimentskommandeur, Oberstleutnant Tobias Schwarz, im anschließenden Vortrag zum Thema „Grundlagen der Nato Response Force (NRF) in den Jahren 2022 bis 2024“. Dabei geht es hauptsächlich um die schnelle Reaktion im Krisenfall, wobei sich der Blick durch die jüngsten militärischen Ereignisse in der Ukraine deutlich gegen Osten als möglichen Einsatzraum gerichtet habe, wie Schwarz betonte.

Vor der Übergabe des Ehrenamtes als „Tauberfränkischer Kommandeur“ an Christoph Schauder, wandte sich die scheidende Kommandeurin Nina Warken in einem kurzen Rückblick per Videobotschaft an die Soldaten des Regiments und an die Gäste des Abends. Bedingt durch die Corona-Pandemie war die Bundestagsabgeordnete für rund zwei Jahre im Amt der Tauberfränkischen Kommandeurin. Diese besondere Aufgabe sei für sie nicht nur eine große Ehre gewesen, sie habe ihr zugleich auch viel Freude bereitet.

Als die mittlerweile dritte weibliche Tauberfränkische Kommandeurin habe sie sich auch als zivile Botschafterin des Regiments in der Öffentlichkeit gesehen – „stets in tiefer Verbundenheit zu den Soldatinnen und Soldaten“.

Freundschaftliche Beziehungen

Es sei ihr als Tauberfränkische Kommandeurin besonders wichtig gewesen, die gute und freundschaftliche Beziehung zum Regiment zu erhalten, was auch durch die gemeinsamen Veranstaltungen und gegenseitigen Einladungen dokumentiert werde. Dazu gehörten höchst interessante Einblicke in die tägliche Arbeit des Transporthubschrauberregiment 30, die den großen Stellenwert in der Region zum Ausdruck brachten.

Gute Zusammenarbeit

Sie habe direkt am Flugplatz Niederstetten erleben dürfen, wie gut eine Zusammenarbeit zwischen der zivilen und der militärischen Seite funktioniere und sie könne nur dazu ermutigen, das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz auf ziviler und militärischer Seite auf diesem guten Niveau fortzuführen.

In ihrer zweijährigen Amtszeit konnte Warken zudem das Regiment intensiver kennenlernen und einige Dinge anstoßen – unter anderem einen gemeinsamen Termin mit dem Technischen Hilfswerk (THW). Zwei besondere Höhepunkte waren der Besuch in Donauwörth bei Airbus Helicopters und der Waffensystemwechsel des SAR-Kommandos in Holzdorf mit der damaligen Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Zum Schluss unterstrich Nina Warken, dass sie den engen Austausch mit den Soldatinnen und Soldaten auch künftig fortführen wolle: „Die Bundeswehr war und gehört weiterhin in die Mitte der Gesellschaft. Das Transporthubschrauberregiment 30 ist ein fester Bestandteil der Stadt, der Region, des Landkreises, ja unserer Heimat.“

Fest verwurzelt

Wie der neue Tauberfränkische Kommandeur, Christoph Schauder, in einer E-Mail an den Regimentskommandeur zum Ausdruck bringt, sieht er die Bundeswehr im Main-Tauber-Kreis fest verwurzelt.

Ausdruck der Verankerung sei unter anderem die förmliche Patenschaft aus dem Jahre 2010 zwischen dem Landkreis Main-Tauber und dem Transporthubschrauberregiment 30 mit dem Ziel, das Verständnis der Kreiseinwohner für die Bundeswehr als Instrument einer wehrhaften Demokratie zur Friedensicherung zu fördern und das gegenseitige Kennen und Verstehen zu vertiefen.

Es sei ihm ein persönliches Anliegen sich für die berechtigten Interessen der Truppe einzusetzen und die bestehende Patenschaft weiter zu pflegen.

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