Musdorf/Rot am See. Wenn einmal im Jahr aus den durchweichten Äckern die Pkw herausgezogen werden müssen, dann herrscht in und um Rot am See gewissermaßen der Ausnahmezustand. Mit der Muswiese hat nämlich die "fünfte Jahreszeit" begonnen, wie es Bürgermeister Siegfried Gröner nannte.
Highlights zum Abschluss
Krönender Abschluss derselben war am Donnerstag neben dem Feuerwerk am Abend die mittlerweile 25. Mittelstandskundgebung, organisiert vom Bund der Selbständigen. "Special guest" der Jubiläumsauflage war der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Alexander Bonde, der zum Thema "Erfolgreiche Politik für einen starken ländlichen Raum" sprach.
"Wir haben einen starken ländlichen Raum, den es zu halten und zu erhalten gilt", denn letztlich sei er ein Garant für die Wirtschaftskraft im Ländle, so der Politiker. Er sagte den ländlich strukturierten Regionen die aktive Unterstützung der Landesregierung zu, nicht zuletzt durch die erfolgreiche Fortsetzung des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR), das im laufenden Jahr mit 56 Millionen Euro gefördert werde und somit ein Schlüssel dessen sei, dass Baden-Württemberg im Vergleich mit den anderen Bundesländern auf vielen Gebieten so gut dastehe.
"70 Prozent der Fläche, 34 Prozent der Bevölkerung und 30 Prozent der Wirtschaftskraft - das ist der ländliche Raum in Baden-Württemberg", auf den man stolz sein könne, so der Minister zu Beginn seiner Rede. Die große Vielfalt in Verbindung mit einem breitgefächerten regionalen Angebot sowie einem starken Mittelstand, der dafür bürge, sei hauptverantwortlich für den herausragenden Stellenwert des ländlichen Raumes, "um den uns viele andere Regionen beneiden".
Harte Arbeit
Der Erfolg dessen beruhe auf harte Arbeit, auf deren Lorbeeren man sich nicht ausruhen dürfe. Stattdessen müsse man sich dem hohen Wettbewerbsdruck stellen und "auch bereit sein, neue Wege zu gehen", so Alexander Bonde weiter. Um auf diesem Level weitermachen zu können, wolle man die ökologische Modernisierung vorantreiben und gleichzeitig in einer konzertierten Aktion von Land, Kreisen und Kommunen für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen, damit man auch gegen den demografischen Wandel gewappnet sei und eine Abwanderung gerade junger Familien in die Ballungsräume verhindere.
Der Minister nannte in diesem Zusammenhang ein adäquates Wohnumfeld mit genügend Freizeitmöglichkeiten, aber auch zum Beispiel die Unterstützung der Unternehmen, etwa bei der Bereitstellung des "schnellen Internets".
Ebenso müsse der Wandel auf dem Bildungssektor damit einhergehen. Er verteidigte das von der Landesregierung favorisierte zweigliedrige Schulsystem, das in die richtige Richtung zeige und gerade den ländlichen Raum als qualitativ hochwertigen Bildungsstandort stärke. Er kritisierte "die Wackelpolitik der Landes-CDU", die am dreigliedrigen System festhalten wolle und so ländlichen Regionen einen Bärendienst erweise. "Es ist kein Platz für ideologische Spielereien", so Bonde an die Adresse der Union.
Kulturlandschaften erhalten
Der Landespolitiker plädiert für den Erhalt der Kulturlandschaften, "um die Erfolgsgeschichte Ländlicher Raum fortzuschreiben". Bonde forderte die Europäische Union auf, die Fördergelder in der Landwirtschaft gerecht zu verteilen, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Einer Tendenz hin zu bäuerlichen Großbetrieben erteilte er eine klare Absage, vielmehr gelte es, die Vielfalt der Höfe zu unterstützen. Er trete dafür ein, "baden-württembergische Interessen zu vertreten", nicht zuletzt vor dem Hintergrund, da "wir eine Verantwortung für die nächste Generation haben".
Magisches Dreieck
Deswegen sei es von großer Wichtigkeit, das "magische Dreieck" aus Landnutzung, Naturschutz und Tourismus unter einen Hut zu kriegen. Wenn dem so sei, könne das Ländle in jeder Hinsicht optimistisch in die Zukunft blicken. "Wir brauchen kein Heimatministerium", ließ Alexander Bonde eine Spitze in Richtung der neuen bayerischen Staatsregierung los. Denn ein erfolgreich tätiger ländlicher Raum sei für alle Heimat.
Zum Auftakt hatte der Präsident des Landesverbandes des Bundes der Selbständigen, Günther Hieber, die Politik aufgefordert, die Infrastruktur im ländlichen Raum auszubauen, um die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, die die Unternehmen benötigten, um erfolgreich tätig sein zu können.
Zugleich gelte es, neue Belastungen zu verhindern, Steueroasen zu beseitigen und in Deutschland "für eine Steuergerechtigkeit zu sorgen", von der die Industrie genauso wie der Privatsektor partizipieren könne.
"Kalte Progression beenden"
"Wir plädieren für ein Ende der kalten Progression bei der Einkommensteuer und sind für mehr Transparenz", forderte Hieber weiter. Letztlich wäre es sicher nicht unvernünftig, "die Gewerbesteuer zu reformieren und an ihrer Stelle eine kommunale Bürgersteuer zu schaffen". Wenn alle Seiten ihren Beitrag leisteten, könne die Bedeutung des ländlichen Raums weiter steigen.
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