Bildungszentrum Niederstetten - Rektor Norbert Umlandt stellte den aktuellen Stand der pädagogischen Arbeit an seiner Schule vor

"Wir werden um jeden Schüler kämpfen"

Von 
Bettina Semrau
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Eine Schule im Umbruch: Mit neuen Unterrichtsformen und -angeboten will sich das Bildungszentrum Niederstetten an die geänderten Bedürfnisse anpassen.

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Niederstetten. "Wir werden um jeden Schüler kämpfen", versprach Norbert Umlandt, Rektor des Bildungszentrums Niederstetten, dem Gemeinderat, als es um die künftige Größe seiner Schule ging. Das von Landratsamt und Staatlichem Schulamt vorgelegte Grundlagenpapier über die regionale Schulentwicklung im Main-Tauber-Kreis war Hauptthema der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend. Hintergrund der Untersuchung ist der demografische Wandel: Das Land will die Weichen stellen und fordert von Kreisen und Städten Konzepte.

Am Ende des Abends beschloss man, die Realschule am Bildungszentrum dadurch weiterzuentwickeln, dass dort künftig auch der Hauptschulabschluss gemacht werden kann. Damit würde die Werkrealschule in der Realschule aufgehen. Voraussetzung ist hier allerdings, unterstrich Zibold, dass die Landesregierung hierfür die nötigen Gesetze verabschiedet.

Das Bildungszentrum vereinigt unter seinem Dach eine Grundschule, eine Realschule und eine Werkrealschule. Letztere Schulform sei, so Zibold, ein von der vorherigen Landesregierung versuchsweise eingeführtes Schulkonzept, das sich jedoch nicht als erfolgreich erwiesen hat. Auch nicht in Niederstetten. Die Schülerzahlen sinken hier seit Jahren und der Werkrealschule droht die Schließung. Derzeit hat das Bildungszentrum bei neun Hauptschülern und 48 Realschülern insgesamt 57 Schüler in der Eingangsklasse, also eine klare Dreizügigkeit mit kleinen Klassen. Doch diese Zahlen werden nicht zu halten sein.

Und so ist am Bildungszentrum in Niederstetten im Moment einiges im Umbruch, wie Rektor Umlandt bei seiner engagierten Darstellung der pädagogischen Arbeit an seiner Schule ausführte. Das liegt einerseits an den aus verschiedenen Gründen sinkenden Schülerzahlen, andererseits am Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. Es gibt kaum noch Eltern, die ihre Kinder auf die Hauptschule schicken wollen (Umlandt: "Diese Schulart hat keine Chance mehr") und "dadurch haben wir einige Schüler auf der Realschule, die normalerweise auf die Hauptschule gegangen wären", sagte Umlandt und betonte: "Wir müssen diese Vielfalt auffangen".

Diesem teils stark unterschiedlichen Leistungsniveau wolle man durch Unterricht Rechnung tragen, der sich individuell an die Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes anpasse. Dabei habe man ausdrücklich nicht nur die schwächeren Schüler im Blick, sondern auch die Schüler, die schulische Herausforderungen bräuchten, betonte Umlandt. Praktisch wird das durch ein neues pädagogisches Konzept umgesetzt. Neben dem üblichen Lernen im Klassenverband gibt es die so genannten "LiZ-Stunden". Diese "Lernintensive Zeit", in der die Schüler "differenziert üben" können, werde am Bildungszentrum bereits mit Erfolg praktiziert. "Fordern und fördern", heiße hier die Devise, so der Rektor.

Ergänzt wird das Konzept durch neue und bewährte Unterrichtsformen: So wird das musische Profil aus Trommeln, Theater, Tanz und BiZ-Players weiter gefördert, das technische Profil mit handwerklichem Arbeiten weiterentwickelt und in dem Profil "LeBe" sollen den Schülern lebenspraktische Dinge an die Hand gegeben werden. Bewegung und Ernährung, Abenteuer- und Vertrauensspiele, geschlechtergetrennte Aktivitäten und Gymnastik werden unter anderem angeboten. Um das Konzept zu optimieren, gebe es ein "produktives Miteiander". "An unserer Schule gibt es ständig eine rege Diskussion zwischen Lehrern und Eltern", versicherte Umlandt. So sei man sich einig, dass man "in Abgrenzung zur Gemeinschaftsschule" auf klaren Strukturen, transparenten Bildungswege und Methodenvielfalt setze.

"Das Bildungszentrum leistet bislang sehr gute Arbeit", lobte Bürgermeister Zibold. Und auch Stadträtin Claudia Korinsky nannte das vorgestellte Konzept "umfassend, gut und konkurrenzfähig". Sie plädierte allerdings dafür, die Vorzüge der Schule "werbewirksam an die Öffentlichkeit zu bringen".

Auch Klaus Lahr sprach sich dafür aus, "etwas Neues zu versuchen. Das hat mehr Chancen als Risiken".

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